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Schlagabtausch zwischen Edwards und Cheney

6. Oktober 2004

Die Irak-Politik entwickelt sich immer mehr zum zentralen Streitpunkt zwischen Republikanern und Demokraten im Präsidentschaftswahlkampf der USA – so auch beim Fernsehduell der beiden Vize-Kandidaten Cheney und Edwards.

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Notizen machen, während der andere sprichtBild: AP


Vier Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl haben Vizepräsident Dick Cheney und sein demokratischer Rivale John Edwards 90 Minuten lang in einem mit harten Bandagen geführten TV-Duell energisch um die Gunst der Wähler geworben. Im Zentrum des Kräftemessens vor dem Millionenpublikum standen am Dienstagabend (6.10.) die Irak-Politik und die Terrorbekämpfung. Während Cheney immer wieder Kerry angriff, nannte Edwards Bush nur selten beim Namen.

Edwards: Zahlreiche "Fehlurteile"

John Edwards warf der US-Regierung vor, die Lage im Irak zu schönen. Er widersprach der Darstellung, dass es eine direkte Verbindung zwischen dem gestürzten irakischen Staatschef Saddam Hussein und dem Terrornetzwerk von Osama bin Laden gegeben habe. Der 51-Jährige sprach sich dafür aus, so schnell wie möglich mehr irakische Sicherheitskräfte auch im Ausland auszubilden. Darüber hinaus müsse das Tempo beim Wiederaufbau erhöht werden, damit die Iraker greifbare Ergebnisse sehen könnten. Außerdem müssten mehr Alliierte an die Seite der USA gebracht werden. Edwards warf Cheney und US-Präsident George W. Bush vor, in der Irak-Frage unaufrichtig zu sein und die Öffentlichkeit irrezuführen.

Edwards verwies auf zahlreiche "Fehlurteile" der amtierenden Regierung. Die USA bräuchten in den kommenden vier Jahren keine Erfahrung, wie sie Bush und Cheney in die Politik einbrächten, sondern "wir brauchen einen Neustart." Derzeit herrsche im Irak ein wüstes "Durcheinander", sagte Edwards. Das sehe nicht nur er so, sagte er in Anspielung auf die Äußerungen des früheren US-Zivilverwalters Paul Bremer. Dieser hatte am Vortag gesagt, die US-Armee habe "nie genügend Soldaten vor Ort" im Irak gehabt.

Cheney: "Die Welt ist sicherer"

Dick Cheney (63) gilt als einer der stärksten Vizepräsidenten in der US-Geschichte und als einer der entschiedensten Befürworter des Irakkrieges. Und so zeigte er sich denn auch optimistisch, dass sich der Erfolg im Irak als Kombination aus freien Wahlen und der Bildung einer demokratischen Regierung sowie der weiteren Ausbildung von Sicherheitskräften einstellen werde. Nach den Worten Cheneys ist Welt sicherer geworden, seit Ex-Präsident Saddam Hussein im Gefängnis sitzt. Er behauptete aber erneut, dass es eine Verbindung zwischen dem frühreren irakischen Staatschef und dem Terrornetzwerk El Kaida gebe. Diese Aussage stand im Gegensatz zu der von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, der zuvor erklärt hatte, er habe keine "starken, harten Beweise" für eine Verbindung zwischen Saddam Hussein und El Kaida gesehen.

Unfähig sind immer nur die anderen

Cheney hielt Edwards vor, seine politischen Positionen mehrfach gewechselt und bei einer Vielzahl von Sitzungen und Abstimmungen im US-Senat gefehlt zu haben. Außerdem unterstellte er Edwards und dem Bush-Herausforderer John Kerry Wankelmut und fehlende Glaubwürdigkeit. Kerry und Edwards seien nicht in der Lage, Staaten entgegenzutreten, die den Terrorismus unterstützen. Sie hätten eine "sehr begrenzte Vorstellun"' vom Einsatz der Streitkräfte zur Verteidigung Amerikas. Cheney strich außerdem seine langjährige Erfahrung im Staatsdienst heraus. Präsidentschaftskandidat John Kerry und Edwards hätten bei Verteidigungsfragen immer auf der falschen Seite gestanden, sagte Cheney.

Im Gegenzug griff Edwards wie erwartet den Vizepräsidenten wegen dessen Verbindungen zum texanischen Ölservice-Konzern Halliburton an. Cheney sei Vorsitzender des Konzerns gewesen, als Halliburton Geschäfte mit eingeschworenen Feinden der USA gemacht habe, sagte Edwards. Außerdem seien unter der Präsidentschaft von US-Präsident George W. Bush und Vizepräsident Cheney erstmals seit 70 Jahren mehr Arbeitsplätze verloren gegangen als geschaffen worden.

Nebenschauplatz mit Bedeutung

Die Debatten zwischen den Anwärtern auf die Vize- Präsidentschaft sind im US-Wahlkampf meist von untergeordneter Bedeutung. Dieses Mal könnten sie jedoch einen wichtigen Ausschlag geben, da US-Präsident George W. Bush und John Kerry derzeit in Umfragen fast gleichauf liegen. Beim ersten TV-Duell zwischen Kerry und Bush hatten Umfragen zufolge die Demokraten punkten können. Während die beiden Stellvertreter nur ein Fernsehduell im Wahlkampf absolvieren, werden Bush und Kerry noch zweimal vor den TV-Kameras gegeneinander antreten. (arn)