1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Sind sie unter uns?

Lindy May5. November 2002

Die Geiselnahme hat tiefe Spuren hinterlassen: Moskau wehrt sich gegen einen Feind, der tausend Gesichter hat. Lindy May berichtet über die vergebliche Suche nach Indizien.

https://p.dw.com/p/2o9Z

Die Polizei zeigt sich häufiger als vor der Geiselnahme in der Stadt: an Zufahrtsstraßen zum Zentrum, in Metrostationen und Fußgängerunterführungen, in belebten Einkaufspassagen. Der Rote Platz wird gesperrt, die Besucher der Tretjakow Galerie müssen am Eingang einen Waffendetektor passieren. Es ist für die Moskauer nach wie vor unverständlich, dass schwer bewaffnete tschetschenische Männer und Frauen durch das Land reisen und bis in ein Theater ihrer Stadt vordringen konnten. Nun soll also starke Polizeipräsenz weitere Geiselnahmen und Anschläge verhindern.

„Zu spät," sagen die Moskauer, „das Unglück ist geschehen." Aber wie lange kann man diese hohe Anzahl an Polizisten noch rechtfertigen, wenn kein Erfolg absehbar ist? Egal ob Autofahrer oder Fußgänger, es wird einfach jeder kontrolliert, der sich irgendwie auffällig verhält: am Straßenrand oder vor dem Eingang zur Metro. Was ist aber auffällig an einem Geiselnehmer oder Attentäter – die Automarke, ein zu schneller Schritt, ein Gepäckstück zu viel oder die Hände zu tief in den Manteltaschen?

Hauptsächlich sind es Männer, die ihre Dokumente vorzeigen müssen, ungeachtet der Tatsache, dass ebenso Frauen in der Lage sind, sich an einem Anschlag zu beteiligen. Die Frauen, die mit Sprengstoffgürteln und Pistolen im Zuschauerraum des Musicals „Nord–Ost" saßen, haben dies gezeigt. Wer keine ordentlichen Papiere vorzeigen kann oder Gegenstände mit sich führt, die als Waffe dienen können, wird in Gewahrsam genommen. Wer sich länger als drei Tage in Moskau aufhält, muss zudem einen Stempel der Registrierungsbehörde im Reisepass vorweisen können ...

Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Greifbare Fahndungsergebnisse gibt es jedoch nicht. Auch, wenn es Moskau nicht wahrhaben will: Der Feind, den die Stadt bekämpft, ist unsichtbar.