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"Sensationsfund" in München: Historische Weltkarte entdeckt

4. Juli 2012

Jahrhundertelang schlummerte sie unbemerkt in der Münchner Universitätsbibliothek. Jetzt haben zwei Forscherinnen eine Weltkarte des berühmten Kartographen Waldseemüller aufgespürt. Er gilt als Taufpate "Amerikas".

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Diese Waldseemüller-Karte wurde jetzt in der Universitätsbibliothek München (Foto: LMU/dpa)
Weltkarte Martin Waldseemüller München UniversitätsbibliothekBild: picture-alliance/dpa

Die Münchner Universitätsbibliothek hat in ihren Beständen eine historische Weltkarte entdeckt. Die Karte aus der Werkstatt von Martin Waldseemüller entstand um 1517 und wurde zufällig von Mitarbeiterinnen in einem unscheinbaren Bibliothekseinband aus dem 19. Jahrhundert gefunden.

Die etwa 30 cm lange Globuskarte lag zwischen zwei Drucken zur Geometrie. Bibliotheksdirektor Klaus-Rainer Brintzinger von der Ludwig-Maximilians-Universität München sprach von einem "sensationellen Fund".

Bei dem Druckwerk handelt es sich um eine Globussegmentkarte, die wie auf einem Bastelbogen die Erde in zwölf lamellenartigen Segmenten präsentiert. Aufgefaltet ergeben die Streifen einen kleinen Globus von etwa elf Zentimetern Durchmesser. Von diesen Globussegmentkarten kannte die Fachwelt bislang nur vier Exemplare, so Brintzinger. Diese befinden sich im US-amerikanischen Minneapolis, in Offenburg und in der Bayerischen Staatsbibliothek in München. Eine weitere Karte wurde 2005 von dem Auktionshaus Christies für eine Million US-Dollar versteigert.

Historische Weltkarte gilt als "Unikat"

Das nun entdeckte fünfte Exemplar "weist einige Varianten auf und darf somit als Unikat gelten", sagte Brintzinger. Das Wasserzeichen im Papier lasse vermuten, dass das Münchner Exemplar etwa zehn Jahre nach dem Erstdruck von 1507 im elsässischen Raum entstanden ist. Der einzigartige Druck zeige, wie sich die Kartografie weiterentwickelt habe: So wurde unter anderem die Lage von Madagaskar präzisiert.

Berühmtheit erlangte Waldseemüller, der von 1470 bis 1522 lebte, mit seiner drei Quadratmeter großen Weltkarte, die gleichsam als "Geburtsurkunde" Amerikas angesehen wird. Auf der rund 500 Jahre alten Karte findet sich erstmals die Bezeichnung "America" für den neu entdeckten Kontinent. Waldseemüller gilt deshalb als "Taufpate". Bei der Namensgebung hat er sich allerdings geirrt. Er hielt den Seefahrer Amerigo Vespucci für den Entdecker des Kontinentes, nicht Christoph Kolumbus. Die Weltkarte, die auf der Weltdokumentenliste der UNESCO steht, war 2007 von Deutschland an die USA übergeben worden und liegt heute in der Library of Congress in Washington.

kle/wa (epd, afp, dpa)