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Schlecker-Frauen: Kita statt Kasse

8. Juni 2012

Durch die Pleite der Drogeriemarkt-Kette Schlecker sind Tausende arbeitslos. Umschulen zur Altenpflegerin oder Erzieherin, empfiehlt Bundesarbeitsministerin von der Leyen.

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Erzieherinnen mit kleinen Kindern, die in Spiel-Kinderwagen sitzen Foto: dpa
Bild: picture-alliance/dpa

Für die Tochterunternehmen "IhrPlatz" und "Schlecker XL" der insolventen Drogeriemarkt-Kette Schlecker geht es an diesem Freitag ums Ganze. Im Laufe des Tages wollen sich der Münchner Investor Dubag und der Hauptgläubiger Euler Hermes zu Gesprächen über einen Einstieg von Dubag treffen. Dubag will die 490 "IhrPlatz"-Filialen übernehmen und die 342 "Schlecker XL"-Märkte dort eingliedern. In den verbliebenen Schlecker-Läden begann gleichzeitig der Ausverkauf.

Ausweichen auf Betreuung und Pflege

25.000 Beschäftigte von Schlecker wurden bereits gekündigt oder stehen vor der Kündigung. Ihnen empfiehlt Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen durch Umschulung neue Berufsperspektiven zu finden. Nach einem Treffen mit dem Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, und dem ver.di-Gewerkschafts-Vorsitzenden Frank Bsirske, sprach die CDU-Politiker vom gemeinsamen Anliegen, Schlecker-Frauen in Mangelberufe umzuschulen. Das Geld dafür stehe zur Verfügung.

Gerade in strukturschwachen Gebieten, in denen es meist wenig Arbeitsplätze im Handel gebe, würden Erzieherinnen und Arbeitskräfte in der Altenpflege oft händeringend gesucht, sagte von der Leyen weiter.

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder begrüßte die Initiative für eine Umschulung von Schlecker-Mitarbeiterinnen zu Kita-Erzieherinnen. "Es geht hier nicht darum, jemanden in eine Umschulung zu pressen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass unter diesen lebenserfahrenen Frauen viele mit Freude und Engagement diese neue berufliche Chance ergreifen wollen", sagte die Ministerin der "Süddeutschen Zeitung".

Ver.di-Chef Bsirske vor einer Schlecker-Filiale Foto:ddp
Auch Ver.di-Chef Bsirske plädiert für UmschulungenBild: dapd

Langfrist-Berufe statt Kurzzeit-Jobs

Ver.di-Chef Bsirske sprach mit Blick auf die 25.000 Kündigungen von der "größten Insolvenz in der Geschichte der Bundesrepublik". Die Frauen träfen auf einen Arbeitsmarkt im Einzelhandel, "der bei 360.000 Arbeitssuchenden 25.000 offene Stellen aufweist". Viele Schlecker-Frauen seien nach der ersten Kündigungswelle lediglich in unbezahlte Praktika oder Urlaubsvertretungen vermittelt worden.

Weniger als 2500 hätten einen vollwertigen Job angetreten. Die Qualifizierung in Mangelberufe wie Erzieherin oder Altenpflegerin könne aber den ehemaligen Schlecker-Beschäftigten eine Chance eröffnen. Dabei gehe es um reguläre mehrjährige Ausbildungen. Während der Ausbildung stehe den ehemaligen Schlecker-Frauen Arbeitslosengeld I zu.

Ein Datum für das endgültiges Ende der Schlecker-Läden gibt es noch nicht; zuletzt war von Ende Juni die Rede gewesen. Die Abwicklung des Konzerns - der Ausverkauf der restlichen Ware sowie etwa der Verkauf von Immobilien und Auslandsgesellschaften - könnte laut Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz zwischen 500 und 700 Millionen Euro bringen. Dem stehen bislang Forderungen in Höhe von 665 Millionen Euro entgegen.

gb/SC (dpa,AP,rtr)