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Schwierige Reise: der Papst und die Dissidenten

Marko Langer27. März 2012

Die Kirche ist in Sorge. Dass vor dem Papstbesuch in Kuba Regimekritiker festgenommen worden sein sollen, kann den Bischöfen nicht gefallen. Benedikt XVI. in Kuba: ein Besuch in nicht entspannter Atmosphäre.

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Der Papst wird auf dem Flughafen von einem Soldaten gegrüßt. (Foto: REUTERS/Javier Galeano)
Der Papst bei der Ankunft in KubaBild: Reuters

Bis zu 150 Oppositionelle sollen in den vergangenen Tagen in Kuba unter Arrest gestellt worden sein. Diese Zahl jedenfalls nannten Menschenrechtler, die mit der Situation in dem lateinamerikanischen Land vertraut sind. Für das Oberhaupt der katholischen Kirche wird die Visite in Kuba damit auch zur diplomatischen Mission, schließlich kann er nur sehr indirekt die Missstände in seinem Gastgeber-Land ansprechen.

Bei seiner Ankunft in der Hafenstadt Santiago de Cuba wandte sich Benedikt XVI. denn auch an die Menschen in dem Land. "Ich trage in meinem Herzen die gerechten Erwartungen und berechtigten Wünsche aller Kubaner, wo immer sie leben", sagte der Papst. Er denke dabei an die Armen, Kranken und Gefangenen. Ja, auch an die Gefangenen.

Ein Bild des Papstes in Kuba (Foto: REUTERS/Enrique de la Osa)
Vorfreude auf den BesuchBild: Reuters

Sein Gastgeber, Kubas Präsident Raúl Castro, entgegnete: "Das kubanische Volk wird Ihren Botschaften aufmerksam und mit Respekt zuhören." Davon abgesehen wolle die Führung in Havanna den Kampf für eine bessere Welt fortsetzen. Auch ungeachtet der US-Sanktionen, die in Kuba großen Schaden verursacht hätten.

Schläge und Einschüchterungen

Seit der Visite seines Vorgängers Johannes Paul II. in Kuba hätten sich zwar eine stärkere Zusammenarbeit und ein größeres Vertrauen zwischen der Kirche und der Regierung ergeben, sagte Benedikt. Es gebe aber viele Aspekte, in denen man vorankommen könne und müsse, fügte er hinzu. Papst Johannes Paul II. hatte den kommunistischen Karibikstaat vor 14 Jahren besucht.

Bereits in der vergangenen Woche hatte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch der Regierung in Havanna vorgeworfen, im Vorfeld des Papstbesuches schärfer gegen Dissidenten vorzugehen. Abgesehen von den Verhaftungen, von denen bereits die Rede war, wurde über Schläge und Einschüchterungen berichtet. Ihren Wohnort sollten Dissidenten besser nicht verlassen, und falls sie während des hohen Besuchs "konterrevolutionäre Aktivitäten" entwickelten, werde es drastische Strafen geben.

Immer noch diplomatisch, aber schon etwas deutlicher als der Papst selbst äußerte sich dazu der stellvertretende Generalsekretär der kubanischen Bischofskonferenz, Jose Felix Perez. Die katholische Kirche bedauere jede Art von Restriktionen gegen Personen, die am Gottesdienst mit Benedikt XVI. teilnehmen wollten, sagte Perez im kolumbianischen Fernsehen. Eine Begegnung mit Dissidenten sei aber im offiziellen Programm des Papstes nicht vorgesehen. Entsprechende Erwartungen hatte auch Vatikan-Sprecher Frederico Lombardi zu dämpfen versucht.

Papst Benedikt XVI (Foto: AP)
Drei Tage dauert sein BesuchBild: GREGORIO BORGIA/AP/dapd

Benedikt wird sich drei Tage in Kuba aufhalten. Schon auf seinem Hinflug aus Mexiko hatte er gesagt, die Ideen des Marxismus seien realitätsfern. Die Kirche wolle dabei mithelfen, geduldig an neuen gesellschaftlichen Modellen zu arbeiten. Stellt sich die Frage, ob es wieder 14 Jahre bis zum nächsten Papstbesuch und bis zu Reformen in Kuba dauern wird.