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Politik

Sicherheitsrat verurteilt Botschafter-Mord

20. Dezember 2016

Nach dem tödlichen Anschlag auf den russischen Botschafter in Ankara zeigen sich auch die Vereinten Nationen entsetzt. In türkischen Sicherheitskreisen glaubt man derweil schon das Motiv des Attentäters zu kennen.

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Attentäter in Ankara (Foto: picture alliance)
Bild: picture alliance/dpa/O. Ozbilici

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat den Mord an Russlands Botschafter in der Türkei "auf das Schärfste" verurteilt und als "Terrorangriff" bezeichnet. "Jeder dieser Terrorakte ist kriminell und durch nichts zu rechtfertigen, egal, was die Motivation ist und wo, wann oder durch wen er ausgeübt wird", erklärte der amtierende Vorsitzende des höchsten UN-Gremiums, Román Oyarzun, in New York. Zugleich sprach der Sicherheitsrat den Angehörigen des getöteten Diplomaten Andrej Karlow und der russischen Regierung sein Beileid aus.

Andrej Karlow (Foto: picture alliance)
Ermordet: Andrej Karlow (62)Bild: picture alliance/AA/A. Balikci

Karlow war am Montag erschossen worden, als er in der türkischen Hauptstadt Ankara eine Ausstellung in einer Kunstgalerie eröffnete. Bei dem Attentäter (Artikelbild oben) handelt es sich nach offiziellen Angaben um einen 22-jährigen Polizisten, der nicht im Dienst war. Nach der Tat rief er "Allahu Akbar" (Gott ist groß), bevor er auf Türkisch sagte: "Vergesst nicht Syrien, vergesst nicht Aleppo." Alle Unterstützer der Tyrannei würden zur Rechenschaft gezogen.

Sechs Festnahmen

Bei dem Anschlag wurden drei weitere Personen verletzt. Der Attentäter selbst wurde von einem Sondereinsatzkommando getötet. Inzwischen nahm die Polizei nach Angaben von Staatsmedien sechs Personen fest. Die Eltern, die Schwester und zwei weitere Verwandte des Attentäters seien in der westlichen Provinz Aydin in Gewahrsam genommen worden, meldet die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu. Der Mitbewohner des Attentäters in Ankara sei ebenfalls festgenommen worden.

Die russische Regierung schickte mittlerweile ein Team von 18 Ermittlern nach Ankara. Ein Kremlsprecher sagte, der Gruppe gehörten Experten des Geheimdienstes, der Polizei und des Außenministeriums an. Sie sollten mit ihren türkischen Kollegen den Mord untersuchen. Auf das Team hätten sich die beiden Staatspräsidenten verständigt. 

Diplomatische US-Vertretungen geschlossen

Vor der US-Botschaft in der türkischen Hauptstadt Ankara sind am frühen Dienstagmorgen Schüsse gefallen. Alle diplomatischen Vertretungen der USA in der Türkei blieben aus diesem Grund an diesem Dienstag geschlossen, wie die Botschaft mitteilte. Der Schütze sei in Polizeigewahrsam, nachdem er in der Nacht mehrere Schüsse abgegeben habe. Es sei niemand verletzt worden.

Suche nach Hintermännern

Russlands Präsident Wladimir Putin sagte, mit dem Attentat hätten die türkisch-russischen Beziehungen beschädigt und die gemeinsamen Bemühungen um eine Lösung des Syrien-Konflikts torpediert werden sollen. Und er drohte mit Vergeltung: Die "Banditen" würden zu spüren bekommen, dass nun mit härterer Hand gegen sie vorgegangen werde. "Wir müssen wissen, wer den Mörder gesteuert hat", so Putin. Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan erklärte in einer Videobotschaft, er habe sich in einem Telefonat mit seinem russischen Kollegen darauf verständigt, im Kampf gegen den Terrorismus nun noch stärker zusammenzuarbeiten.

Die genauen Hintergründe der Tat sind unklar. In türkischen Sicherheitskreisen richtete sich der Blick aber umgehend auf den Erdogan-Rivalen Fethullah Gülen. Es gebe sehr starke Hinweise, dass der Angreifer ein Anhänger des in den USA lebenden Geistlichen gewesen sei, hieß es. Erdogan sieht in ihm den Drahtzieher des gescheiterten Putsches im Juli, was Gülen zurückweist. 

wa/cr/kle (rtr, afp, dpa)