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Flexible Helfer für alles

17. Februar 2016

Deutschland - Land der Hochtechnologie und zugleich Industrieriese. Doch beim Einsatz von Robotern außerhalb der Fabrikhallen drohen Politik und Wirtschaft einen Zukunftsmarkt zu verschlafen.

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Ein Haushaltsroboter schenkt frisch gekochten Kaffee in zwei Tassen ein. (Foto: picture-alliance/Sigrid Gombert)
Kaffee on Demand von einem Serviceroboter serviertBild: picture-alliance/Sigrid Gombert

Cocktails mixen, Kranke pflegen, Ware transportieren: Die Gebiete, in denen Serviceroboter eingesetzt werden können, sind vielfältig. Doch laut der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) verpasst Deutschland bei der Förderung des Wachstumssektors Servicerobotik den Anschluss.

Im internationalen Vergleich sei die größte Volkswirtschaft Europas bei der industriellen Robotik besonders für den Fahrzeugbau zwar gut aufgestellt, sagte Ingrid Ott von der EFI in Berlin. "Außerhalb des verarbeitenden Gewerbes ist die Zahl der genutzten Roboter heute jedoch noch ausgesprochen gering", so die Professorin vom Karlsruher Institut für Technologie bei der Vorstellung des EFI-Jahresgutachtens für die Bundesregierung. Die Expertise des Beratergremiums unter Vorsitz von Dietmar Harhoff (Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb) wurde an Kanzlerin Angela Merkel übergeben. Die Fokussierung auf die Industrie "verstellt die Sicht auf aktuelle Robotik-Entwicklungen", erklärte Ott.

Mit Menschen arbeiten

Dabei habe es in der jüngsten Vergangenheit bedeutende technische Fortschritte in der Robotik gegeben. "Dadurch werden Industrieroboter nicht nur immer kleiner, leichter, billiger und flexibler im Einsatz, sondern sie verlassen auch zunehmend die Sicherheitsräume in der Massenproduktion und arbeiten direkt mit Menschen zusammen," so Ott. Serviceroboter, die etwa in der klinischen Pflege assistieren, in der Logistik Transportaufträge abwickeln oder in Geschäftsräumen und Privathaushalten Reinigungsarbeiten verrichten, "werden mit ihren neuen Einsatzgebieten in Deutschland von der Politik bisher wenig wahrgenommen", kritisierte die EFI-Expertin.

Bedenklich findet die Kommission, dass es an Förderung noch in vieler Hinsicht hapere. Nach den bislang aktuellsten Zahlen wurden 2014 fast zehnmal mehr Industrieroboter verkauft, etwa 230.000, als gewerbliche Serviceroboter. Die Dynamik dieses neuen Marktes dürfe auf keinen Fall unterschätzt werden, mahnte die EFI: "Marktprognosen besagen, dass die Servicerobotik die Industrierobotik hinsichtlich des weltweiten Marktvolumens bereits um das Jahr 2020 bis 2025 einholen wird." Deutschland drohe den Anschluss an führende Robotik-Nationen, insbesondere die USA, zu verlieren, aber auch im Wettbewerb mit Südkorea und China abgehängt zu werden. Es gelte daher, "die Förderung der Robotik grundlegend zu überdenken und Kräfte zu bündeln".

Lohndumping und Arbeitslosigkeit?

Zudem sollten Bedenken in der Bevölkerung ausgeräumt werden, dass durch zunehmenden Roboter-Einsatz Beschäftigungschancen oder Löhne gesenkt werden: "Wie die Vergangenheit zeigt, hat technologischer Fortschritt insgesamt immer mehr Arbeitsplätze und Wohlstand geschaffen." In vielen Berufen steige dadurch die Produktivität der Arbeitnehmer. Die EFI leistet wissenschaftliche Politikberatung für die Regierung und legt Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit vor. Wesentliche Aufgabe ist dabei, Stärken und Schwächen des deutschen Innovationssystems zu analysieren.

Zudem warnt die Kommission, Deutschland lasse durch die Vernachlässigung von "E-Government", dem elektronischen Verwalten und Regieren, "wichtige öffentliche und private Potenziale für Innovation und Wertschöpfung brachliegen". Bislang bauten Bundes-, Landes- und Kommunalbehörden ihre E-Government-Angebote weitgehend in Eigenregie auf. "Es ist dringend geboten, den Aufbau in Deutschland zentral zu koordinieren," so die Kommission. Das Problem von Versäumnissen in der elektronischen Verwaltung zeige sich beim Thema Flüchtlinge. Laut internationalen Studien liegt Deutschland beim Ausbau von E-Government deutlich hinter den meisten Industrienationen zurück.

pab/kle (dpa)