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Schweizer Notenbankchef tritt zurück

9. Januar 2012

Wegen umstrittener Devisenspekulationen seiner Frau hat der Präsident der Schweizer Nationalbank, Hildebrand, sein Amt niedergelegt. Er räumte moralische Fehler ein, gegen Vorschriften habe er aber nicht verstoßen.

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Philipp Hildebrand (Foto: rtr)
Philipp Hildebrand wirft das HandtuchBild: Reuters

Philipp Hildebrand, der bei seinem Amtsantritt Anfang 2010 mit 46 Jahren der jüngste Präsident in der Geschichte der Schweizer Nationalbank (SNB) war, stand seit Wochen in der Kritik. Seine Ehefrau Kashya, eine frühere Hedgefonds-Managerin, hatte vom Familienkonto im August 2011 für 400.000 Franken US-Dollar gekauft.

Der Schweizer Franken stand damals im Vergleich zum Dollar auf einem hohen Niveau, da sich viele verunsicherte Anleger in die Schweizer Währung geflüchtet hatten. Drei Wochen später, im September, setzte die Nationalbank einen Mindest-Wechselkurs des Franken zum Euro fest. Daraufhin verlor der Franken an Wert. Im Oktober tauschte Kashya Hildebrand fast die gleiche Summe zurück in Schweizer Franken. Sie machte einen Gewinn von etwa 67.000 Franken (55.000 Euro).

"Kann Unschuld nicht beweisen"

Der zurückgetretene SNB-Chef Hildebrand und seine Frau Kashya (Archivfoto: rtr)
Hildebrand und seine Frau Kashya, deren Finanzgeschäft ihn jetzt das Amt kosteteBild: REUTERS

Der Nationalbankpräsident erfuhr nach eigenen Angaben erst einen Tag später vom Finanzgeschäft seiner Ehefrau. Vor Journalisten begründete Hildebrand am Montag (09.01.2011) in Bern seinen Rücktritt damit, dass er nicht zweifelsfrei beweisen könne, dass seine Frau ohne sein Wissen die umstrittenen Finanztransaktionen veranlasst habe. Er bleibe aber bei seiner Aussage, dass seine Frau ohne sein Wissen gehandelt habe. Mit seiner Demission wolle er dafür sorgen, dass die Nationalbank ihre Glaubwürdigkeit als höchstes Gut aufrecht erhalten könne, ergänzte er.

In der vergangenen Woche noch hatte Hildebrand einen Rücktritt abgelehnt und darauf verwiesen, dass er nicht gegen Vorschriften verstoßen habe. Er räumte aber moralische Fehler ein, weil er seiner Frau entsprechende Geschäfte nicht untersagt habe.

Sarasin-Angestellter redet

Bekannt wurde die Transaktion im Dezember, weil ein Angestellter der Basler Bank Sarasin, der mit dem Geschäft betraut war, entsprechende Unterlagen an einen Anwalt der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei weitergeleitet hatte. Dieser wiederum gab sie der Presse.

Der Bankangestellte zeigte sich später selbst bei der Polizei an. Gegen den 39-Jährigen läuft ein Ermittlungsverfahren wegen Verletztung des Schweizer Bankgesetzes.

Autorin: Susanne Eickenfonder (dapd, rtr, dpa, afp)
Redaktion: Reinhard Kleber