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Schalke enttäuscht, Hannover begeistert

18. August 2011

Hannover 96 zeigt eine beeindruckende Leistung gegen Sevilla und geht als Sieger vom Platz. Nach einer verdienten Niederlage muss der FC Schalke 04 dagegen um den Einzug in die Gruppenphase bangen.

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Spielszene Hannover gegen Sevilla (Foto: dpa)
Viele gelungene Aktionen, viel schöner FußballBild: Picture-Alliance/dpa

Zwei Kunstschüsse, zwei Traumtore - ein überragender Jan Schlaudraff hat aus der Rückkehr von Hannover 96 auf die Europapokal-Bühne nach 19 Jahren ein gelungenes Comeback gemacht. Die sehenswerten Treffer des Ex-Nationalspielers in der 6. und 45. Minute bescherten den Niedersachsen einen schwer erkämpften 2:1 (2:1)-Sieg gegen den FC Sevilla im Play-off-Hinspiel zur Europa League. Die eigentlich hoch favorisierten Gäste kamen nach einem Fehlpass von Steven Cherundolo an der eigenen Strafraumgrenze lediglich durch Frederic Kanoute (37.) zum zwischenzeitlichen Ausgleich.

Entfesselter Schlaudraff trifft doppelt

Die Norddeutschen konnten vor 43.500 Zuschauern gleich die erste Torchance zur Führung nutzen. Nach präzisem Zuspiel von Mohammed Abdellaoue war Schlaudraff in der sechsten Minute mit einem spektakulären Flachschuss mit dem Außenrist erfolgreich, Sekunden vor der Halbzeit traf er nach schönem Doppelpass mit Manuel Schmiedebach volley ins lange Eck.

Tor Jan Schlaudraff (Foto: dpa)
Hannovers Matchwinner Jan Schlaudraff bei seinem ersten Treffer - Torhüter Palop kann nur guckenBild: Picture-Alliance/dpa

Aber auch abseits der Tore war das Spiel der Hannoveraner schön anzusehen. Schnell und mit vielen gelungenen Kombinationen beschäftigte das Team von Trainer Mirko Slomka seinen Gegner. Der kam kaum zur Entfaltung, war bei seinen wenigen Chancen aber immer gefährlich und prüfte Hannovers jungen Torhüter Ron Robert Zieler gleich mehrfach. Zählbares kam aber nur einmal heraus, sehr zur Freude von Mirko Slomka: "Es ist natürlich immer ärgerlich, wenn man zu Hause ein Gegentor kassiert. Aber wir haben verdient gewonnen. Sevilla war technisch beschlagener als wir, deshalb wollten wir früh attackieren, um sie nicht ins Spiel kommen zu lassen. Die Mannschaft hat alles umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten", meinte der Trainer. Torschütze Schlaudraff sagte: "Wir haben verdient gewonnen und eine gute Leistung abgeliefert. Auch im Rückspiel brauchen wir uns nicht zu verstecken."

Allerdings bietet der 2:1-Sieg für das Rückspiel am 25. August in Sevilla noch keine beruhigende Ausgangslage. Schon ein 1:0-Erfolg würde den Andalusiern, die in den Jahren 2006 und 2007 den UEFA-Cup gewinnen konnten, zum Erreichen der Gruppenphase reichen.

Auf guten Anfang folgt Konfusion

Spielszene Helsinki gegen Schalke (Foto: dpa)
Kein Durchkommen: Schalke tat sich schwerBild: picture-alliance/dpa

In relativ weite Ferne ist die Gruppenphase dagegen für den deutschen Pokalsieger FC Schalke 04 gerückt. Ohne seinen Stürmerstar Raúl präsentierte sich der FC Schalke beim 0:2 (0:1) im Playoff-Hinspiel bei Finnlands Fußball-Rekordmeister HJK Helsinki äußerst enttäuschend. Nun droht beim Rückspiel am 25. August in Gelsenkirchen das Aus für die Gruppenphase der Europa League. Keine guten Voraussetzungen für das Selbstvertrauen der Schalker Spieler, aber auch nicht für die immer noch angespannte Finanzlage der "Königsblauen".

Dabei war der DFB-Pokalsieger besser in die Partie gestartet und hatte die Finnen auf dem Kunstrasenplatz von Helsinki zunächst unter Druck gesetzt. Neuzugang Ciprian Marica, der seine Startelf-Premiere feierte, hatte schon früh die Chance zur Führung, scheiterte aber freistehend aus kurzer Distanz an Schlussmann Ville Wallén (12.). Dann aber wendete sich das Blatt urplötzlich: Mit einem wundervollen Linksschuss aus knapp 20 Metern traf der finnische Nationalspieler Teemu Pukki die Schalker ins Mark. Die Mannschaft reagierte verunsichert und kam kaum noch zu bedrohlichen Situationen vor Walléns Gehäuse.

Schalke fällt nichts ein

Stattdessen dominierte HJK. Die Finnen standen weit in der eigenen Hälfte und mussten nur abwarten, bis die wenig kreativen Schalker Angriffbemühungen abgefangen wurden, um dann schnell und gefährlich zu kontern. Bei einem Distanzschuss von Kansikas musste sich Schalkes Schlussmann Ralf Fährmann ganz lang machen, um einen höheren Rückstand zu verhindern (30.). Drei Minuten später rettete Joel Matip in höchster Not gegen Pukki. Bei Schalke lief nichts, nur ein abgefälschter Torschuss von Atsuto Uchida, der den aus dem Jahr 2006 noch für ein Europacupspiel gesperrten Linksverteidiger Christian Fuchs ersetzte, sorgte für Aufregung (42.).

Jubel Teemu Pukki (Foto: dpa)
Mann des Tages: Teemu Pukki erzielte beide Tore für die FinnenBild: Picture-Alliance/dpa

Nach der Pause profitierte Torschütze Pukki von einem krassen Fehler der Schalker Hintermannschaft. Völlig alleine lief er auf das gegnerische Tor zu und schob den Ball ins lange Eck (58.). Wenig später – mittlerweile war auch Finnlands 40 Jahre alte Fußballlegende Jari Litmanen eingewechselt worden – hätte Dawda Bah sogar auf 0:3 erhöhen können. Von Schalke kam dagegen wenig. Viel zu spät schaltete das Team von Trainer Ralf Rangnick einen höheren Gang ein und kam dennoch nicht zu zwingenden Chancen. Einzig ein Schuss von Jan-Klaas Huntelaar wurde auf der Linie geklärt (72.).

Hoffnung auf das Rückspiel

"Wir haben über weite Strecken einfach die falschen Mittel gewählt", analysierte Schalkes Trainer Rangnick nach der Partie. "Wir haben viel zu früh durch die Mitte gespielt und damit diesem Bollwerk von acht Spielern in die Karten gespielt. Wir konnten uns im Zentrum kaum durchsetzen." Beim Rückspiel am 25. August muss das besser werden, sonst droht ein frühes Aus. Ein Sieg mit drei Toren Vorsprung ist nötig, um direkt weiter zu kommen. Bei einem 2:0 nach 120 Minuten ginge es ins Elfmeterschießen. Schalkes Kapitän Benedikt Höwedes glaubt aber trotz der schwachen Vorstellung an eine Chance. "Es ist natürlich ein sehr bitteres Ergebnis für uns, aber wir haben auch noch ein Rückspiel und ich hoffe, dass wir das vor heimischem Publikum noch drehen können."

Autor: Andreas Sten-Ziemons

Redaktion: Tobias Oelmaier