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Allzeithoch des Euro

12. September 2007

Höhenflug wie noch nie: Im Vergleich zur Leitwährung Dollar stieg der Euro auf ein Rekordniveau von 1,3885 Dollar. Vor allem Verbraucher und Urlauber können von der Stärke ihrer Heimatwährung profitieren.

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Bild: DW

Der vom Export abhängigen Wirtschaft in Deutschland gefällt die Entwicklung dagegen gar nicht, da Exporte schwieriger werden. "Langsam wird es kritisch", sagte der Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Alfred Steinherr. Die Gewinnmargen der Unternehmen litten unter der starken Gemeinschaftswährung, sagte auch Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben vom Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Viele Volkswirte geben aber schon Entwarnung: Solange der Euro nicht weiter deutlich steigt, sei von der Währungsseite keine Konjunkturabkühlung zu erwarten.

Ein "Teuro" nur für US-Bürger

Mit der Entwicklung der Wechselkurse ist das Reisen in die USA deutlich preiswerter geworden. Nur noch rund 72 Euro-Cent muss der Tourist ausgeben, um einen "Greenback" zu erstehen. Das war vor sieben Jahren noch ganz anders: Auf dem Tiefpunkt des Euro mussten Urlauber rund 1,20 Euro für einen Dollar zahlen. Mit dem schwachen Dollar werden Hotels und Restaurants, aber auch Mitbringsel billiger. "Man kann sich jetzt mehr im Ausland kaufen", sagt der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer. Dagegen ist der Euro für US-Bürger jetzt ein richtiger "Teuro".

Aber auch wer im Euro-Land bleibt, kann als Konsument profitieren. Der starke Anstieg der Ölpreise wird durch den Wechselkurs-Effekt zumindest gedämpft: Andernfalls müssten an der Tankstelle oder beim Heizöl noch höhere Preise gezahlt werden. Auch viele Vorprodukte für die Industrie werden durch einen niedrigeren Dollar-Preis billiger. "Für die Verbraucher ist das eine gute Nachricht", bilanziert der Europa-Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer.

Nur begrenzte "Währungs-Bremse"

Für exportorientierte deutsche Unternehmen allerdings ist der starke Dollar ein Nachteil im globalen Wettbewerb. Denn US-Amerikaner müssen nun für viele Produkte "Made in Germany" deutlich mehr zahlen als noch vor einigen Jahren. Volkswirte halten die "Währungs-Bremse" aber für begrenzt. "Die deutschen Exporte haben im ersten Halbjahr das vorgegebene Tempo gehalten, der Auftragseingang zeigt noch keine Abschwächung", sagt der Chefvolkswirt des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Ralph Wiechers. Der deutsche Maschinenbau exportiert mehr als die Hälfte in die EU, nur 13 Prozent gehen in die USA. Boomregionen liegen inzwischen in Indien, Russland oder auch in Saudi-Arabien.

Befürchtungen für die Konjunktur haben viele Experten nicht - zumindest nicht wegen des Dollars. So rechnet Jörg Krämer von der Commerzbank vor, dass erst bei einer dauerhaften Aufwertung des Euro um zehn Prozent im Vergleich zu einem gewichteten Korb an verschiedenen Währungen das Wirtschaftswachstum um 0,5 Prozentpunkte schwächer ausfallen dürfte. Und gemessen an diesem von der Europäischen Zentralbank (EZB) berechneten Währungskorb sei der Euro binnen eines Jahres nur um etwa drei Prozent gestiegen.

"Euro ist überbewertet"

Die Ursachen für den starken Euro sehen viele Fachleute vor allem in der Schwäche des Dollars. Das riesige Leistungsbilanzdefizit der USA führt schrittweise zu einer Abwertung des Dollars. Und die US-Hypothekenkrise gab zuletzt indirekt noch einen kleinen Stoß dazu. Denn die Währungshändler gehen inzwischen davon aus, dass die US-Notenbank (Fed) wegen der Turbulenzen in der kommenden Woche die Zinsen senken wird. Die EZB hatte die Leitzinsen dagegen stabil gehalten. Dies lässt den Dollar dann für globale Anleger weniger interessant erscheinen.

Prognosen für die künftige Entwicklung der Währungen sind schwierig. Allerdings sehen die meisten Experten nur noch kurzfristig einen möglichen Anstieg des Euro. "Der Euro ist schon überbewertet", sagt etwa Thomas Mayer von der Deutschen Bank. Das begrenze nun das Aufwärtspotenzial. (wga)