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Schon etwas Hafenflair

Vera Jansen, dpa8. Mai 2012

In drei Monaten sollen im Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven Schiffe anlegen. Auch wenn es auf der Großbaustelle schon ein wenig nach Hafen aussieht: Bis zur Eröffnung im August bleibt noch eine Menge Arbeit.

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Gelände des neuen Jade-Weser-Ports in Wilhelmshaven (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Vier Containerbrücken - derzeit die größten auf der Welt - ragen mit ihren Auslegern 126 Meter in die Höhe. Sie sind ein weithin sichtbares Zeichen für den ersten deutschen Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven. Im Jade-Weser-Port ist schon ein bisschen Hafenatmosphäre zu spüren, auch wenn bislang noch kein Container bewegt wurde und kein Schiff am Kai festgemacht hat, der in Wilhelmshaven traditionell "Kaje" genannt wird. In drei Monaten soll der Hafen mit zunächst zwei Liegeplätzen für die Containerriesen in Betrieb gehen. Zur Eröffnung am 5. August mit 1300 geladenen Gästen werde ein Schiff der dänischen Maersk-Gruppe am Kai liegen, sagt Hans-Jürgen Fritsch vom Eurogate Container Terminal Wilhelmshaven, dem künftigen Hafenbetreiber.

Milliardenschweres Prestigeprojekt

Doch bis das milliardenschwere Prestigeprojekt der Bundesländer Niedersachsen und Bremen an den Start geht, sind noch etliche Baustellen zu Ende zu bringen. Eurogate muss seine Betriebsgebäude fertigstellen, rund um das Terminalgelände fast fünf Kilometer Zaun ziehen. Außerdem gilt es, das Zusammenspiel neuer EDV-Systeme, der Mitarbeiter und Geräte auszuprobieren und Abläufe zu simulieren. Mit 400 Mitarbeitern wolle Eurogate starten, sagt Fritsch.

Vor allem aber müssen die in der Spundwand entdeckten Nahtrisse repariert werden. In der 1725 Meter langen Kaje gibt es insgesamt etwa 4000 sogenannte Schlossverbindungen, bei rund 170 wurden Risse von 10 bis 20 Zentimeter Länge entdeckt. "Schlosssprengungen hat es schon immer beim Kajenbau gegeben", meint Fritsch. Auffällig sei in diesem Fall, dass in einem Teilbereich der Kaje besonders viele Schäden festgestellt worden seien. Die Ursache ist nach seinen Worten noch völlig unklar. Auf die Sicherheit der Kaje haben Schlosssprengungen keine Auswirkung. "Die kann nicht umkippen", erklärt Fritsch.

Eine Betonwand soll bis zum 30. Juni vor das Stück mit den meisten Schäden gesetzt werden. Wer die Kosten in Höhe von 40 bis 50 Millionen Euro übernehmen muss, ist noch nicht geklärt. Niedersachsens Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP) geht von einem Versicherungsschaden aus. Gutachter sollen die Ursache klären.

Spekulationen um Eröffnungstermin

Die Mängel in der Spundwand hatten wochenlang für Spekulationen über den Eröffnungstermin gesorgt. "Die Meldungen waren irritierend für den Markt", sagt der Geschäftsführer der Jade-Weser-Port Logistics Zone, Jan Miller, der für die Vermarktung des 160 Hektar großen Güterverkehrszentrums im Hafen zuständig ist. Er sei froh, dass die Sanierungsmethode für die Kaje beschlossen sei und "der 5. August als Starttermin feststeht".

27 Hektar seien vergeben, über noch 50 Hektar werde verhandelt, sagt Miller. Als erstes Unternehmen wird die Nordfrost-Gruppe mit einem Frischezentrum an den Start gehen - am 5. August. Das Gebäude ist fast fertig. Die meisten Unternehmen werden nach Millers Angaben erst 2013 mit einem Bau beginnen. Momentan sei die Entscheidung für eine Ansiedlung eher strategisch. "Eine operative Notwendigkeit kommt erst mit den Schiffen und der Ladung."

Pleiten, Pech und Pannen

In der Geschichte um den einzigen deutschen Tiefwasserhafen an der Jade mit einer 18 Meter tiefen Fahrrinne reihen sich Pleiten, Pech und Pannen aneinander. Schon aus der Auftragsvergabe wurde 2007 ein juristisches Tauziehen. Das im Bieterverfahren unterlegene Baukonsortium klagte vor dem Oberlandesgericht und gewann. Der Streit verzögerte den Baubeginn. Trotzdem hielt die damalige niedersächsische Landesregierung unter Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) und Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP) lange an der Hafeneröffnung 2010 fest. Dann sollte es der 5. November 2011 werden.

Es bleibt fraglich, ob der nun anvisierte 5. August den Startschuss für die erhoffte Erfolgsstory im Land Niedersachsen gibt. Die größten Containerschiffe der Welt sollen voll beladen tideunabhängig rund um die Uhr den Hafen anlaufen und mit Rotterdam und Antwerpen konkurrieren. Ein nochmaliges Verschieben könnte vor der Landtagswahl im Januar 2013 der Opposition Munition für den Wahlkampf liefern.