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Deibler tritt zurück

Tobias Oelmaier (sid)16. Dezember 2014

Vor zwei Wochen noch strahlender Weltrekordler, jetzt strahlender Sport-Ruheständler. Markus Deibler beendet mit sofortiger Wirkung seine Karriere als Leistungsschwimmer. Ab jetzt dreht sich alles bei ihm ums Eis.

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Markus Deibler
Bild: imago/Insidefoto

Kurzbahn-Weltrekordler Markus Deibler hat keine zwei Wochen nach seinem WM-Triumph von Doha mit nur 24 Jahren seinen sofortigen Rücktritt erklärt. "Ich habe mich nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen, meine Karriere im Leistungssport zu beenden", teilte der Olympiaachte in einer bei Facebook veröffentlichten Erklärung mit: "Es war eine super Zeit, ich durfte schöne Erfahrungen machen und blicke auf eine erfolgreiche Karriere zurück."

Dem Deutschen Schwimmverband (DSV) bricht damit ein fest eingeplanter Leistungsträger für Olympia 2016 weg. Bundestrainer Henning Lambertz verriet, Deibler habe sich seit der Heim-EM auf der Langbahn im Sommer in Berlin mit Motivationsproblemen geplagt. "Er war innerlich hin- und hergerissen, hat nicht mehr voll trainiert", sagte Lambertz dem SID: "Die Kurzbahn-WM wollte er nutzen, um zu schauen, ob die Lust wiederkommt. Aber nicht einmal Gold und Weltrekord konnten die Lust zurückbringen." Die oberste Führungsebene im Verband wurde überrascht. "Das ist sehr bedauerlich", sagte DSV-Präsidentin Christa Thiel dem SID: "Aber man kann keinen an den Haaren ziehen und zum Bleiben zwingen. Wir müssen seine Entscheidung respektieren."

Keine Chance auf Olympia-Gold

Deiblers Schritt kommt nur neun Tage nach dem größten Erfolg seiner Karriere. Am 7. Dezember hatte er bei den Kurzbahn-Weltmeisterschaften in Doha in Katar den Titel über die - nicht olympischen - 100 Meter Lagen geholt, den Weltrekord dabei auf 50,66 Sekunden gedrückt und danach noch völlig euphorisch in die Zukunft geblickt. Bundestrainer Lambertz aber hatte Deibler in einem Vieraugengespräch erklärt, dass er auf der Langbahn bei der WM 2015 im russischen Kasan und bei Olympia in Rio sehr wahrscheinlich keine Chance auf Edelmetall haben werde: "So ehrlich muss man zueinander sein. Dafür hätte er auf 200 Meter drei Sekunden aufholen müssen. Wo sollen die herkommen?"

Markus Deibler
7. Dezember 2014: Markus Deibler gewinnt Gold über 100 Meter Lagen bei der Kurzbahn-WM in DohaBild: imago/Insidefoto

Nach kurzem Durchatmen warf Deibler aber nun all seine Pläne über den Haufen. Sein Rücktritt, das ließ er durchblicken, hat weniger sportliche Gründe. "Es ist für mich an der Zeit, neue Projekte anzugehen", schrieb er: "Ich will meine Fähigkeiten dazu nutzen, unternehmerisch tätig und mit Luicella's erfolgreich zu sein." Luicella's ist die Eisdiele, die Deibeler mit einer Freundin seines älteren Bruders Steffen, dem noch aktiven Kurzbahn-Weltrekordler über 50 Meter Schmetterling, im Hamburger Vergnügungsviertel St. Pauli betreibt.