Simbabwe: Netzwerke für den Wandel | Afrika | DW | 14.10.2013
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Afrika

Simbabwe: Netzwerke für den Wandel

Nach drei Jahren geht ein umfangreiches Projekt zur Förderung von unabhängigen Medien in Simbabwe zu Ende. Der DW Akademie-Projektmanager und der Finanzchef ziehen sachlich Bilanz - nicht ganz ohne Hoffnung.

Dominique Thierry und Tonderai Mazingaizo (Foto: Charlotte Hauswedell).

Dominique Thierry und Tonderai Mazingaizo

Von 2010 bis 2013 führte die DW Akademie das von der Europäischen Kommission finanzierte Projekt "Media in Zimbawe: Key Factor in Promoting Human Rights and Freedom of Expression" aus. Beteiligt waren acht weitere Partner - lokale Medienorganisationen sowie internationale Akteure der Medienentwicklungszusammenarbeit.

Tonderai Mazingaizo, Programm-Manager und stellvertretender Leiter der Partnerorganisation MMPZ (Media Monitoring Project Zimbabwe), hat das Projekt von Anfang an als Finanzchef begleitet. DW Akademie-Projektmanager Dominique Thierry hat im März 2013 als Manager die Steuerung des Projekts bis zu seinem Abschluss im September übernommen
.

Wie war die Situation der Medien in Simbabwe, als Sie das Projekt starteten?
Mazingaizo: Die Medien waren vollständig staatlich kontrolliert, Zeitungen und Rundfunk ausnahmslos in staatlicher Hand. Der Staat hatte das Informationsmonopol, kontroverse Meinungen waren in den Medien nicht zu hören. Dennoch herrschte nach den Wahlen im Jahr 2008 Aufbruchstimmung im Land. Die neue Machtverteilung zwischen Präsident und Parlament ließ Hoffnung auf mehr Freiheit auch in den Medien und im Zugang zu Informationen aufkommen. Zum ersten Mal gab es so etwas wie Opposition.

Was waren die Ziele, die Sie in dieser Situation mit ihrem Projekt verfolgten?
Thierry: Wir wollten Medienschaffende zusammen- und miteinander in Dialog bringen. Wir wollten alle jene in Simbabwe vereinen, die ein Interesse an einer freien Presse hatten. Die Kapazitäten des Medienbetriebs sollten gebündelt, der Ausbildungsstand der Journalisten gehoben werden. Nicht zuletzt sollten die Arbeits- und Lebensbedingungen von Journalisten verbessert werden. Dazu sollte eine Rechtsreform angestoßen werden, die die Freiheit der Presse und den freien Zugang zu Informationen garantieren sollte. Die Idee dahinter war, Gesellschaft und Medien zu verbinden.

Welche Rolle hatte die DW Akademie in dem Projekt?
Mazingaizo: Die DW Akademie übernahm gleich mehrere wichtige Funktionen. Zum einen kontrollierte sie die Entwicklung des Projekts, brachte potenzielle Gesprächs- und Kooperationspartner an einen Tisch und sorgte für ausreichenden Informationsaustausch zwischen allen beteiligten Projektteilnehmern.
Thierry: Über die Steuerung hinaus lieferte die DW Akademie wertvolles technisches und journalistisches Know-how sowie wesentliche Informationen etwa über den Bedarf an journalistischer Ausbildung in Simbabwe. Das betrifft sowohl die inhaltliche Seite, was die Trainingsinhalte angeht, als auch die nachgefragten Formen der Ausbildung, die mit einer von uns durchgeführten Studie erfasst wurden. So war beispielsweise der Wunsch nach Inhouse-Training außergewöhnlich groß.

Wenn Sie eine Bilanz des Projekts ziehen, was haben Sie in den drei Jahren erreicht?
Mazingaizo: Wir haben viele Journalisten aus- oder weitergebildet. Insgesamt hatten wir einige Hundert Teilnehmer in den Workshops. Zudem konnten wir die Kapazitäten der Partner im Land bündeln und ausbauen, etwa indem wir sie beraten haben, wie sie ihre Arbeitsabläufe effektiver gestalten können. Wichtig war aber auch, dass wir vielen Medienschaffenden die Vorteile von Kooperationen nahebringen konnten - trotz ihrer Konkurrenzsituation. Wir haben gezielt lokale und internationale Akteure an einen Tisch gebracht.
Thierry: In Community-Workshops haben wir zudem Möglichkeiten der Vernetzung und der Informationsbeschaffung für die Bevölkerung aufgezeigt. Besonders aktiv waren wir in Gemeinden, die keinen Zugang zu Medienangeboten haben. Dadurch sind etliche neue Netzwerke entstanden. Die Bürger tun sich zusammen, um an Nachrichten zu gelangen, sie zu verbreiten und eine Nachricht auch kritisch zu hinterfragen. Außerdem unterstützten wir den Zusammenschluss von Medienorganisationen und die Bildung von Foren.

Wie wird sich nach Ihrer Ansicht die Mediensituation in Simbabwe in den nächsten Jahren entwickeln?
Mazingaizo: Große Veränderungen erwarte ich in absehbarer Zeit nicht. Die wirtschaftliche Lage und die Gefährdungssituation von Journalisten in Simbabwe sind beklemmend. Ein Gesetz, das Pressefreiheit und den Informationszugang garantiert gibt es noch immer nicht. Die Anpassung der repressiven Gesetze wie dem AIPPA (Access to Information and Protection of Privacy Act) und POSA (Public Order and Security Act) steht immer noch aus und das zeigt, die Reform der Mediengesetze hat keine Priorität. Die Regierung hat sie nicht in die aktuellen Gesetzesvorhaben aufgenommen.
Thierry: Wir sind froh, dass eine Verfassung auf den Weg gebracht wurde, die auch eine Bill of Rights enthält. Meinungsfreiheit und das Recht auf Versammlungsfreiheit sind hier verankert. Das Problem ist, dass die Verfassung noch nicht angewendet wird und die Mediengesetze noch nicht geändert wurden. Die staatlichen Medien haben noch immer eine Monopolstellung und Journalisten werden regelmäßig ohne richterliche Anweisung ins Gefängnis gesteckt.
Mazingaizo: Das Bewusstsein der Journalisten ist da - sie wissen über ihr Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit Bescheid. Auch die Medienorganisationen haben gemeinsam mehr Wissen darüber erlangt, wie Wandel auszusehen hat.
Thierry: Wir hoffen, wir haben dazu beigetragen, eine kritische Masse zu bilden, aus jenen, die Pressefreiheit zu schätzen wissen und die ihren Bedarf nach unabhängigem Qualitätsjournalismus deutlich artikulieren werden.

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  • Datum 14.10.2013
  • Autorin/Autor Charlotte Hauswedell und Ralf Witzler
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  • Permalink https://p.dw.com/p/19zEi
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