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Serbische Studenten sollen Europa kennen lernen

21. Juli 2005

Ein Zusammenschluss mehrerer Organisationen ermöglicht den hundert besten Studenten aus Serbien eine kostenlose Europareise. Motiv für diese Initiative ist eine erschreckende Studie.

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In Wien startet die Europatour

Erhebungen haben erwiesen, dass zahlreiche Studenten aus Serbien niemals im Ausland waren. Dusan Spasojevic von der Studentenunion Serbiens sagt: "Wir sind zu einem erschütternden Ergebnis gelangt – 70 Prozent der Studenten haben Serbien niemals verlassen". Eben dieses Ergebnis hat die Europäische Bewegung in Serbien dazu motiviert, in Zusammenarbeit mit der österreichischen Botschaft in Belgrad, der Euroinitiative und dem serbischen Bildungsministerium ein Projekt unter der Bezeichnung "Wir reisen nach Europa" ins Leben zu rufen. Über dieses Projekt haben die hundert besten Studenten aus Serbien ein kostenloses Schengen-Visum von der österreichischen Botschaft erhalten. Zudem haben sie ebenfalls kostenlos eine Kranken- und Lebensversicherung sowie Interrail-Tickets, Unterkunftsbons und 200 Euro als Taschengeld bekommen. Die Studenten werden bis zum 15. August dieses Jahres vollkommen frei die Reiseziele aussuchen können, die sie besuchen möchten.

"Unterschiede verbinden"

Allen gemein war ihr erstes Reiseziel: Wien. Nachdem die 23-jährige Tijana aus Belgrad ihr Gepäck im Bus verstaut hat, wartet sie ungeduldig auf den Aufbruch zu ihrer ersten großen Europareise. Umzingelt von ihren Freundinnen sagt sie: "Ich erwarte von der Reise, dass ich neue Leute kennen lerne und mich für einige Dinge begeistern werde. Ich werde sicherlich auch ein bisschen neidisch auf die EU sein, zurückkehren möchte ich aber voller positiver Energie und Einflüsse". In Wien eingetroffen wurde ihnen ein festlicher Empfang in der Diplomatischen Akademie in Wien bereitet. Erhard Busek, Koordinator des Südosteuropa-Stabilitätspaktes, sagte zu diesem Anlass: "Europa stellt nicht nur einen gemeinsamen Markt oder eine handvoll Institutionen dar, sondern auch eine gemeinsame Auffassung über die Unterschiede, in denen wir leben. Wenn wir durch Europa fahren, erleben wir unterschiedliche Landschaften, Literatur, Architektur und Erfahrungen, die uns verbinden".

Serbische Studenten on Tour

Die meisten Studenten traten gleichen nach einem eintägigen Aufenthalt in Wien ihre Weiterreise an. Einige von ihnen haben schon genau geplant, welche Länder sie besuchen möchten. Mirjana sagt: "Ich reise mit meiner Freundin zunächst nach Paris, wo wir einige Tage verbringen werden. Daraufhin werden wir zu unserem abschließenden Zielgebiet fahren - nach Norditalien". Marko reist mit seiner Freundin Sonja. Die beiden haben bereits die Stationen ihrer Reise festgelegt: "Wir haben geplant, von Wien zunächst nach Salzburg zu fahren, dann nach Deutschland, wo wir Frankfurt und Köln besuchen werden. Von dort wollen wir weiter nach Amsterdam, daraufhin nach Paris und von Paris aus nach Italien". Ivan reist dagegen alleine, er möchte zunächst Nordeuropa besuchen - Schweden, Oslo. Anschließend möchte er nach Sizilien reisen. Dragana beginnt mit ihren Freundinnen ihre Europatour von Paris aus, "danach möchten wir nach Amsterdam, Madrid, Barcelona, an die Côte d‘ Azur, nach Italien und zum Schluss nach Slowenien".

Einblick in "eine andere Lebensart"

Auf der Rückfahrt im Bus aus Österreich sagte der Manager des Projekts "Wir reisen nach Europa", er sei sehr zufrieden, wie dieses Projekt ausgeführt wurde. Er betonte, die Kriterien für die Auswahl der Studenten seien ausgenommen streng gewesen. Voraussetzungen waren, dass sich die Studenten im letzten Studienjahr befinden oder Absolventen sind, Englisch sprechen, sowie einen sehr guten Notendurchschnitt haben. Bevorzugt wurden zudem Studenten, die noch nie im Ausland waren". Milosevic zufolge ermöglicht diese Reise den Studenten selbst, "dass sie eine andere Lebensart, den Sinn für Einheit, Toleranz und Respekt kennen lernen, was in Westeuropa vorherrscht. Es ist unerlässlich, dass auch in Serbien diese Werte angenommen werden". Die Stellvertretende Vorsitzende der Europäischen Bewegung in Serbien, Jelica Minic, nennt als Hauptmotiv für das Projekt "Wir reisen nach Europa": "Die jungen Leute werden die Hauptlast bei der Integration Serbiens in die EU tragen, daher müssen sie dieses Europa, wohin wir streben, auch kennen lernen".

Zelimir Bojovic, Belgrad
DW-RADIO/Bosnisch, 19.7.2005, Fokus Ost-Südost