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Schweigen im Prozess um 27.900 Morde

1. Dezember 2009

Auftakt im Demjanjuk-Prozess +++ Das Israelische Interesse an dem Kriegsverbrecherprozess +++ Wo beten eigentlich Schweizer in Kairo?

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Der mutmaßliche NS-Verbrecher John Demjanjuk wird am Montag (30.11.2009) ins Landgericht in München (Oberbayern) gebracht, Foto: dpa
Der mutmaßliche NS-Verbrecher John DemjanjukBild: picture-alliance / dpa

Im Rollstuhl wurde er in den Gerichtssaal geschoben: ein 89-jähriger Mann, eingewickelt in eine blaue Decke, lethargisch, wenn er sprach, dann mit leiser Stimme und mehr als zwei mal 90 Minuten Vernehmung verkraftet er nicht mehr: Ein fast bemitleidenswertes Bild gibt der Mann ab, dem seit diesem Montag (30.11.2009) der Prozess gemacht wird. Alles Strategie? - Denn der Mann, der da vor dem Münchner Landgericht steht, ist der mutmaßliche NS-Verbrecher John Demjanjuk, der im Vernichtungslager Sobibor in Polen während des zweiten Weltkrieges am Mord von 27.900 Juden beteiligt gewesen sein soll.

Erst im Frühjahr war er nach jahrelangem Tauziehen von den USA ausgeliefert worden. Der Prozessbeginn wurde von hunderten Menschen mit größter Aufmerksamkeit beobachtet: Journalisten aus aller Welt, Angehörige von Opfern und Überlebende des Holocaust verfolgten gespannt die Eröffnung des Prozesses, weil dies sicherlich einer der letzten NS- Verbrecher-Prozesse überhaupt sein wird.

Professor Moshe Zimmermann, Historiker an der Hebräischen Universität Jerusalem, Foto: dw
"Ein Urteil bringt heute keine Genuugtuung mehr", sagt der Historiker Moshe ZimmermannBild: DW

Entsprechend groß war auch die Aufmerksamkeit in Israel, aber auch hier sind sich viele sicher: Demjanjuk wird sein Urteil nicht mehr erleben. Eine Ironie der Geschichte sei das, so der Historiker Moshe Zimmermann im DW-Interview, dass die damals jungen Menschen, die die Kriegsverbrechen begangen hätten, heute so alt und gebrechlich seien, dass man sich kaum noch vorstellen könne, dass sie früher grausame Täter waren. Auch er hofft, wie so viele Israelis, dass Demjanjuk verurteilt wird, "aber Genugtuung für die Überlebenden und Angehörigen der Holocaust-Opfer", so glaubt er, "wird ein Urteil an einem Menschen, der so aussieht wie Demjanjuk, auch nicht geben!"

Wo beten eigentlich Schweizer in Kairo?

Die Al-Sogoud-Kirche in Kairo (Archiv), Foto: ap
Über Kirchtürme regt sich in Kairo niemand aufBild: AP

Das Bauverbot für Minarette in der Schweiz hat Empörung, Unverständnis und Besorgnis hervorgerufen. Der französische Außenminister Kouchner hat den Schweizern Intoleranz vorgeworfen. Der Zentralrat der Muslime hat vor einer islamfeindlichen Volksbewegung in Europa gewarnt und viele Zeitungen interpretieren die Schweizer Volksabstimmung als eine eindeutige Ablehnung der Muslime Aber wie ist es ergeht es eigentlich Schweizer Gläubigen in der Welt? Zum Beispiel in Kairo gibt es eine evangelische, eine katholische und deutschsprachige Gemeinde, mit einem Gotteshaus, Kirchturm und Glockenläuten - und bislang hat sich daran auch noch keiner gestört.

Redaktion: Ina Rottscheidt