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Shell bestätigt Gewinneinbruch

4. Februar 2016

Der Ölpreisverfall hinterlässt in den Bilanzen der großen Förderkonzerne immer tiefere Spuren. So bestätigte am Donnerstag der britisch-niederländische Konzern Shell einen Gewinneinbruch um 87 Prozent.

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Nigeria Ogoniland Shell
Bild: DW/A. Kriesch

Im Vorjahr hatte das Unternehmen noch fast 15 Milliarden Dollar Gewinn verbuchen können, im Jahr 2015 waren es nur noch 1,9 Milliarden. Shell leidet wie seine Wettbewerber unter dem starken Preisrückgang für Rohöl. Der Konzern hat bereits seine Investitionen zusammengestrichen und will rund 10.000 Stellen streichen - im eigenen Unternehmen und bei dem Konkurrenten British Gas (BG), den Shell übernehmen und komplett in den Konzern integrieren will.

Der Ölpreis fällt bereits seit Mitte 2014; von damals rund 100 Dollar pro Barrel (159 Liter) rutschte er auf zuletzt rund 30 Dollar. Hintergrund ist ein Überangebot am Markt gepaart mit einer verhaltenen Nachfrage. Hinzu kommen Sorgen um die Konjunktur in China, dem größten Ölverbraucher der Welt.

Auch Statoil leidet

Das Preistief bei Rohöl schlägt auch dem norwegischen Öl- und Gaskonzern Statoil stark auf die Bilanz. Der um Sonderfaktoren bereinigte Gewinn sackte im vergangenen Jahr um die Hälfte auf rund zwei Milliarden Euro ab, wie das Unternehmen am Donnerstag berichtete. Im vierten Quartal hatte sich der Rückgang mit dem besonders schwachen Ölpreis noch beschleunigt. Um seinen Aktionären - 67 Prozent von Statoil gehören dem Staat - weiter eine Dividende zahlen zu können, werden die Investitionen gekürzt.

Die niedrigen Ölpreise haben auch dem US-Branchenprimus ExxonMobil einen heftigen Gewinneinbruch eingebrockt. Im vierten Quartal stürzte der Überschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 58 Prozent ein - von 6,6 auf 2,8 Milliarden Dollar. Der Umsatz fiel um fast ein Drittel auf 59,8 Milliarden Dollar.

Einziger Ausweg: Kosten senken

Der rasante Ölpreisverfall hat auch den britischen Energiekonzern BP 2015 tief in die roten Zahlen gerissen. Mit 6,5 Milliarden US-Dollar stand der schlimmste Verlust seit mehr als zwei Jahrzehnten in der Bilanz. Selbst 2010, als BP Belastungen aus der verheerenden Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko verbuchte, war das Ergebnis nicht so schlecht wie jetzt.

Die großen Konzerne versuchen, mit massiven Kostensenkungen gegenzusteuern, indem sie Stellen streichen und Investitionen kürzen. BP kündigte in diesem Zusammenhang an, im Raffineriegeschäft - also der Weiterverarbeitung von Öl - 3000 Jobs bis Ende 2017 abbauen zu wollen. Das Unternehmen hatte zudem bereits Mitte Januar mitgeteilt, 4000 Stellen in der Öl- und Gasförderung zu streichen. BP-Chef Bob Dudley sagte, der Konzern müsse sich rasch dem veränderten Marktumfeld anpassen.

Investitionen werden verschoben

Der Konkurrenz geht es nicht besser. Chevron, die Nummer zwei in den USA, hatte zuletzt den ersten Quartalsverlust seit mehr als 13 Jahren ausgewiesen. In den Chefetagen der großen Konzerne werden längst die Rotstifte gespitzt, um Worst-Case-Szenarien auszurechnen. Insgesamt kommen nach Einschätzung von Experten in der Branche Projekte in einer Größenordnung von 400 Milliarden Dollar nicht zustande.

Der Ölpreis wird sich nach Ansicht von Experten auch nicht kurzfristig erholen. Deshalb geben auch die Banken düstere Prognosen ab. Die US-Investmentbank Morgan Stanley, die 2008 noch 200 Dollar pro Barrel für möglich gehalten hatte, geht von einem Tiefpunkt bei 20 Dollar aus. Experten warnen auch davor, dass amerikanische Banken überdurchschnittlich viele Kredite an die Ölförderer gegeben haben. So soll allein Wells Fargo Kredite über 17 Milliarden Dollar ausstehen haben. Insgesamt sollen sich die Kredite amerikanischer Banken für die US-Ölbranche auf rund 400 Milliarden Dollar belaufen.

wen/hmf (rtr, dpa)