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Entführt, vergewaltigt, getötet

27. März 2008

Reuelos zeigt sich der geständige Serienmörder Michel Fourniret zum Prozessauftakt in Frankreich: Der selbsternannte "Jungfrauenjäger" soll mindestens sieben Mädchen getötet haben.

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Michel Fourniret 2004 vor einem belgischen Gericht (AP Photo/Bruno Arnold, ASAP pictures, File)
Michel Fourniret gestand, sieben Mädchen und junge Frauen getötet zu habenBild: AP

Der Auftakt des spektakulären französischen Mordprozesses gegen Michel Fourniret hat mit einem Eklat begonnen. Der geständige "Jungfrauenjäger" verlangte am Donnerstag (27.03.2008) den Ausschluss der Öffentlichkeit. Er werde sonst keine Aussage machen, erklärte der 65-jährige Franzose und übergab dem Richter eine schriftliche Erklärung.

Fourniret hat nach eigenen Angaben von 1987 bis 2001 in Belgien und Frankreich sieben Mädchen und junge Frauen entführt, vergewaltigt und getötet. Es ist die schlimmste Verbrechensserie der letzten Jahrzehnte. Der Prozess vor dem Geschworenengericht in der Ardennenstadt Charleville-Mézières, bei dem erstmals in Frankreich auch Fälle aus Belgien mitverhandelt werden, ist bis Ende Mai angesetzt. Fournirets jüngstes Opfer war zwölf Jahre alt.

Marie-Jeanne Laville, Mutter eines der Opfer von Michel Fourniret kommt am Gericht in Charleville-Mézières an(AP Photo/Michel Spingler)
Marie-Jeanne Laville, Mutter eines der Opfer von Michel Fourniret kommt am Gericht anBild: AP

Neben ihm auf der Anklagebank sitzt seine Frau Monique Olivier. Sie gestand im Verhör, ihrem Mann bei der "Jagd auf Jungfrauen" geholfen zu haben und an der Ermordung eines Mädchens beteiligt gewesen zu sein. Der Prozess ist einzigartig in der Geschichte Frankreichs: Zum ersten Mal ist ein Ehepaar wegen einer derartigen Mordserie angeklagt. "Die Teufel vor Gericht", titelte die Zeitung "Le Parisien" am Donnerstag.

"Das Monster der Ardennen"

Im Gegensatz zu den meisten anderen Triebtätern brüstete sich der hoch intelligente Fourniret, der als Maurer, Waldarbeiter und Kantinenangestellter arbeitete, mit seinen Verbrechen. "Ich bin schlimmer als der belgische Kinderschänder Marc Dutroux", schüchterte er eines seiner Opfer ein. Selbst kurz vor dem Prozessauftakt scheint Fourniret, der in Zeitungen auch "das Monster der Ardennen" genannt wird, noch "in ausgezeichneter Stimmung" und "zufrieden mit sich". Das bestätigten seine Verteidiger, die ihn am Dienstag besucht hatten.

Michel Fourniret (2.v.l.) trifft am 8.7.2004 zu einem Verhör in Dinant ein: Geführt von mehreren Beamten
Michel Fourniret (2.v.l.) trifft am 8.7.2004 zu einem Verhör in Dinant einBild: picture-alliance/ dpa

Fourniret lehnt die Verteidigung durch Anwälte vor Gericht ab, er will nur an den ersten Tagen an seinem Prozess teilnehmen und dort eine Erklärung verlesen. In dieser wolle er sich zur Rolle seiner drei Anwälte im Prozess äußern und auch das französische Justizsystem kritisieren, sagte Fournirets Verteidiger Thierry Bourbouze. Nach den ersten Prozesstagen wolle sich Fourniret weigern, bei dem auf zwei Monate angesetzten Verfahren anwesend zu sein. "Eine weitere Verhöhnung für die Opfer", sagte Marie-Noëlle Bouzet, Mutter eines von ihm vergewaltigten Mädchens. Eine Entschuldigung bei den Angehörigen der Opfer hat Fourniret bis heute abgelehnt.

Mehr als 30 ungeklärte Mordfälle

Insgesamt wird in mehr als 30 ungeklärten Fällen auf eine Beteiligung Fournirets ermittelt. Erst kürzlich hat seine Ehefrau ihm zwei weitere Morde vorgeworfen, wegen denen ein weiterer Prozess ansteht. Dass der Franzose, der bereits 1966 wegen sexueller Belästigung Minderjähriger verurteilt wurde, jemals wieder in Freiheit leben wird, ist unwahrscheinlich. Er muss mit einer Verurteilung zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung rechnen. Auch für seine Frau fordert die Staatsanwaltschaft lebenslänglich. Das Urteil wird in zwei Monaten erwartet. (lk)