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Afghanistan: Schlüssel für Stabilität

Waslat Hasrat-Nazimi15. Juni 2012

In Afghanistans Hauptstadt Kabul haben sich Vertreter aus 30 Ländern zu einer Regionalkonferenz getroffen. Bei der eintägigen Veranstaltung ging es um die Zukunft Afghanistans und um Stabilität in der Region.

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Konferenz Afghanistan

In einem seiner Gedichte bezeichnete Pakistans Nationaldichter Iqbal Lohari Afghanistan als das Herz Asiens. "Heart of Asia" hieß daher auch die Konferenz in Afghanistan zur grenzübergreifenden Zusammenarbeit in der Region. Sie war die zweite nach der im vergangenen Jahr in Istanbul gestarteten Initiative. Im Vordergrund der Beratungen stand neben dem Kampf gegen den Terrorismus und die Drogenbekämpfung auch eine stärkere wirtschaftliche Vernetzung. Der türkische Außenminister, Ahmet Davutoğlu, unterstrich die Bedeutung Afghanistans: "Afghanistan ist das Herz Asiens und ohne Stabilität und Sicherheit dort kann es keine Stabilität und Sicherheit in Asien geben. Basierend auf diesem Verständnis haben wir den regionalen Prozess auf drei Säulen gestellt".

Regelmäßige politische Konsultationen, ein nachhaltige Stärkung des gegenseitigen Vertrauens, sowie die Stärkung regionaler Organisationen sollen Afghanistan stärker in die Region einbinden. Zudem einigte man sich auf sieben vertrauensbildende Maßnahmen, dazu gehören Katastrophenschutz, Aufbau von regionalen Handelskammern, bessere Infrastruktur, Bildungsinitiativen und eine Vertiefung der Wirtschaftsbeziehungen.

Misstrauen abbauen

Diese Maßnahmen sollen auch einen wichtigen Beitrag dazu leisten, vorhandenes Misstrauen in den Nachbarländern Afghanistans, vor allem in Iran und Pakistan, abzubauen. Beide Länder fühlen sich von der Präsenz der USA in Afghanistan bedroht. Der iranische Außenminister Ali Akbar Salehi warf den USA während der Konferenz vor, sie trügen nicht zum Frieden bei, indem sie Militärbasen in Afghanistan errichten, sondern sie machten im Gegenteil Afghanistan wieder zu einem Schauplatz von Rivalitäten zwischen den Großmächten.

Der afghanische Außenminister Zalmay Rasoul versuchte, die Bedenken Irans zu zerstreuen: "Trotz starker Militärpräsenz in Afghanistan ist in den letzten Jahren keine Gefahr für den Iran ausgegangen", betonte er. "In der gemeinsamen Strategie mit den USA haben wir unterschrieben, dass von afghanischem Boden keine Gefahr für die Nachbarländer ausgehen wird. In diesem Sinne wollen wir Vertrauen aufbauen."  Ein friedliches Afghanistan sei auch für den Iran von größerem Vorteil, so Rasoul weiter. Das gleiche gelte auch für Pakistan. Um die bestehenden Spannungen zu glätten, wolle Afghanistans Präsident Hamid Karzai so bald wie möglich in Pakistan Gespräche über die Bekämpfung der Taliban führen.

Wirtschaft und Handel fördern

Um dem Terrorismus den Nährboden zu nehmen, sei es besonders wichtig, die Wirtschaftsentwicklung Afghanistans zu stärken, sagte der deutsche Außenminister Guido Westerwelle. Er betonte auf der Kabuler Konferenz, dass mehr regionaler Handel und Austausch den Prozess zu mehr Stabilität enorm beschleunigen könnten.

Außenminister Guido Westerwelle bei der Heart of Asia-Konferenz in Kabul (Foto: dpa)
Guido Westerwelle, deutscher Außenminister: "regionaler Handel fördert Stabilität"Bild: picture-alliance/dpa

Dies bekräftigte auch der afghanische Handelsminister Anwar ul-Haq Ahady: "Die regionale Zusammenarbeit ist ein wichtiger Weg für den Frieden und wirtschaftlichen Fortschritt. Im vergangenen Jahr auf der Vorgängerkonferenz in Istanbul hat Afghanistan im Fokus gestanden. In diesem Jahr hoffen wir nicht nur, dass Afghanistan seine Chancen auf Frieden vermehren kann, sondern auch dass die gesamte Region wirtschaftlichen Wohlstand erlangt." Ahady betonte die Bedeutung der sieben vertrauensbildenden Maßnahmen, um dies zu bewerkstelligen. Welche Rolle die afghanische Regierung dabei spielen wird, ließ er jedoch offen.

Das "Herz Asiens" stärken

Offen blieb auch, wie eine regionale Zusammenarbeit sich auf die Menschen in Afghanistan auswirken soll, kritisierte Farida, eine Abgeordnete des afghanischen Parlament: "Es wurde außer Acht gelassen, wie die Regierung bisher ihren Pflichten den Afghanen gegenüber nachgekommen ist. Insgesamt ging es in der Konferenz hauptsächlich um die Ziele der ausländischen Länder."

Dennoch sei diese Konferenz ein guter Schritt gewesen für die Zukunft Afghanistans - und damit auch für die gesamte Region, sagte die Abgeordnete. Oder wie der Dichter Iqbal Lahori es sinngemäß ausdrücken würde: je stabiler das  "Herz Asiens" schlägt, desto besser geht es auch dem "Körper", der Region Asien.