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Schweizer Nationalteam in der Krise

7. August 2018

Der Streit um die Doppeladler-Geste von Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka bei der WM in Russland zieht bei der Schweizer Fußball-Nationalmannschaft immer weitere Kreise. Auch der Stuhl des Nationaltrainers wackelt nun.

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Russland WM 2018 l Serbien vs Schweiz 1:2 - Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri beim Torjubel
Zwei Gesten mit Folgen: Zerbricht die Schweizer "Nati"?Bild: picture-alliance/dpa/L. Gillieron

Nach der deutschen Fußball-Nationalmannschaft steckt auch die Schweizer "Nati" aufgrund einer gesellschaftspolitischen Debatte tief in der Krise. Einen Tag nach dem Rücktritt des früheren Hamburgers Valon Behrami (33) hat Gelson Fernandes (31) von DFB-Pokalsieger Eintracht Frankfurt seinen Abschied aus dem Team des WM-Achtelfinalisten verkündet. Zuvor hatte Nationaltrainer Vladimir Petkovic erklärt, zukünftig auf einige erfahrene Spieler verzichten zu wollen. Die Ankündigung Petkovics und die Rücktritte haben in der Schweiz zu einer großen Diskussion geführt. Das Boulevardblatt Blick schrieb bereits von einem "Scherbenhaufen" bei der Nati.

Hintergrund der jüngsten Entwicklungen sind Vorfälle während der Fußball-WM in Russland: Im Spiel gegen Serbien hatten die früheren Bundesliga-Profis Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka, beide mit kosovo-albanischen Wurzeln, ihre Tore mit der Doppeladler-Geste gefeiert. Das Formen des albanischen Wappentiers mit den Händen wurde von der FIFA als verbotenes politisches Statement gewertet. Es folgte eine Geldstrafe von jeweils 8680 Euro für die beiden Spieler. Der Schweizer Kapitän Stephan Lichtsteiner, der sich dem Jubel angeschlossen hatte, wurde mit 4340 Euro Buße belegt. Damit war das Thema aber noch lange nicht erledigt. Die Gesten und der Jubel sorgen im Land und in der Mannschaft für Diskussionen, und die "trieben uns auseinander", sagte Behrami. Er habe deswegen auch schon bei der Endrunde in Russland Gegenwind gespürt.

Rücktritt statt Rauswurf

Im Verband SFV wird nach den Vorkommnissen bei der WM über ein Verbot der doppelten Staatsbürgerschaft für Spieler diskutiert. Generalsekretär Alex Miescher hatte diese Debatte angestoßen. Vor allem Petkovic wird schlechter Stil vorgeworfen, sein Verbleib im Amt wird bereits infrage gestellt. Behrami gab zu verstehen, dass er mit seinem Rücktritt nur dem Rauswurf durch Petkovic zuvorgekommen sei. Petkovic habe ihm telefonisch mitgeteilt, nicht mehr mit ihm zu planen.

Der mittlerweile bei Udinese Calcio unter Vertrag stehende Behrami, seit Kurzem verheiratet mit dem Schweizer Skistar Lara Gut, sieht seinen Rauswurf als "sportpolitische" Entscheidung "von Entscheidungsträgern, die keine Ahnung vom Fußball haben". Petkovic dagegen führte rein sportliche Gründe an.

jw (mit sid, dpa)