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Politik

"Sea-Watch 4" rettet erneut viele Migranten

1. Mai 2021

Die Helfer der Organisation Sea-Watch haben im zentralen Mittelmeer seit Freitag knapp 190 Menschen aus Seenot geborgen. Damit sind nun mehr als 300 Geflüchtete auf dem Schiff, das nach einem sicheren Hafen sucht.

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Seenotrettung | Zwei Überblende auf der Ocean Viking
Aus Seenot Gerettete (Archivbild)Bild: Jérémie Lusseau/Hans Lucas/picture alliance

Die Crew der "Sea-Watch 4" habe am Freitag und in der Nacht zu Samstag in zwei weiteren Einsätzen knapp 190 Menschen an Bord geholt, teilte die in Berlin ansässige Organisation mit. Damit seien nach vier Rettungen insgesamt 308 Bootsmigranten an Bord des Schiffes. Sea-Watch habe nun einen sicheren Hafen in Italien und Malta angefragt.

"Ocean Viking" darf in sizilianischen Hafen einlaufen

Auch an Bord der "Ocean Viking" der Organisation SOS Méditerranée warten viele Geflüchtete darauf, an Land gehen zu dürfen. Das Rettungsschiff bekam inzwischen von den italienischen Behörden die Erlaubnis, den Hafen in Augusta auf der Insel Sizilien anzulaufen, wie die Organisation mitteilte. An Bord befinden sich laut SOS Méditerranée 236 Menschen, darunter viele unbegleitete Minderjährige. Die Anlandung war demnach für diesen Samstag geplant.

Scharfe Kritik übten beide Organisationen an der EU und an Libyen, von wo aus die meisten Migranten ihre Flucht über das Meer starten, unter anderem dafür, dass immer wieder Migranten von der libyschen Küstenwache zurück in das Bürgerkriegsland gebracht werden.

"Fundamentale Rettungslücke" vor Libyens Küste

"Einmal mehr wurde uns innerhalb weniger Stunden vor Augen geführt, wie die bittere Realität im Mittelmeer wirklich aussieht", erklärte die Einsatzleiterin der "Sea-Watch 4", Hannah Wallace Bowman: "Dass wir als ziviles Rettungsschiff in so kurzer Zeit so viele Menschen aus Seenot retten mussten, zeigt erneut die fundamentale Rettungslücke, die europäische Staaten an der tödlichsten Seegrenze der Welt geschaffen haben."

SOS MEDITERRANEE | Rettungsaktion Ocean Viking
Geflüchtete warten auf einem Schlauchboot auf Rettung (von SOS Méditerranée Ende April veröffentlichtes Bild)Bild: Flavio Gasperini/SOS MEDITERRANEE

Die Geschäftsführerin von SOS Méditerranée Deutschland, Verena Papke, sagte: "In Libyen internierte, gefolterte und ausgebeutete Menschen haben keine andere Wahl, als die gefährliche Flucht über das Mittelmeer zu riskieren." Die Zustände in Libyen seien "den politisch Verantwortlichen in der EU wohl bekannt". Dennoch entschieden sie sich bewusst dafür, nicht selbst zu retten, sondern dafür Libyens Küstenwache zu finanzieren. Auf diese Weise halte die EU "den Kreislauf der Gewalt und Menschenrechtsverletzungen aufrecht".

Papke kritisierte weiter, dass sich die Seebehörden in Libyen und den EU-Mittelmeerländern Italien und Malta zugleich weigerten, die Einsätze von zivilen Rettungsschiffe wie der "Ocean Viking" zu koordinieren und sie mit Informationen zu versorgen. Dies sei "zutiefst menschenverachtend". SOS Méditerranée fordere, dass ein europäisches Such- und Rettungsprogramm etabliert wird.

2021 bereits 600 Tote bei Fluchtversuch über das Meer

In oftmals Hochsee-untauglichen und überladenen Schlauchbooten versuchen immer wieder Migranten vor allem aus Afrika, Europa auf dem Seeweg über das zentrale Mittelmeer zu erreichen. Nach UN-Angaben starben in diesem Jahr bislang knapp 500 Menschen, die von Libyen aus starteten. Im gesamten Mittelmeer waren es nach diesen Angaben fast 600.

Nach offiziellen Zahlen starben im vergangenen Jahr mehr als 1200 Menschen bei dem Versuch, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Experten gehen jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus.

qu/sti (dpa, afp, epd)