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Schach-WM geht in die Verlängerung

Holger Hank
28. November 2016

Die 12. Partie des WM-Kampfs zwischen Titelverteidiger Magnus Carlsen und Herausforderer Sergej Karjakin endete mit einem weiteren Unentschieden. Jetzt wird der Zweikampf beim Stand von 6:6 im Schnellschach entschieden.

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Magnus Carlsen und Herausforderer Sergej Karjakin
Das Spiel geht weiter...Bild: Reuters/S. Stapleton

Schon nach einer guten halben Stunde war alles vorbei: Die mit einiger Spannung erwartete zwölfte Partie der Schachweltmeisterschaft wird als eine der langweiligsten Partien in der WM-Geschichte in Erinnerung bleiben. Während die Fans ihrem Ärger über das unausgekämpfte "Großmeister-Remis" in den sozialen Medien Luft machten, präsentierten sich Magnus Carlsen und Sergej Karjakin bei der anschließenden Pressekonferenz ganz entspannt und ein wenig erleichtert. "Es ist nicht leicht zwölf Partien gegen Magnus durchzustehen" zeigte sich Herausforderer Karjakin zufrieden. "Ich bin nicht gerade stolz auf diese Partie", gab Carlsen immerhin zu, "aber im Stichkampf werden wir noch einmal vier richtige Schachpartien spielen". Die Entscheidung fällt jetzt am Mittwoch (30.11.2016) im Schnellschach.

 "Berliner Verteidigung" sorgt für Langeweile

Weltmeister Carlsen hatte die zwölfte Partie wieder mit einem Doppelschritt des Königsbauern begonnen und einmal mehr kam es zu einer "Berliner Verteidigung". Diesmal machte diese – oft als zähe Defensivwaffe verschriene - Zugfolge ihrem Ruf alle Ehre. Sergej Karjakin zeigte sich bestens vorbereitet, glich schnell aus und konnte immer mehr Figuren abtauschen. Beide Spieler zogen dabei extrem schnell, was dafür spricht, dass die Variante schon im Vorfeld von den jeweiligen Beraterteams analysiert worden war. Nach 30 Zügen hatten Carlsen und Karjakin keine Lust mehr und besiegelten das Unentschieden.

"Das war ja fast Anti-Schach", fasste die ungarische Online-Kommentatorin Judit Polgar das wenig aufregende Geschehen  zusammen. Die beste Schachspielerin aller Zeiten hatte aber auch eine Erklärung für den Verlauf der Partie: "Carlsen glaubt, er hat die besseren Chancen im Schnellschach und wollte deshalb nichts mehr riskieren." Im Stichkampf werden jetzt zunächst vier Partien mit einer Bedenkzeit von jeweils 25 Minuten gespielt. Für jeden Zug bekommen die Spieler dabei zehn Sekunden zusätzlich. Steht es danach immer noch Unentschieden, geht es weiter mit Blitzschach, bei dem die Spieler nur noch fünf Minuten Zeit haben.

Carlsen ist auch Schnellschach-Spezialist

Magnus Carlsen scheint sich auf den Wechsel zu den Schnellpartien zu freuen: "Es macht Spaß, Schnellschach zu spielen!", sagte der Norweger mit Blick auf den Stichkampf. Carlsen gilt auch bei verkürzter Bedenkzeit als der mit Abstand beste Spieler der Welt und ist aktuell auch in dieser Disziplin offizieller Weltmeister. Beim Schnellschach kommt es vor allem auf ein gutes Stellungsgefühl und Nervenstärke an. Letzteres hat in diesem Match bisher vor allem der russische Herausforderer unter Beweis gestellt, der den Weltmeister in den letzten 12 Runden mit seiner Verteidigungskunst Partie für Partie verzweifeln ließ. Es ist also durchaus möglich, dass der selbstbewusste Champion am Mittwoch als Verlierer das Brett verlässt.