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Separatisten bereiten Stimmabgabe vor

10. Mai 2014

Trotz eines neuen Gesprächsangebots aus Kiew halten die prorussischen Kräfte an ihrer umstrittenen Abstimmung über eine Abspaltung fest. Neun entführte Mitarbeiter des Roten Kreuzes wurden wieder freigelassen.

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Ukraine Donetsk Vorbereitung Referendum Ost Ukraine 10.5.14
Bild: Brendan Hoffman/Getty Images

Einen Tag vor der geplanten Abstimmung im russischsprachig geprägten Osten der Ukraine hat die Regierung in Kiew den Separatisten einen politischen Dialog angeboten. "Wir haben den Donbass gehört und sind bereit, uns an den Verhandlungstisch zu setzen", sagte der prowestliche Übergangspräsident Alexander Turtschinow laut einer Mitteilung. Verhandlungen mit "Terroristen, deren Aufgabe die Zerstörung des Landes ist", seien aber ausgeschlossen.

Mit Blick auf die wirtschaftlich wichtigen Gebiete Donezk und Luhansk warnte er die dortigen Einwohner vor den Folgen einer Abspaltung: "Diejenigen, die eine Unabhängigkeit befürworten, verstehen nicht, dass dies die komplette Zerstörung der Wirtschaft, der sozialen Programme, ja selbst des Lebens eines Großteils der Bevölkerung in diesen Regionen bedeuten würde."

Festhalten an der Abstimmung

Die Separatisten in Donezk (Foto) wollen am diesem Sonntag eine Abstimmung über die Abspaltung ihrer Region von der Ukraine abhalten. Es gebe 1527 Wahllokale in der Region, zumeist in Schulen, sagte "Wahlleiter" Roman Ljagin laut Itar-Tass. Die Regierung in Kiew geht zwar mit einem "Anti-Terror-Einsatz" gegen die Separatisten vor, die ukrainischen Behörden haben aber bereits eingeräumt, dass sie nicht über genügend Einsatzkräfte verfügen, um das sogenannte Referendum der moskautreuen Kräfte zu verhindern.

Auf das neue Gesprächsangebot aus Kiew reagierten die prorussischen Kräfte skeptisch: "Von irgendwelchen Verhandlungen kann nur die Rede sein, wenn die Kiewer Machthaber ihre aggressiven Handlungen einstellen, ihre Truppen zurückziehen und zu einem friedlichen Dialog bereit sind", sagte Miroslaw Rudenko, ein Führungsmitglied der selbst erklärten "Volksrepublik Donezk", der Agentur Interfax.

Rotes Kreuz unter Spionageverdacht?

Die Entführung der Rot-Kreuz-Mitarbeiter in der Ostukraine hat unterdessen nach einer Nacht ein schnelles Ende gefunden: Nach Angaben der Hilfsorganisation haben prorussische Separatisten die acht Ukrainer und einen Schweizer wieder freigelassen. Ein Mitarbeiter sei aber geschlagen worden.

David Pierre Marquet, Sprecher des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK), sagte, die Mitarbeiter hätten Medikamente und persönliche Dinge behalten können. Sie würden im Osten der Ukraine bleiben, ihre humanitäre Arbeit aufnehmen und eine "medizinische Einschätzung" vorbereiten. Ein Sprecher der prorussischen Kräfte rechtfertigte die Gefangennahme am Freitagabend damit, dass die Rot-Kreuz-Angehörigen der Spionage verdächtigt worden seien.

Ruhe in Mariupol

In der südostukrainischen Großstadt Mariupol hat sich die Nationalgarde nach den tödlichen Gefechten am Freitag nach eigenen Angaben aus dem Zentrum der Hafenstadt nahe der russischen Grenze zurückgezogen. Die Regierungseinheiten hatten sich mit prorussischen Kräfte Schießereien um eine Polizeiwache geliefert. Dabei wurden nach Angaben der Behörden mindestens 7 Menschen getötet und fast 50 verletzt.

In der Region Donezk ist unter ungeklärten Umständen ein orthodoxer Geistlicher erschossen worden. Das Moskauer Patriarchat bestätigte den Tod des 44 Jahre alten Priesters. Die Generalstaatsanwaltschaft in Kiew erklärte, der Geistliche sei am Freitag von "Terroristen" an einem Checkpoint an einer Straße bei Druschkiwka erschossen worden.

det/uh (dpa, kann, rtr)