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Schock über Anschlag auf Fußballer

10. Januar 2010

Bei einem Angriff auf den Mannschaftsbus Togos in Angola wurden mindestens zwei Menschen getötet. Das Team wurde nach einem Machtwort von Premierminister Gilbert Houngbo vom Afrika-Cup zurückbeordert.

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Polizisten eskortieren den Mannschaftsbus Togos nach dem Anschlag (Foto: AP)
Verstärkter Schutz nach dem AngriffBild: AP

Das Organisationskomitee des Afrika-Cups warf dem Team Togos vor, Sicherheitshinweise missachtet zu haben. "Die Regeln waren eindeutig. Kein Team sollte mit dem Bus anreisen", sagte Virgilio Santos, ein Mitglied des Organisationskomitees. "Ich weiß nicht, was Togo bewogen hat, es trotzdem zu tun." Eine Rebellengruppe, die für die Unabhängigkeit der erdölreichen Region Cabinda kämpft, hatte die Verantwortung für den Terroranschlag übernommen.

Der Mannschaftsbus der Fußballer aus Togo war nach der Einreise aus der Demokratischen Republik Kongo nach Angola unter Maschinengewehrfeuer geraten. Nach Agenturberichten wurden der Assistenztrainer des Teams und der Pressesprecher getötet. Mehrere weitere Businsassen wurden verletzt."Wir wurden wie Hunde beschossen. Die Angreifer waren bis an die Zähne bewaffnet. Wir haben uns 20 Minuten lang unter unseren Sitzen versteckt gehalten", sagte Togos Stürmer Thomas Dossevi, Profi des französischen Clubs FC Nantes. "Es war schrecklich." Unter den Verletzten sind auch zwei Nationalspieler.

Unklarkeit über Teilnahme Togos beim Afrika-Cup

Togos Superstar Adebayor jubelt über einen Treffer für seinen Club Manchester City. Foto: AP
Togos Superstar AdebayorBild: AP

Ob die Nationalmannschaft am Afrika-Cup in Angola teilnimmt, war zunächst unklar. Die togoische Regierung forderte die Nationalmannschaft am Sonntag (10.01.2010) erneut auf, bei dem Turnier nicht anzutreten und nach Hause zurückzukehren. "Wenn Spieler oder andere Personen unter unserer Flagge stehen, dann repräsentieren sie nicht unser Land", sagte Togos Premierminister Gilbert Houngbo. Er reagierte damit auf die Äußerung von zwei Spielern, das Team wolle trotz des tragischen Ereignisses beim Afrika-Cup antreten - im Gedenken an die Todesopfer des Angriffs.

Der in Grenoble spielende Alaisys Romao sagte der französischen Sportzeitung "LEquipe", die ganze Mannschaft habe sich getroffen, "und letztlich werden wir am Montag gegen Ghana auf den Platz gehen". Stürmer Thomas Dossevi erklärte, die Entscheidung sei fast einstimming gefallen. "Uns schmerzt das Herz, das ist keine Party mehr, aber wir wollen unsere Nationalfarben, unsere Werte zeigen und dass wir Männer sind." Der Nationalspieler kritisierte zugleich, dass der afrikanische Fußballverband (CAF) eine Verschiebung von Togos erstem Spiel bis nach der Beerdigung der Anschlagsopfer abgelehnt habe. Der Afrika-Cup wird von Sonntag an bis zum 31. Januar ausgespielt.

Am Samstag hatte Togos Star Emmanuel Adebayor vom englischen Premier-League-Verein Manchester City noch erklärt, "niemand ist bereit, hier sein Leben zu riskieren. Ich denke, dass viele Spieler nach Hause wollen. Sie haben gesehen, wie ein Mitspieler mit einer Kugel im Körper schrie, bewusstlos wurde und das alles."

Touré unverletzt

Portrait Wolfgang Holzhäuser, Geschäftsführer des Bundesligisten Bayer Leverkusen. Foto: picture-alliance/dpa
Bayer-Geschäftsführer Holzhäuser: Warum in Angola?Bild: picture-alliance/ dpa

Der 22 Jahre alte Verteidiger Assimiou Touré vom Bundesliga-Spitzenreiter Bayer Leverkusen blieb nach Informationen seines Clubs unversehrt. "Wir sind bestürzt", sagte Leverkusens Kapitän Simon Rolfes. "Wir denken an unseren Mitspieler und natürlich auch daran, dass in vier, fünf Monaten in Afrika die Weltmeisterschaft stattfindet." Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser äußerte Unverständnis darüber, dass der Afrika-Cup überhaupt nach Angola vergeben worden sei, "obwohl in dem Land seit Jahren Unruhen und bürgerkriegsähnliche Zustände geherrscht haben".

Der Weltfußball-Verband FIFA forderte den afrikanischen Verband auf, einen umfangreichen Bericht über den Anschlag auf die Mannschaft Togos vorzulegen. "Die FIFA und ihr Präsident Joseph S. Blatter sind zutiefst ergriffen von den Geschehnissen, mit denen die Nationalmannschaft Togos konfrontiert wurde, und drückt ihr ihre tiefe Anteilnahme aus", teilte der Weltverband mit.

Keine Absage des Afrika-Cups

Portrait des früheren Nationaltrainers Togos, Otto Pfister. Foto: AP
Togos Ex-Trainer Pfister: "Nicht in Panik verfallen"Bild: AP

Die CAF will das Turnier wie geplant am Sonntag mit dem Spiel zwischen Gastgeber Angola und Mali beginnen lassen. "Unsere höchste Priorität gilt der Sicherheit der Spieler, doch das Turnier wird stattfinden", sagte Mediendirektor Suleimanu Habuba. Der deutsche Trainer Otto Pfister, der bei der WM 2006 in Deutschland das Nationalteam Togos betreut hatte, äußerte Verständnis für diese Haltung. "Der Afrika-Cup ist ein unglaubliches Event für die Afrikaner. Man darf ihn nicht absagen." Andernfalls werde man erpressbar. Der 72-Jährige räumte jedoch ein, dass der Anschlag einen Schatten auf die Weltmeisterschaft vom 11. Juni bis 11. Juli in Südafrika werfen könnte. "Das ist ein echter Schlag für Afrika. Die Kritiker werden nun Oberwasser bekommen." Allerdings, so Pfister, dürfe man Angola nicht mit Südafrika verwechseln. "Man sollte nicht in Panik verfallen."

Autor: Stefan Nestler / Ursula Kissel (dpa/sid/afp/rtr)
Redaktion: Calle Kops