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Schwab Foundation ehrt Sozialunternehmer

Manuela Kasper-Claridge z. Zt. New York
24. September 2018

Parallel zur Generalversammlung der UNO veranstaltet das Weltwirtschaftsforum in New York gerade den "Sustainable Development Impact Summit". Dort dreht sich alles um nachhaltiges Unternehmertum.

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USA | UN-Gebäude in New York
Bild: picture-alliance/dpa/prisma

Soziales Unternehmertum an Rande der UN-Vollversammlung

Es ist ein ganz besonderer Moment für Muhammad Amjad Saqib als er auf die Bühne in New York gerufen wird. Der Pakistaner wird an diesem Tag von der "Schwab Foundation for Social Entrepreneurship" ausgezeichnet. Der große Auftritt liegt ihm nicht. Bescheiden steht er auf der Bühne, zusammen mit den anderen Sozialunternehmern, die an diesem Abend für ihre herausragende Arbeit mit dem "Social Entrepreneurs of the Year"-Preis geehrt werden.

Zinslose Kredite für Arme hat Saqib in Pakistan mit seiner Organisation "Akhuwat" eingeführt. Das mag zuerst verrückt klingen, denn eigentlich wollen doch die meisten Geld verdienen, wenn sie Kredite vergeben. Auch bei Mikro- oder Kleinstkrediten werden normalerweise hohe Zinsen verlangt. 30 Prozent und mehr sind üblich. Nicht so bei Saqib.

Muhammad Amjad Saqib (rechts) zusammen mit den diesjährigen "Social Entrepreneur of the Year"-Preisträgern (Foto: DW/M. Kasper-Claridge)
Muhammad Amjad Saqib (rechts) zusammen mit den anderen "Social Entrepreneur of the Year 2018"-Preisträgern in New YorkBild: DW/M. Kasper-Claridge

Kleinstkredite, ohne Zinsen

"Wie kann man Armut bekämpfen, wenn man so hohe Zinsen verlangt?", empört sich Saqib und verweist auf die Familie. Brüder oder Schwestern würden einander auch helfen – ganz ohne dafür Zinsen zu berechnen. Dieses Vorbild gab den Anstoß für seine Arbeit in Pakistan. Spender geben Geld, um Gutes zu tun. Dieses Geld kommt in einen Pool und wird zinslos als Kleinstkredit an Bedürftige weitergeben. Die gründen mit dem Geld zum Beispiel Unternehmen und schaffen damit Arbeitsplätze. Seit der Gründung von Akhuwat vor 17 Jahren hat das Sozialunternehmen so rund 600 Millionen Dollar in den finanziellen Kreislauf gebracht. "Akhuwat" ist Urdu und bedeutet Brüderlichkeit.

Applaus gibt es an diesem Abend im "Lotte New York Palace Hotel" nicht nur für ihn, sondern auch für die anderen, die mit ihren Unternehmen soziale Veränderungen vorantreiben. Im Publikum sitzen Christine Lagarde, Chefin des Internationalen Währungsfonds, Al Gore, ehemaliger Vizepräsident der USA und Jack Ma, Gründer des chinesischen Internetgiganten "Alibaba". "Gebt nie auf", ruft Lagarde den Preisträgern zu und Ma ergänzt: "Macht die Dinge, an die ihr glaubt."

Die Idee von der sozialen Veränderung

Dass die Idee des sozialen Unternehmertums, des sogenannten Social Entrepreneurship, immer mehr Aufmerksamkeit findet, ist auch der Schwab Foundation zu verdanken. Vor 20 Jahren gründeten Hilde und Klaus Schwab die Stiftung mit dem Ziel, soziale Innovationen zu fördern. "Wir wollten den Menschen vor Ort eine Stimme verleihen, aber wir wollten keine Philanthropie", erzählt Hilde Schwab. Dabei sind sie und ihr Mann Klaus eigentlich für eine ganz andere Organisation bekannt: das Weltwirtschaftsforum, das unter anderem jedes Jahr im Januar den berühmten Gipfel in Davos veranstaltet.

Doch irgendwie finden dort die Unternehmen, die soziale Veränderung bewirken oder fördern – deren Unternehmenszweck also über reinen Profit hinausgeht – nur begrenzte Aufmerksamkeit. Die Schwabs wollten das ändern und ein eigenes Netzwerk schaffen. Das ist ihnen gelungen.

In den vergangenen Jahren wurden 350 Sozialunternehmer ausgezeichnet. Viele bekamen die Gelegenheit, die Mächtigen aus Politik und Wirtschaft zu treffen und für ihre Ideen zu werben.

Das Netzwerk ist wichtig

"Ich lerne und verstehe, dass ich nicht alleine bin", erzählt Maysoun Odeh. Die Palästinenserin hat drei Radioprogramme für Frauen gegründet. "NISAA", wie das Medienunternehmen heißt, berichtet über Themen, die in den klassischen Medien seltener Platz finden. Häusliche Gewalt ist so ein Thema oder aber ganz praktisch die effiziente Vermarktung von Produkten.

Frauenradio in Ramallah

"Nur 19 Prozent der Palästinenserinnen arbeiten außerhalb der Familie", erzählt Odeh, aber viele stellen zu Hause Dinge für den täglichen Bedarf her, Taschen oder bestimmte Lebensmittel etwa. Wie sie diese dann vermarkten können, wissen sie jedoch oft nicht. "Wir geben Tipps und die sind im Übrigen nicht nur für Frauen interessant", lacht Odeh. 2015 wurde sie als Sozialunternehmerin des Jahres ausgezeichnet. 

Unternehmer, die etwas bewegen

Die Schwabs sind sichtlich stolz, auf das, was sie bis jetzt erreichen konnten. "Die Sozialunternehmer von heute werden die Helden von morgen sein", verkündet Klaus Schwab. Seite an Seite mit den Sozialunternehmern scheint er sich besonders wohl zu fühlen. Freundlich lässt er sich lange mit den Preisträgern fotografieren. Dann spricht Al Gore, Ex-Vizepräsident der USA. "Ich bin wirklich begeistert", ruft er in den Saal und nicht nur die Schwabs applaudieren enthusiastisch.