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Politik

Tennisstar Djokovic hat Australien verlassen

16. Januar 2022

Novak Djokovic darf nicht an den Australian Open teilnehmen und musste ausreisen. Zuvor hatte das Bundesgericht in Melbourne den Einspruch des serbischen Tennisprofis gegen die Annullierung seines Visums zurückgewiesen.

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Novak Djokovic auf dem Weg zur Gerichtssitzung
Novak Djokovic verlässt das Park Hotel in Mebourne Bild: James Ross/AAP/picture alliance

Die Entscheidung sei einstimmig gefallen, hieß es in der Bekanntgabe der drei Richter James Allsop, Anthony Besanko und David O'Callaghan in Melbourne. "Das Gericht hat beschlossen, dass der abgeänderte Antrag kostenpflichtig abzuweisen ist", erklärte der Vorsitzende Richter James Allsop nach der Entscheidung. Djokovic musste also nicht nur das Land verlassen, sondern er muss auch die Gerichtskosten tragen. Die Begründung zum Urteil soll am Montag verkündet werden. Gegen die Entscheidung können beide Seiten keine Rechtsmittel einlegen. Djokovic bliebe nur noch der theoretische Gang vor den obersten Gerichtshof Australiens, doch dieser gilt als aussichtslos.

Das hat offenbar auch Djokovic so eingesehen. Der Tennisstar hatte in einem Statement angekündigt "mit den Behörden kooperieren" zu wollen und trat wenige Stunden nach der Niederlage vor Gericht den Rückflug via Dubai an. Der 34 Jahre alte Djokovic wollte eigentlich seinen Titel bei den Australian Open verteidigen, es wäre sein zehnter Titelgewinn in Melbourne gewesen. Das Turnier in Australiens zweitgrößter Stadt beginnt am Montag. 

"Extrem enttäuscht"

Unmittelbar nach dem Urteil sagte Djokovic: "Ich bin extrem enttäuscht über die Entscheidung." Er respektiere jedoch die Entscheidung des Gerichts und werde mit den entsprechenden Autoritäten kooperieren, was seine Abreise aus Australien betreffe, teilte der Weltranglisten-Erste mit. "Ich fühle mich unwohl, dass ich der Fokus der vergangenen Wochen gewesen bin, und ich hoffe, dass wir uns nun alle auf das Spiel und das Turnier, das ich liebe, konzentrieren können", so der Serbe. Er werde sich nun ein bisschen Zeit nehmen, sich zu erholen, bevor er darüber hinaus weitere Kommentare abgebe. 

Diese kamen jedoch bereits aus Djokovics Heimat, genauer gesagt von seiner Familie. "Wir hatten geglaubt, dass Gerechtigkeit walten würde. Dass nicht das 'öffentliche Interesse' als Vorwand dienen würde für eine Entscheidung, wie sie am Ende getroffen wurde", schrieb die Familie der Tennis-Nr.1 in einer Erklärung, die serbische Medien am Sonntag veröffentlichten. Die Politik und ihre Interessen hätten "über den Sport gesiegt", hieß es weiter. Einige serbische Medien reagierten ebenfalls mit scharfen Worten auf die Ausweisung des Nationalhelden aus Australien. "In Melbourne geschah die größte Schande in der Geschichte des Sports! Schäm dich, Australien!", schrieb das Portal "kurir.rs". "Das Recht hat verloren, die Politik hat gesiegt." Das Portal "informer.rs" titelte: "Erschüttert wie noch nie!"

"Wie einen Massenmörder behandelt"

Der Fall, der bereits nach der ersten Verweigerung der Einreise für Djokovic zudiplomatischen Verstimmungen zwischen Australien und Serbiengeführt hatte, sorgt auch auf Staatsebene weiter für Furore. Serbiens Staatschef Aleksander Vucic, der von Beginn an eine Art Komplott der australischen Regierung gewittert hatte, sparte auch nach dem Urteil vom Sonntag nicht mit dramatischen Worten. Seit seiner Ankunft in Australien sei der Djokovic "schikaniert und gequält" worden, sagte Vucic der BBC. Man habe ihn "wie einen Massenmörder behandelt".

Dagegen begrüßte der australische Premierminister Scott Morrison den Gerichtsentscheid. Die Entscheidung sei aus Gründen der "Gesundheit, Sicherheit und der Ordnung" gefallen, schrieb Morrison auf Facebook. Sie sei "im öffentlichen Interesse" erfolgt. "Starke Grenzen sind für die australische Lebensweise von grundlegender Bedeutung - genauso wie die Rechtsstaatlichkeit." Der Premier fügte hinzu: "Jetzt ist es an der Zeit, mit den Australian Open weiterzumachen und wieder den Tennis-Sommer zu genießen."

Büro statt Abschiebehotel

Wie die australische Nachrichtenagentur AAP berichtete, hatte Djokovic die Gerichtsverhandlung aus dem Büro seiner Anwälte in Melbourne verfolgt. Die Nacht vor der Verhandlung beim Bundesgericht hatte der Rekordsieger der Australian Open in einem Abschiebehotel verbracht.

Der abschließenden Verhandlung war eine tagelange Hängepartie vorausgegangen. Am Freitag war sein Visum in einer persönlichen Entscheidung von Einwanderungsminister Alex Hawke ein zweites Mal für ungültig erklärt worden. Djokovic hatte mit einer medizinischen Ausnahmegenehmigung von den australischen Impfvorgaben antreten wollen.

Serbian tennis player Novak Djokovic - Australian Open
Am Freitag hatte Novak Djokovic noch in Melbourne für das Turnier trainiertBild: Diego Fedele/AAP Image/Reuters

Der Weltranglisten-Erste ist nicht gegen das Coronavirus geimpft und deswegen eine umstrittene Person in dem Land, das seit Beginn der Pandemie harte Regeln aufgestellt hat. Als ihm die Behörden in der vorigen Woche die Einreise verweigert hatten, war er vorübergehend in ein Abschiebehotel gebracht worden. Eine erste Gerichtsentscheidung am Montag war zu seinen Gunsten ausgefallen, Djokovic hatte daraufhin die Vorbereitung auf die Australian Open fortgesetzt.

kle/se/dvo (dpa, ap, sid, rtr, afp, bbc)