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Stellenabbau bei Siemens

26. Februar 2008

Bei Siemens sollen weltweit 6800 Stellen gestrichen werden, bis zu 3200 davon in Deutschland. Kommentar der IG Metall: "verantwortungslos".

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Das Siemens-Firmenlogo in München
Siemens will seine Telekommunikationssparte sanieren - "so sozialverträglich wie möglich", beteuert das UnternehmenBild: AP

Wie Siemens am Dienstag (26.02.2008) bestätigte, sollen bei der Unternehmenstochter Siemens Enterprise Communications (SEN) in den nächsten Jahren tausende Arbeitsplätze abgebaut werden. Das Unternehmen kündigte eine "umfangreiche Neuausrichtung" an. Auf diese Weise wolle Siemens auf die "sich ändernden Kundenanforderungen" reagieren.

Weltweit will Siemens bis zu 6800 Stellen abbauen. Im Einzelnen sollen bei SEN weltweit 3800 Stellen gestrichen werden, weitere 3000 sollen durch Verkäufe oder "Lösungen mit Dritten" ausgelagert werden. Allein in Deutschland sind bis zu 3200 Arbeitsplätze betroffen. Bis zu 2000 Jobs sollen hier gestrichen werden, 1200 ausgelagert werden.

"Kein zweites BenQ"

Im Rahmen des Umbaus von SEN will sich der Konzern nach eigenen Angaben vollkommen von der Fertigung trennen und von einem Hardwareanbieter zu einem Anbieter für Software und Lösungen werden. "Wir werden den beschleunigten Umbau von SEN und den damit verbundenen Sanierungskurs unter der Kontrolle von Siemens beginnen und damit auch sicherstellen, dass die mit der Sanierung einhergehenden Personalmaßnahmen so sozialverträglich wie möglich gestaltet werden", sagte Siemens-Finanzchef Joe Kaeser. "Ein zweites BenQ wird es nicht geben. Wir nehmen die Restrukturierung selbst in die Hand und unterstreichen damit die Verantwortung für die betroffenen Mitarbeiter." Siemens hatte seine verlustreiche Handysparte an BenQ verkauft, nur ein Jahr später ging BenQ Mobile mit 3000 Mitarbeitern in Deutschland pleite.

Der Umbau sei wegen der veränderten Marktverhältnisse dringend erforderlich, argumentiert Siemens. Der "Süddeutschen Zeitung" zufolge will Siemens mit dem Umbau den Verkauf von SEN vorbereiten und die Sparte für mögliche Käufer attraktiver machen.

Das Siemens-Werk in Leipzig: Eine Mitarbeiterin montiert Telefone.
Das Siemens-Werk in Leipzig soll verkauft werden.Bild: dpa

Werkschließungen und Verkäufe weltweit

Weltweit beschäftigt SEN derzeit etwa 17.500 Mitarbeiter. Wie Siemens mitteilte, sollen die Werke im griechischen Thessaloniki mit 270 Mitarbeitern und im brasilianischen Curitiba mit 470 Mitarbeitern verkauft oder in "Lösungen mit Dritten" eingebracht werden. Auch Schließungen wollte Siemens nicht ausschließen. Verkauft werden sollen Auftrags-Call-Center in Argentinien, Chile, Ecuador, Kolumbien und Peru mit insgesamt 1100 Mitarbeitern.

In Deutschland sind vor allem das Stammhaus von SEN sowie weitere Verwaltungs- und Supportfunktionen betroffen. SEN hat hier 6200 Mitarbeiter. Allein in der Zentrale in München sollen 1700 Stellen wegfallen. Das Werk in Leipzig mit rund 530 Mitarbeitern sowie das Nachrichtenkabelgeschäft mit etwa 60 Mitarbeitern sollen verkauft werden. Für weitere 570 Mitarbeiter aus dem Direktvertrieb werde eine Partnerschaft mit einem IT-Anbieter angestrebt, hieß es. Das Werk in Leipzig habe aber in jedem Fall eine Zukunft, sagte ein Unternehmenssprecher. Laut Branchenkreisen hat sich Siemens ohnehin gegenüber dem Land Sachsen verpflichtet, als Gegenleistung für Subventionen die Arbeitsplätze in der Telefonanlagen-Fertigung in Leipzig zu erhalten.

IG Metall: Keine betriebsbedingten Kündigungen bis Oktober 2009

Die IG Metall wirft Siemens wegen des geplanten Stellenabbaus Verantwortungslosigkeit vor. "Bis heute fehlt es an einem offensiven Gesamtkonzept. Nur Personal abbauen und verkaufen ist verantwortungslos", sagte der bayerische IG Metall-Chef Werner Neugebauer. Die Arbeitnehmervertreter seien bereit, über mögliche Lösungen zu verhandeln. "Nur mit wirklich tragfähigen Lösungen kann es eine Chance geben. Darauf werden wir achten", erklärte Neugebauer. "Wir hoffen, dass Siemens aus dem Desaster bei BenQ gelernt hat." Von jedem möglichen Investor erwarte die Gewerkschaft eine tragfähige Strategie und ein Gesamtkonzept, das mehrjährige Arbeitsplatzgarantie biete, kündigte Neugebauer an.

Betriebsbedingte Kündigungen seien bei SEN im Übrigen wegen einer tariflichen Sondervereinbarung bis zum 30. September 2009 ausgeschlossen, sagte Neugebauer. Die Gewerkschaft wolle mit Verhandlungen über einen Interessenausgleich und Sozialplan alle Möglichkeiten zu Umschulungen, Weiterbeschäftigungen auf anderen Arbeitsplätzen und auch Brücken in neue Arbeit durch Transfergesellschaften durchsetzen, erklärte der bayerische IG Metall-Chef. (det)

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