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Sergej Kowaljow: Das Ergebnis in Tschetschenien ist eine Sackgasse ohne Ausweg

10. Dezember 2004

Russischer Menschenrechtler zum zehnten Jahrestag des Kriegsaus-bruchs in Tschetschenien – Interview von DW-RADIO

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"Vor dem Tschetschenien-Krieg gab es keinen Terrorismus. Jetzt ist der Terror zum Standard geworden. Das Ergebnis ist eine Sackgasse, aus der es keinen Ausweg gibt." Das sagte der russische Menschenrechtler und ehemalige Dissident Sergej Kowaljow in einem Interview des Russischen Programms von DW-RADIO. Mit Blick auf den zehnten Jahrestag des Einmarschs russischer Truppen in Tschetschenien (11. Dezember 1994) erklärte Kowaljow, "das Ergebnis ist, dass es zehntausende Opfer gibt, nicht nur Soldaten, sondern auch viele Zivilisten, die gequält, gefoltert und umgebracht wurden".


Ein Ende des zweiten Tschetschenien-Krieges sei nicht abzusehen, "weil es ein Partisanenkrieg ist und man diesen Krieg nicht gewinnen kann". Der 74-jährige ehemalige Menschenrechtsbeauftragte der russischen Staatsduma und Träger des Menschenrechtspreises des Europarats, fügte hinzu, "wenn es diesen Krieg nicht gegeben hätte, wäre Putin nicht Präsident Russlands geworden". Putins Popularität sei erheblich gestiegen, nachdem er im September 1999 verkündet habe, "dem tschetschenischen Banditentum ein Ende zu setzen". Einen Monat später brach der zweite Tschetschenien-Krieg aus. Den ersten Krieg (1994-1996) habe die russische Gesellschaft noch verurteilt. Psychologische Faktoren wie die Anschläge auf Moskauer Wohnhäuser im September 1999 hätten Kowaljow zufolge dazu geführt, dass die Bevölkerung in Russland den zweiten Krieg "positiv aufgenommen hat". Menschenrechtler hätten schon lange davor gewarnt, dass dieser Terror unausweichlich sein würde. "Aber das musste so kommen", sagte er der Deutschen Welle.

10. Dezember 2004
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