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Schwaches DFB-Team verliert Brasilien-Test

Marvin Van Daele mit sid, dpa
27. März 2018

Das Spiel zwischen Deutschland und Brasilien stand nach dem historischen 7:1-Sieg bei der WM 2014 unter besonderen Vorzeichen. In Berlin gelingt den Brasilianern zumindest eine teilweise Revanche.

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Freundschaftsspiel Deutschland gegen Brasilien
Bild: Reuters/F. Bensch

Diesmal hat es nicht zum Sieg gereicht für die DFB-Elf. Nachdem Bundestrainer Joachim Löw im Vergleich zum Spanien-Spiel am Freitag auf sieben Positionen umgestellt hatte, kam die Partie gegen Rekordweltmeister Brasilien nie richtig in Fluss. Am Ende hieß es durch ein Tor von Gabriel Jesus 1:0 für die Gäste (38. Minute). Die deutsche Mannschaft bemühte sich zwar, war aber gegen defensive Brasilianer insgesamt zu harmlos und verschaffte den Brasilianern so die Gelegenheit, einen wichtigen Schritt zur Verarbeitung der 1:7-Schmach aus dem WM-Halbfinale vor vier Jahren zu machen.

Unnötige Ballverluste und Fehlpässe

Wenn zwei Topmannschaften aufeinander treffen, dann ist das Spiel nicht selten vor allem durch seine Ausgeglichenheit gekennzeichnet. Und das galt auch für die erste Halbzeit zwischen dem amtierenden und dem Rekord-Weltmeister im Berliner Olympiastadion. Vor 72.717 Zuschauern im ausverkauften Berliner Olympiastadion lieferten sich die beiden Teams viele Duelle im Mittelfeld und kamen nur selten zu gefährlichen Torabschlüssen.

In der Anfangsphase war die deutsche Mannschaft leicht überlegen. Vor allem Linksverteidiger Marvin Plattenhardt von Hertha BSC versuchte es einige Male über seine Seite. Erstmals gefährlich wurde es nach einem gut ausgespielten Konter über Leroy Sane und Julian Draxler, der Ilkay Gündogan bediente. Der ehemalige Dortmunder kam relativ freistehend zum Torabschluss, traf den Ball jedoch nicht richtig und schoss deutlich über das Tor von Brasiliens Torhüter Alisson. In der Folge war das Spiel zunehmend taktisch geprägt. Die Brasilianer verteidigten kompakt und liefen die deutschen Spieler früh an, was mehrmals zu heiklen Ballverlusten vor der deutschen Abwehr führte. Auch Kevin Trapp, der normalerweise häufig als mitspielender Torhüter agiert, leistete sich einige Fehlpässe, die entweder ihren Weg ins Seitenaus oder gar zum Gegner fanden.

Nach 30 Minuten hieß es noch 0:0 - das ist insbesondere deshalb erwähnenswert, weil es zu diesem Zeitpunkt im WM-Halbfinale 2014 bereits 5:0 für Deutschland stand. Danach nahm das Spiel jedoch zunehmend Fahrt auf. Zuerst war es Joshua Kimmich, der per Kopf das Tor knapp verfehlte (36.), worauf im direkten Gegenzug Gabriel Jesus nach einem Konter die Riesenchance zum 1:0 vergab. Nur zwei Minuten später war es dann erneut Gabriel Jesus, der die Nachlässigkeit in der deutschen Defensive ausnutzte und den Ball, nach einer Flanke von Willian, mittig aber wuchtig aufs Tor köpfte - Trapp konnte den Ball nicht parieren und so ging Brasilien mit 1:0 in Führung (38.).

Zweite Halbzeit startet mit Schockmoment

Die zweite Hälfte startete mit einem Schock für die deutsche Elf: Bei einem Laufduell traf Gabriel Jesus Jerome Boateng, der heute Kapitän der deutschen Nationalmannschaft war, an der Ferse. Boateng musste längere Zeit behandelt werden, konnte aber schließlich weiterspielen. Die Schmerzen aber blieben, so dass er in der 68. Minute gegen Niklas Süle ausgewechselt und erneut behandelt werden musste. 

Freundschaftsspiel Deutschland gegen Brasilien
Alles gut beim Kapitän? Jerome Boateng verletzt sich und muss später ausgewechselt werdenBild: Reuters/F. Bensch

Obwohl die deutsche Mannschaft viel Ballbesitz in Halbzeit zwei hatte, kam sie selten zu gefährlichen Torabschlüssen. Die Brasilianer erspielten sich ein zunehmend größeres Übergewicht, ließen aber einige gute Abschlusschancen liegen. Das Spiel war auch in der zweiten Hälfte weiterhin durch taktische Disziplin, vor allem seitens der Brasilianer, geprägt. Die deutschen Offensivbemühungen konnten durch konsequente Spielverlagerung und eng geführte Zweikämpfe meist schon früh abgewehrt werden.

Erst die Einwechslung von Stoßstürmer Sandro Wagner brachte mehr Gefahr. Der bullige Angreifer wurde mehrmals per Flanke gesucht (64., 76.), jedes Mal stellte sich ihm jedoch ein brasilianischer Verteidiger in den Weg. Die größte Möglichkeit für Deutschland hatte Julian Draxler in der 92. Minute. Nach einer Flanke von Toni Kroos zog er per Direktabnahme auf Höhe der Strafraumkante aufs Tor, Torhüter Alisson rettete den Sieg der Brasilianer jedoch mit einer Glanzparade. Für Löw und Co. war es die erste Niederlage nach 22 ungeschlagenen Spielen.

Eine Menge Luft nach oben

Es war zweifelsohne nicht die beste Leistung der deutschen Nationalmannschaft. Das kritisierte auch ein sichtlich enttäuschter Toni Kroos: "Wir haben gesehen, dass wir nicht so gut sind, wie wir gemacht werden und wie es einige Spieler glauben. Dabei standen heute einige Spieler auf dem Platz, die sich zeigen konnten, das haben sie aber nicht getan. Das ist ärgerlich. Wir haben noch viel Luft nach oben." Auch sein Nebenmann auf dem Spielfeld, Ilkay Gündogan, sah noch eine Menge Arbeit mit Blick auf die Mission Titelverteidigung: "Heute wurde uns aufgezeigt, dass es noch eine Menge zu verbessern gibt. Ich selbst kann es auch deutlich besser machen. Zum Glück haben wir noch etwas Zeit."

In 79 Tagen beginnt die Weltmeisterschaft 2018 in Russland -  tatsächlich bietet das noch ausreichend Zeit für die Spieler der deutschen Auswahl, sich für das Turnier zu empfehlen. Am 15. Mai wird Bundestrainer Joachim Löw den vorläufigen WM-Kader bekannt geben. Danach wird es noch zwei weitere Testspiele gegen Österreich (2. Juni) und Saudi-Arabien (8. Juni) geben, in denen es für die Spieler darum gehen wird, sich zu beweisen. Der endgültige Kader wird am 4. Juni bekanntgegeben werden. Insgesamt 23 Spieler werden mit nach Russland fahren (20 Feldspieler und drei Torhüter).