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"Schwabengegner" in Berlin wieder aktiv

23. Dezember 2014

Ein echter Berliner liebt seinen Kiez und sieht ihn ständig von außen bedroht. Aber jetzt gibt es die Gruppe BEGISSA, die wacker gegen Schwaben kämpft.

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Reste von Kartoffelsalat liegen vor dem Bertolt Brecht-Denkmal (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/P. Zinken

Das hätte sich "der arme BB" aus Augsburg im bayerischen Schwaben wahrscheinlich nicht träumen lassen, dass er einmal zur Zielscheibe im Zwist zwischen deutschen Stämmen werden würde. Unbekannte bewarfen das Denkmal des Dichters und Dramatikers Bertolt Brecht (1898 bis 1956) in der Nähe des Theaters "Berliner Ensemble" mit Kartoffelsalat und Buletten.

Zu der ruchlosen Tat bekannte sich eine bislang unbekannte Gruppe namens "BEGISSA - Berliner Eingeborene Gegen Investoren Schwäbischer bzw. Schweizer Abstammung", in einem Schreiben an die Berliner Boulevard-Zeitung "B.Z". Diese schaltete die Sicherheitsbehörden ein.

LKA ermittelt

Das Bekennerschreiben sei an das Landeskriminalamt weitergeleitet worden, das nun ermittele, teilte ein Polizeisprecher mit. Lange blieb das Brecht-Denkmal nicht besudelt. Regen spülte den Salat zum größten Teil weg, den Rest erledigten Mitarbeiter des Berliner Ensembles. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und die Sauerei wieder entfernt", sagte der Hausmeister der "B.Z."

Was nach ziemlich schrägen Humor aussieht und - was den Namen der Gruppe angeht - wie eine Satireaktion gegen die antiislamische Bewegung Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) klingt, hat freilich einen ernsten Hintergrund. In Berlin ziehen die "Schwaben" immer wieder Ärger auf sich, etwa weil die Zugezogenen dafür mitverantwortlich sein sollen, dass die Preise für Wohnungen auf dem Kiez steigen.

Alle sind Schwaben

Zugleich wird die Bezeichnung Schwabe in der Hauptstadt großzügig für alle "Zuwanderer" aus dem Westen und Südwesten Deutschland verwendet: Pedantische Langweiler - Stichwort schwäbische Kehrwoche - , die die Berliner Kiez-Kultur untergraben.

Wolfgang Thierse (Foto: DW/ R. Romaniec)
Wolfgang ThierseBild: DW/R. Romaniec

Prominentester Protagonist im "Schwaben"-oder Spätzle"-Strei" ist Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse. Der im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg wohnende SPD-Politiker hatte zum Jahreswechsel 2012/13 gesagt, die Schwaben sollten sich besser anpassen und lernen, dass es in Berlin "Schrippen" und nicht "Weckle" heiße.

Vor Brecht war in Berlin bereits ein anderer berühmter Schwabe Ziel einer Attacke. Ein Denkmal des Philosophen Hegel (geboren 1770 in Stuttgart) war mit Currywurst beschmiert worden. Falsch informiert waren allerdings diejenigen, die ein Denkmal von Käthe Kollwitz mit Spätzle beworfen hatten. Die 1867 geborene Künstlerin stammt aus Ostpreußen.

wl/ml (dpa)