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Mal eben die Saison retten

Stefan Nestler mit sid, dpa
20. April 2017

Der FC Schalke 04 steht im Viertelfinal-Rückspiel der Europa League gegen Ajax Amsterdam mit dem Rücken zur Wand. Und da ist sie auch wieder, die fast schon traditionelle Unruhe bei den Schalkern.

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Fußball Europa League Ajax Amsterdam - FC Schalke 04
Bild: Picture-Alliance/dpa/I. Fassbender

Es brodelt beim FC Schalke 04. Die Fans sind sauer, die Mannschaft ist verunsichert, und die Harmonie der Klubspitze zeigt Risse. "Dass der Druck ziemlich groß ist, sollte jedem klar sein", sagte Nationalspieler Leon Goretzka vor dem Viertelfinal-Rückspiel der Schalker in der Europa League am Donnerstag (Anpfiff 21.05 Uhr, ab 20.50 Uhr im DW-Liveticker) gegen Ajax Amsterdam. Nach der 0:2-Pleite im Hinspiel vor einer Woche und der 1:2-Blamage in der Bundesliga beim Tabellenletzten Darmstadt 98 am Sonntag schrillen in Gelsenkirchen alle Alarmglocken. Nur Platz elf in der Bundesliga-Tabelle, der drohende K.o. in der Europa League - erstmals seit sieben Jahren droht den Königsblauen eine Saison ohne Auftritte auf der internationalen Bühne.

Enttäuschende Bilanz 

Trainer Weinzierl und Manager Heidel bei der Mitgliederversammlung von Schalke 04 im Juni 2016. Foto: dpa-pa
Trainer Weinzierl (l.) und Manager Heidel Bild: picture-alliance/augenklick/firo Sportphoto

Im Mittelpunkt der Kritik stehen Trainer Markus Weinzierl und Manager Christian Heidel. Die Vorschusslorbeeren für die beiden Neu-Schalker zu Saisonbeginn sind längst Ernüchterung, um nicht zu sagen blankem Entsetzen gewichen. Unter Weinzierl verbuchten die Schalker im Schnitt nur 1,28 Punkte pro Bundesliga-Spiel, das ist die schlechteste Bilanz eines Trainers der Königsblauen seit 1993. Heidel kaufte für über 70 Millionen Euro neue Spieler ein, doch die wenigsten Zugänge zündeten. Weinzierl sieht darin offenbar den Hauptgrund für seine bisherige Erfolglosigkeit und kritisierte den früheren Mainzer Manager Heidel unverhohlen: "Schalke hat andere Ansprüche als Mainz 05." Klubchef Clemens Tönnies, der sich für seine Verhältnisse lange mit Äußerungen zur sportlichen Entwicklung des Teams zurückgehalten hatte, meldete sich jetzt zu Wort: "Wir benötigen und erwarten eine klare Struktur und eine Entwicklung. Mit der fehlenden Konstanz und den Leistungsschwankungen sind wir alle unzufrieden."

Springt der Funke über?

Goretzka im Zweikampf mit dem Amsterdamer Viergever. Foto: Reuters
Goretzka (r.) und Co. waren im Hinspiel klar unterlegenBild: Reuters/United Photos/Toussaint Kluiters

Nach der schlimmen Vorstellung im Hinspiel vor Wochenfrist in Amsterdam traut kaum einer den Schalkern das Fußball-Wunder zu, das sie herbeiführen müssen, um doch noch das Halbfinale der Europa League zu erreichen. Selbst Weinzierl klang fast schon fatalistisch, als er sagte: "Wir haben in dieser Saison ein ständiges Auf und Ab. Und darauf hoffen wir auch am Donnerstag." Sprich: Es kann doch eigentlich nur besser werden. Leon Goretzka und Co., die sich noch am Sonntag in Darmstadt von den eigenen Fans als "Scheiß-Millionäre" beschimpfen lassen mussten, setzen dennoch auf die Unterstützung von den Rängen. "Ajax hat eine junge Mannschaft", sagte Goretzka. "Wenn der Funke auf die Fans überspringt, kann eine Stimmung entstehen, die Ajax überfordert."

Younes warnt vor Überheblichkeit

Ajax-Spieler bejubeln Treffer gegen Schalke. Foto: Getty Images
Jung und selbstbewusstBild: Getty Images/AFP/P. Stollarz

Den Eindruck, als könnte dies wirklich geschehen, hinterließ die Amsterdamer Mannschaft mit einem Altersschnitt von 22 Jahren beim 2:0 im Hinspiel jedoch nicht. Sie hatte das verunsicherte Schalker Team so sehr im Griff, dass die beiden deutschen Spieler im Ajax-Kader, Amin Younes und Heiko Westermann, ihre Teamkollegen seit Tagen davor warnen müssen, den Bundesligisten bloß nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. "Unsere Chancen stehen sehr, sehr gut", sagte der frühere Mönchengladbacher Profi Younes. "Aber Schalke kann über die Europa League die Saison retten. Und sie haben die Qualität, immer zwei Tore zu machen." Das gelte jedoch auch für Ajax, schob der frühere deutsche U21-Nationalspieler selbstbewusst nach. "Seitdem ich hier bin, waren wir noch in keinem Spiel klar unterlegen."

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter