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Ingmar Bergman: Meister des Kinos

15. Februar 2011

Die Filme des großen Schweden werden bei der Berlinale gezeigt. Eine umfassende Retrospektive würdigt einen der größten Regisseure der Kinogeschichte. Zahlreiche Schauspieler des Bergman-Clans kommen nach Berlin.

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Szene aus Zeit mit Monika von Ingmar Bergman (Foto: Kinowelt)
Bild: Kinowelt/Arthaus

Vor genau 53 Jahren erhielt Ingmar Bergman bei der Berlinale für seinen Film "Wilde Erdbeeren" einen Goldenen Bären. Es war sein erster großer Filmpreis. Die Filmfestspiele in der deutschen Hauptstadt können also mit Fug und Recht behaupten, dass sie eine ganz besondere Beziehung zum schwedischen Meisterregisseur haben. Die diesjährige Retrospektive rückt also einen Mittelpunkt, der es verdient hat.

Nun könnte man kritisieren, dass Ingmar Bergmans Werk hinlänglich bekannt ist. Dem hält Rainer Rother, Chef der Deutschen Kinemathek und somit verantwortlich für die Filmschau, entgegen, dass Bergmans Filme im Kino, also an dem Ort, für die sie gemacht wurden, nicht mehr präsent sind. Das ist richtig. Filmklassiker kann man sich heute auf DVD anschauen, aus den Kinos sind sie jedoch weitgehend verschwunden. Insofern hat die Bergman-Retrospektive der Berlinale ihre Berechtigung. Zumal auch weniger bekannte Arbeiten aus dem Frühwerk zu sehen sind, sowie Werke anderer Regisseure, die nach Bergman-Drehbüchern entstanden.

Bergman wiederentdecken

Szene aus dem Film Wilde Erdbeeren (Foto: Arthaus - DVD)
Goldener Bär für "Wilde Erdbeeren"Bild: picture-alliance/ KPA

Auch Regiekollege Wim Wenders hat darauf hingewiesen, dass es nur wenige Filmemacher gäbe, bei denen das Wiedersehen scheinbar so bekannter Werke immer wieder lohne. Bergman müsse "ganz unvoreingenommen betrachtet werden" meint Wenders. Davon ist auch Rainer Rother überzeugt: "Bergman ist viel zu schnell als intellektuell, als tiefgründig, als seriös abgelegt worden."

Alle Kinofilme Bergmans sind also wiederzuentdecken, dazu Fernsehfilme, verfilmte Drehbücher, Dokumentationen über den Schweden. Ein gewaltiges Werk, rund 60 Filme, hat Bergman hinterlassen, als er vor drei Jahren starb, schaffenskräftig bis ins hohe Alter. Der 1918 in Uppsala geborene Bergman stand ja nicht nur hinter der Kamera, unzählig sind auch seine Theaterarbeiten, dazu schrieb er Bücher, Autobiografisches, Gedanken zum Film, zum Theater.

Szene aus dem Film Das Schweigen mit Gunnel Lindblom (Foto: picture alliance dpa)
Skandal "Das Schweigen"Bild: picture-alliance/dpa

Spannende Gäste

In vielen seiner Filme hat Bergman mit einem festen Ensemble zusammengearbeitet, so wie er es von der Bühne gewohnt war. Schauspielerinnen und Schauspieler wurden immer wieder verpflichtet, auch hatte Bergman während seiner langen Karriere nur zwei Kameramänner, die ihn über Jahre begleiteten. Die Berlinale hat einige dieser engen Bergman-Mitarbeiter nach Berlin eingeladen. Gespannt sein darf man auf den Auftritte der drei Darstellerinnen Liv Ullmann, Harriet Andersson und Gunnel Lindblom, die Auskunft über ihre Zusammenarbeit mit dem Regisseur geben sollen.

Die Retrospektive wird von der Ausstellung "Ingmar Bergman - Von Lüge und Wahrheit" begleitet, die im Berliner Film- und Fernsehmuseum zahlreiche, bisher noch nie gezeigte Schätze aus dem persönlichen Nachlass präsentiert. Nach Ansicht Rainer Rothers ist die Bergman-Museumsschau angesichts der vielen Exponate "eine Sensation". So wird man sich in den nächsten Wochen in Berlin ein umfassendes Bild des Regisseurs machen können, anhand vieler berühmter Filme wie "Das siebente Siegel" und "Das Schweigen" studieren, wie aktuell das Oeuvre des Schweden noch heute ist.

Ingmar Bergman 1998 (Foto: AP Photo/Gunnar Seijbold, File)
Bis ins hohe Alter aktiv: Ingmar BergmanBild: AP

Großes Vorbild

Denn daran besteht kaum ein Zweifel. Bergman hat viele große Regisseure beeinflusst. Legendär ist die Bergman-Leidenschaft eines Woody Allen, der den Meister aus Schweden in seinen Filmen immer wieder zitiert hat. Aber auch jüngere Filmemacher wie Michael Haneke sehen in Ingmar Bergman ein Vorbild. Für sie ist der Filmemacher aus dem Norden Europas ein wichtiger Orientierungspunkt.

Neben der eindrucksvollen visuellen Bildsprache Bergmans, seinem mal zurückgenommenen, asketischen Stilbewußtsein, seinen aber auch opulent ausgebreiteten Bildtableaus, dürfte dieser Einfluss auf andere an der Themenauswahl des Schweden liegen. Die Suche nach dem Sinn des Lebens, religiöse Fragen, Liebe und Leidenschaft innerhalb zwischenmenschlicher Beziehungen - all das ist heute ebenso aktuell wie zu Beginn der Karriere Bergmans. Berlinale-Direktor Dieter Kosslick hat es dann auch so zusammengefasst: "Wie kaum ein anderer zeigt er das zerrissene Lebensgefühl des modernen Menschen auf. Ingmar Bergmans Filme gehören zur Geschichte der Berlinale, und ich freue mich, mit der Retrospektive diesen großen Filmemacher zu ehren."

Autor: Jochen Kürten

Redaktion: Cornelia Rabitz