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Shopping in Mosambik

Nina Gruntkowski19. Juni 2006

Seit dem Ende des Bürgerkriegs hat sich Mosambik in den 90er Jahren politisch stabilisiert und auch wirtschaftlich geht es bergauf. Eine südafrikanische Supermarktkette gehört zu den Topinvestoren im Nachbarland.

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Ein Shoprite-SupermarktBild: presse
Händler in Maputo
Maputos Händler haben es jetzt schwererBild: PA/dpa

Klappernde Einkaufswagen rollen durch die endlos scheinenden Gänge im Shoprite Supermarkt in Maputo. Im Vergleich zu den anderen Supermärkten in Mosambiks Hauptstadt ist das Warenangebot hier berauschend: Unzählige Sorten Fruchtsäfte, Obstkonserven und Kekspackungen stapeln sich in den langen Regalreihen - fast alles Produkte "made in South Africa". Vor acht Jahren eröffnete Joaquim Pires die erste Filiale des südafrikanischen Unternehmens in Mosambik. Das habe viel verändert, erzählt der Filialleiter von Shoprite in Maputo. So habe Shoprite einen großen Einfluss auf das Preisgefüge in Mosambik. Bevor Shoprite eröffnet wurde, seien die Lebensmittel-Preise sehr hoch gewesen. Da es keine anderen Bezugsquellen gegeben habe, hätten die Händler die Preise in den Geschäften beliebig erhöhen können. "Heute aber funktioniert das nicht mehr, denn wenn sie zu hoch sind, kaufen die Kunden einfach bei Shoprite", erzählt Pires.

Pionierarbeit mit Supermärkten

Inzwischen hat Shoprite Filialen in Beira und Chimoio und seit vergangenem Jahr auch in Nampula eröffnet. Weitere Filialen in den anderen sechs Provinzhauptstädten sind geplant. Die Supermarktkette bietet seine Produkte zu beständig günstigen Preisen an - der Discounter maximiert seinen Gewinn über die Menge der verkauften Waren. Das Konzept scheint auch in Mosambik aufzugehen: Viele Markthändler kaufen ihre Waren inzwischen bei der Supermarktkette ein, um sie dann mit einem kleinen Aufpreis auf den Märkten wieder zu verkaufen. So haben selbst Mosambikaner auf dem Land, denen der Weg zum nächsten Shoprite zu weit oder zu kostspielig ist, Zugang zu den südafrikanischen Produkten.

Dass die südafrikanische Supermarktkette in Mosambik derartig erfolgreich sein würde, konnte bei der Eröffnung nur wenige Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs niemand genau absehen, erinnert sich Joaquim Pires: "Das war Pionierarbeit, denn damals wollte noch niemand so recht in Mosambik investieren, weil man Angst vor politischer Instabilität hatte. Wir aber investierten und waren damit die Vorreiter." Doch das sei bloß der Anfang gewesen. Viele Firmen hätten den Erfolg von Shoprite in Mosambik gesehen und seien nun ihrem Beispiel gefolgt.

Allgegenwärtiger Einfluss

Shoprite Lugogo, Kampala, Uganda Gemüsestand Supermarkt Afrika
Nicht nur urbane Mittelschichten, auch Dorfbewohner besuchen die SupermärkteBild: presse

Immer mehr südafrikanische Ketten entdecken Mosambik als neuen Markt und eröffnen Filialen im Nachbarland. Im Süden Mosambiks und der Hauptstadt Maputo ist der südafrikanische Einfluss inzwischen allgegenwärtig. Inzwischen findet man hier an vielen Straßenecken auch südafrikanische Imbissketten, Modeläden oder Autoersatzteillager. Noch vor acht Jahren war es für ausländische Unternehmen gar nicht so einfach, ein Geschäft in Mosambik zu eröffnen, berichtet der Filialleiter von Shoprite in Maputo. Unzählige Behördengänge musste er hinter sich bringen, um die nötigen Papiere zusammenzutragen.

In den vergangen Jahren aber bemühte sich der mosambikanische Staat zunehmend, die Formalitäten für ausländische Investoren zu vereinfachen. Sie finden heute Rat und Beistand bei staatlichen Institutionen wie dem CPI - dem Zentrum für Anträge und Investitionen - erklärt Evaristo Cumbane vom CPI: "Das ist heutzutage viel einfacher als damals. Jetzt gibt diese so genannten 'One-stop-shops' in Mosambik, wie das CPI." Dort könne man hingehen und müsse nicht mehr zu tausend verschiedenen Stellen rennen, um die nötigen Papiere zu bekommen. Außerdem brauche man auch kein Visum mehr, wenn man von Südafrika nach Mosambik reise. Das habe viel dazu beigetragen, dass mehr Ausländer in Mosambik investierten.

Schillernde Zahlen

Mosambik verzeichnet seit einigen Jahren ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von jährlich um die 10 Prozent. Diese schillernden Zahlen dürfen jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich um das relative Wachstum einer komplett zerstörten Wirtschaft handelt und die positive Bilanz vor allem auf mit ausländischem Kapital finanzierte Großprojekte zurückzuführen ist. Ganz gezielt bemüht sich deshalb der mosambikanische Staat um Investoren aus dem wirtschaftlich florierenden Südafrika. Sie sind Teilhaber an Großprojekten wie der Aluminiumschmelze oder der Gaspipeline, die Südafrika mit mosambikanischem Erdgas versorgt - oder engagieren sich in der Landwirtschaft und im Tourismus entlang der Küste.

Geschäftsleute aus dem Nachbarland müssen jedoch an der Grenze Zölle zahlen, wenn sie Waren nach Mosambik einführen möchten. Ab 2012 könnten diese Zölle aber wegfallen, erklärt Evaristo Cumbane. Denn die Entwicklungsgemeinschaft südliches Afrika plant, eine Freihandelszone in den 14 Mitgliedsstaaten zu errichten: "Wir werden in einen offenen Wettbewerb treten, denn es wird nur noch einen offenen Markt geben. Das wird den Handel in der Region ankurbeln, wenn alle Handelshemmnisse eliminiert worden sind."

Topinvestor Südafrika

Doch auch ohne die geplante Freihandelszone im südlichen Afrika investieren jetzt immer mehr Südafrikaner in Mosambik. Seit etwa fünf Jahren fließt mehr Kapital aus dem südlichen Nachbarland nach Mosambik als aus Großbritannien und der ehemaligen Kolonialmacht Portugal - den beiden Ländern, aus denen lange Zeit die meisten Investitionen kamen. Momentan bauen südafrikanische Unternehmer jedes Jahr ihre Führungsposition weiter aus: Im vergangenen Jahr legten die Südafrikaner mit 95 Millionen US Doller dreimal so viel Kapital in Mosambik an wie die Briten, die in der Wirtschaftstatistik noch immer den zweiten Platz belegen.

Evaristo Cumbane glaubt, dass Südafrika eine Weile der Topinvestor bleiben wird. Und mit dem geplanten regionalen Zusammenschluss würde Südafrika versuchen, seine Position zu behalten. Es sei das wirtschaftliche Machtzentrum der Region und wolle es auch bleiben. Deswegen würde Südafrika eine Weile dominieren. "Und wir müssen uns der Herausforderung stellen und die Unternehmen dazu anhalten, ihre Produktion und Qualität zu erhöhen, damit sie nicht von Südafrika geschluckt werden", meint Cumbane.