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"Bürgerwehr" fesselt Asylbewerber an Baum

2. Juni 2016

In Arnsdorf sind mehrere Männer auf einen Iraker losgegangen. Die Polizei hat bislang vier Tatverdächtige identifiziert. Ein Video der Tat wird aktuell in den sozialen Netzwerken verbreitet.

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Schwarz gekleidete Männer greifen Asylbewerber im Supermarkt an (Quelle: Youtube)
Bild: youtube.com

In dem Video ist zu sehen, wie drei schwarz gekleidete Männer den Laden betreten und zielstrebig auf den Iraker zugehen. Einer ballt die Faust, ein anderer nimmt ihm eine Flasche ab, packt ihn und führt ihn zum Ausgang. Der Iraker wehrt sich, wird geschubst und geschlagen und schließlich brutal vor die Tür gebracht. Im Hintergrund ist eine Frau zu hören mit den Worten: "Ist schon schade, dass man eine Bürgerwehr braucht." Als die Polizei eintrifft, findet sie den 21-Jährigen mit Kabelbindern gefesselt an einem Baum auf dem Parkplatz des Supermarkts.

Zu dem Vorfall kam es vor knapp zwei Wochen. Laut Polizei handelt es sich bei dem Iraker um einen Patienten des psychiatrischen Fachkrankenhauses in Arnsdorf. Am Tag vor dem Übergriff hatte er eine Telefonkarte in dem Markt gekauft. Er sei mehrfach wieder dort aufgetaucht, weil er Probleme mit der SIM-Karte hatte. Als er ein drittes Mal in den Supermarkt kam, sei die Situation eskaliert. Als sich herausstellte, dass das Guthaben aufgebraucht war, soll der Mann wütend geworden sein und Mitarbeiter mit einer Flasche bedroht haben.

Schwarz gekleidete Männer zerren den Mann aus dem Supermarkt (Quelle: Youtube)
Schwarz gekleidete Männer zerren den Mann aus dem SupermarktBild: youtube.com

Die angebliche Bürgerwehr sagte der Polizei, dass sie eine Gefährdungssituation abwehren wollte. Es sei darum gegangen, den Iraker an der Flucht zu hindern. Die Polizei stellte klar, dass in dem Markt nichts gestohlen oder beschädigt wurde. Auch habe der Mann niemanden verletzt. Gegen den 21-Jährigen wird wegen Verdachts der Bedrohung ermittelt, gegen die vier Männer wegen Verdachts der Feiheitsberaubung. Der Staatsschutz wurde eingeschaltet. Nach Informationen der "Sächsischen Zeitung" handelt es sich bei einem Beteiligten um ein CDU-Gemeinderatsmitglied. Zu dem Vorfall sagte er der Zeitung: "Wir haben Zivilcourage gezeigt und hätten das bei jedem anderen ebenfalls getan - auch wenn es ein Deutscher gewesen wäre."

Das sogenannte Bürgerforum Arnsdorf hatte auf Facebook schon am 21. Mai über den Vorfall mit dem Asylbewerber berichtet, wobei damals noch nicht von einem Patienten der Fachklinik die Rede war. In dem Eintrag wird empfohlen "das Recht in die Hand" zu nehmen, "uns selber zu verteidigen, so wie es das Gesetz vorsieht und erlaubt ist".

ha/stu (Polizei Arnsdorf/epd/afp)