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Wieviel CO2 darfs sein?

4. Dezember 2009

Ökosiegel und Fettangaben auf dem Essen sind passé. Jetzt gilt es, beim Einkauf sein Engagement für den Klimaschutz zu zeigen. Schweden ist weltweit das erste Land, das ein Klimasiegel auf Nahrungsmittel eingeführt hat.

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Schwedisches Qualitätssiegel (Quelle: Svenskt Sigill)
Klimafreundlich essen - jetzt amtlich besiegeltBild: Svenskt Sigill

Wer klimafreundlich essen will, kann sich in Schweden jetzt an einem neuen Symbol orientieren, das angibt, wie viel Treibhausgase bei der Herstellung eines Nahrungsmittels entstanden sind. Es prangt auf ausgewählten Produkten der Supermärkte, erklärt Eva Eiderström, Aktivistin des schwedischen Naturschutzbundes und zieht einen Yoghurt-Becher aus dem Sortiment. Ganz unten rechts auf der Verpackung hat sie das neue Klimazeichen ausgemacht: "Ein grünes Zeichen mit einem Baum und dem Schriftzug `CO2´. Hier geht es offenbar ums Klima. Allerdings gibt es keinerlei weitere Information, was das bedeutet: nur der Baum und das gute Gefühl. Das nenne ich greenwashing."

Wie sinnvoll ist das neue Klimasiegel?

Pär Larshans von der Hamburger-Kette "Max" (Quelle: Max.se)
Zeichnet seine Burger aus: Pär Larshans von der Hamburger-Kette "Max"Bild: Max.se

Irreführung des Verbrauchers also, mit dem vagen Versprechen, etwas für die Umwelt zu tun, kritisiert Eiderström. Dabei haben sich die Klimazeichen in Schweden rasant vermehrt. Sie prangen auf Lebensmitteln im Supermarkt und auf den Menükarten von Restaurants.

In Zukunft wird dort genau aufgelistet sein, wieviel Treibhausgas eine Ware produziert, verspricht Anna Richert von der Zertifizierungsfirma „Svenskt sigill“: "Unser Klimasiegel garantiert dem Kunden, dass wir an Verbesserungen in der gesamten Produktionskette des Lebensmittels arbeiten. Nicht nur bei der Verpackung, sondern auch beim Transport und bei der Veredelung. Das wird von unabhängiger Seite kontrolliert. Wir wissen, dass sich die Verbraucher verantwortlich fühlen. Und auch den Produzenten wollen wir dabei helfen, etwas für das Klima zu tun."

Die Idee hinter dem Siegel

Die Idee zum Klimasiegel geht auf eine Studie des schwedischen Umweltrats zurück. Dessen Forscher hatten berechnet, dass in einem Industrieland wie Schweden rund ein Viertel der Kohlendioxid-Emissionen auf die Produktion und den Transport von Nahrungsmitteln entfallen. Durch simple Umstellung der Gewohnheiten ließen sich diese Emissionen um ein Viertel, wenn nicht gar um die Hälfte, reduzieren.

Ein Umstand, den man bei der schwedischen Hamburger-Kette "Max" Ernst genommen hat, sagt Pär Larshans, zuständig für die Nachhaltigkeit im Unternehmen: "Wir wissen, dass wir den Anteil von Rindfleisch, den wir essen, senken müssen. Und das Fleisch, das wir essen, muss nachhaltiger hergestellt werden. Ein erster Schritt in diese Richtung ist, unseren Gästen zu erzählen, was sie essen. Dann können sie selbst entscheiden, ob sie klimafreundlich speisen wollen oder nicht. Vielleicht wählen sie dann Produkte, die weniger Treibhausgase hervorrufen."

Klimakennzeichnung in der Praxis - ein Beispiel

Hamburger-Plakt mit CO2-Kennzeichnung (Quelle: Max.se)
Schmeckt´s noch? 1,8 Kilogramm CO2-Ausstoß brauchte es zur Herstellung dieses BurgersBild: Max.se

Um diesen Prozeß zu beschleunigen, prangen an der Menütafel des Hamburger-Bräters große orange Symbole mit dem Schriftzug "wenig CO2" neben den Bildern von saftigen Burgern. Wer sich für den einfachen Hamburger entscheidet, verbraucht mit 0,8 kg CO2-Ausstoß vier Mal so viel Kohlendioxid wie wenn er oder sie einen Falafel-Burger verputzt, der vor allem aus Kichererbsen besteht. Bei den Kunden stößt das auf Gegenliebe. Einige vermuten sogar, dass wenn man die vegetarischen Alternativen auch kennzeichnen würde, dies einen großen Zuwachs der Nachfrage zur Folge hätte.

Auch die Bauerngenossenschaft Lantmännen will mitziehen. Von ihren Mitgliedern will sie zukünftig neue Techniken fordern, um das bereits bestehende Qualitätssiegel KRAV um den Klimaaspekt zu erweitern. Gewächshäuser müssten dann mit Biomasse geheizt werden, Soja dürfte nicht mehr aus dem fernen Brasilien importiert werden. Es wäre ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.

Autorin: Agnes Bührig
Redaktion: Mareike Röwekamp