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Schwere Fracht

Ute Zauft28. März 2008

"Unser Verkehrsministerium zwingt die Lufthansa zur Landung in Krasnojarsk", schrieb die russische Tageszeitung "Kommersant" und erklärte damit die russische Regierung zum Sieger im Flug-Streit.

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Bild: DW

Man kann es als Sieg des Verkehrsministeriums formulieren. Man könnte aber auch fragen, was die Politik damit zu tun hat, welchen Flughafen die Lufthansa als Zwischenstopp für ihre Frachtflüge nach Asien nutzt.

Vergangene Woche einigte sich die Lufthansa offiziell mit dem russischen Verkehrsministerium darauf, dass sie zukünftig über Russland nach Asien fliegen wird, und nicht - wie bisher - über Kasachstan. Damit hat sich die russische Regierung durchgesetzt. Ihr Druckmittel: die Überflugrechte über die Weiten Russlands.

Flugkreuz Krasnojarsk

Hintergrund des Muskelspiels ist, dass der Flughafen im sibirischen Krasnojarsk nach Plänen der russischen Regierung langfristig zum wichtigsten russischen Drehkreuz für Luftfrachtverkehr zwischen Europa und Asien werden soll. Erste Verhandlungen mit der Lufthansa, auf ihren Frachtflügen nach Asien in Krasnojarsk zu tanken, gab es bereits 2005. Die Fluggesellschaft wollte aber weiterhin über die kasachische Hauptstadt Astana nach China, Japan und Korea fliegen.

Im Oktober vergangenen Jahres strich die russische Flugbehörde der Lufthansa dann plötzlich die Überflugrechte für den Frachtverkehr. Die Vermutung lag nahe, dass damit Druck auf die Fluggesellschaft ausgeübt werden sollte.

Nach einem Anruf von Außenminister Frank-Walter Steinmeier bei seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow durfte Lufthansa Cargo wieder über Russland fliegen, erhielt dieses Recht aber nur monatsweise. Vergangene Woche knickte Lufthansa schließlich ein und sagte zu, über Krasnojarsk nach Asien zu fliegen, sobald der dortige Flughafen internationalen Standards entspricht. 2009 soll es soweit sein, zuvor muss aber noch einmal verhandelt werden. Das potentiellen Druckmittel im Falle fehlender Kooperation ist ja schon bekannt: Die Überflugrechte wurden Lufthansa vorerst nur bis Ende Oktober zugesichert.

6,4 Millionen Euro weniger

Ein Unglück kommt selten allein, könnte man sagen, oder sich fragen, ob es kein Zufall ist, dass die russischen Finanzbehörden Anfang dieses Jahres wegen eines Steuerstreits die Konten der Lufthansa in Russland eingefroren hatten. Der Streit schwelte seit Jahren, eskalierte aber ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt. Inzwischen wurden die Konten wieder freigegeben, allerdings nach Angaben des Unternehmens 6,4 Millionen Euro abgezogen.

Lufthansa wird aller Voraussicht nach in naher Zukunft in Sibirien tanken. Gesiegt haben nicht die Kräfte des Marktes, sondern die Daumenschrauben des russischen Verkehrsministeriums. Erinnerungen werden wach an eine Inspektion der russischen Umweltbehörde beim Gasprojekt Sachalin-2. Diese führte 2006 dazu, dass schließlich der staatlich kontrollierte Erdgaskonzern Gasprom die Kontrolle über das ursprünglich von Royal Dutch Shell geleitete Projekt übernehmen konnte.

Seit einigen Tagen ist der britisch-russische Erdölkonzern TNK-BP in den Schlagzeilen: In dieser Woche musste BP 148 Mitarbeiter aus TNK-BP abziehen, weil es Probleme mit den Visa der Mitarbeiter gegeben haben soll. Zudem stehen zwei Mitarbeiter seit vergangener Woche unter Spionageverdacht.