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Siemens und Nokia bilden Telekom-Allianz

19. Juni 2006

Der deutsche Elektro-Konzern Siemens und der finnische Handy-Weltmarktführer Nokia machen zukünftig gemeinsames Geschäft bei Telefonnetzen. Mit der Fusion wird die kriselnde Siemens-Sparte Com endgültig zerschlagen.

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Nokia-Manager Simon Beresford-Wylie wird Chef von Nokia Siemens NetworksBild: AP

Das neue Gemeinschaftsunternehmen mit den Namen Nokia Siemens Networks wird knapp 16 Milliarden Euro Umsatz und 60.000 Beschäftigte haben, teilten Siemens und Nokia am Montag (19.6.2006) mit. Der Chef des neuen Joint Ventures, Simon Beresford-Wylie, sagte, in den kommenden Jahren könnten zwischen 10 und 15 Prozent der 60.000 Jobs eingespart werden. Es müsse sich aber nicht zwangsläufig um Stellenstreichungen handeln, auch Verlagerungen seien denkbar.

Neue Nummer drei

Nokia und Siemens sind beide je zur Hälfte an dem neuen Unternehmen beteiligt. Bei der Gründung fließe kein Geld zwischen den beiden Muttergesellschaften. "Beide werden anteilig die neue Tochter mit Kapital ausstatten", hieß es in einer Firmenerklärung.

Firmenchef soll der bisherige Nokia-Manager Simon Beresford-Wylie werden. Das Gemeinschaftsunternehmen soll seinen Hauptsitz in Helsinki haben sowie eine "starke regionale Präsens" in München. Drei der insgesamt fünf Geschäftseinheiten sollen dort ihren Sitz haben.

Mit dem Joint Venture entstehe ein "neuer Titan in der Telekom-Industrie", sagte Siemens-Chef Klaus Kleinfeld am
Montag. Das Zusammengehen sei die "beste denkbare Lösung gewesen", um auf die wachsende Konkurrenz sowie das Zusammenwachsen von Mobilfunk und Festnetz mit Informations- und Unterhaltungsangeboten zu reagieren. Die Kundenbasis beider Unternehmen ergänze sich sehr gut.

Die Kartellbehörden müssen der Megafusion noch zustimmen. Geben sie grünes Licht, entsteht der drittgrößte Telekom-Ausrüster. Nokia und Siemens liegen beim Umsatz knapp hinter Ericsson/Marconi. An der Spitze steht demnächst klar der neue Verbund aus Alcatel und Lucent Technologies.

Abschied von den Wurzeln

Innerhalb des Siemens-Konzerns ist die krisengebeutelte Sparte Communications (Com) das älteste und größte Geschäftsgebiet. Mit 55.400 Mitarbeitern weltweit erzielte die Sparte zuletzt einen Jahresumsatz von 13 Milliarden, deutlich mehr als die übrigen elf Bereiche. Der Bereich ist in mehr als 160 Ländern vertreten. Neben Telefonanlagen und Schnurlos-Geräten bietet Com Infrastruktur, Anwendungen und Service für Sprach- und Datenkommunikation.

Siemens-Chef Klaus Kleinfeld verschenkte im Sommer 2005 das verlustreiche Mobiltelefon-Geschäft an den taiwanesischen Hersteller BenQ und legte sogar Geld oben drauf. Den Münchnern wurde vorgehalten, Trends im Handymarkt verpasst und technologische Entwicklungen verschlafen zu haben. Nach mehreren Wellen des Stellenabbaus soll sich die Sparte unter Leitung von Thomas Ganswindt auf Zukunftsfelder wie Fernsehen übers Internet oder superschnelle UMTS-Verbindungen konzentrieren. Mit dem Joint-Venture wird die Sparte praktisch aufgelöst, der verbleibende Teil wird ab 1. Oktober in der Sparte Automatisierungstechnik eingegliedert. (kas)