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Social Media: Falle für Kinder

Volker Wagener13. Mai 2015

Sie verletzten sich selbst, verabreden sich zur Jagd auf Schwule oder foltern Obdachlose. Für Kinder und Jugendliche lauert Gefahr nicht auf der Straße, sondern im Netz. Was Eltern nicht wissen, weiß jugendschutz.net.

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Deutschland: Kind benutzt Smartphone (Foto: picture alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/T. Eisenhuth

Das Internet ist längst der bestimmende Faktor im Leben der meisten Kinder. Immer mehr sind per Smartphone ständig im Netz. Und viele treiben sich auf Plattformen herum, die nicht für sie gedacht sind. Mit was sie da konfrontiert werden, dokumentiert jugendschutz.net. Die Organisation ist an die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) angebunden und überprüft das Internet auf jugendgefährdende Inhalte. Jugendschutz.net gibt zudem Hilfestellung und pädagogische Anleitung für Eltern und Lehrer, etwa mit der soeben aktualisierten Broschüre "Ein Netz für Kinder - Surfen ohne Risiko" im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Der nun vorgelegte Jahresbericht 2014 legt den Schwerpunkt auf Mobilkommunikation. Die wichtigsten Punkte:

  1. Selbstgefährdung. Immer auf der Suche nach coolen Aktionen verabreden sich sogar schon Grundschüler zum kollektiven Schlucken von Backpulver-Essig-Mischungen. Ein explosiver Cocktail im Magen von Schülern, verharmlost als Mutprobe, aber lebensgefährlich. Groß in Mode ist auch die Verherrlichung von Magersucht. Es werden sogar Hunger-Olympiaden virtuell ausgetragen. Nach dem Motto: Wer wiegt noch weniger?
  2. Suizid-Ankündigungen. In 13 Fällen schaltete jugendschutz.net die Polizei ein. Es bestand akute Lebensgefahr. Manchmal werden im Netz sogar Partner für einen gemeinsamen Selbstmord gesucht. Diskutiert werden dann auch die Methoden des Suizids: Jugendliche chatten darüber, ob sie lieber von einem hohen Gebäude springen oder sich vor einen Zug werfen wollen.
  3. Sexuelles Posing. Besonders häufig anzutreffen sind Fotos und Videos von Halbwüchsigen in eindeutig sexualisierter Körpersprache. Fast immer kommen solche Inhalte über ausländische Dienste, vor allem aus den Niederlanden, USA und Russland. In vielen Fällen können solche Seiten dann gelöscht werden - meistens allerdings erst nach fünf Tagen.
  4. Sexualisierte Gewalt per Download. Allein in 2014 ging jugendschutz.net 1168 Mal gegen Darstellungen sexuellen Missbrauchs im Netz vor. Deutlich mehr als noch im Jahr davor.
  5. Ködern für den Dschihad. Auch der politische Extremismus blüht im Netz und hat längst die Kinder als "Kunden" entdeckt. Konjunktur haben zum Beispiel islamistische Videos. Mit schnellen Bildschnitten und unterlegter Musik kommen sie professionell daher und sind damit maßgeschneidert für die Sehgewohnheiten Pubertierender. In "Flames of War" wird der Dschihad als Action-Abenteuer für Heranwachsende verkauft. Dieser und andere Filme finden große Verbreitung über YouTube und Facebook.
  6. Jagd auf "die anderen". Mitunter mehr als 100.000 Zugriffe bekommen Videos, in denen brutale Übergriffe auf Schwule, Obdachlose oder Drogenabhängige gezeigt werden. Mehr noch: Einige zeigen systematische Folterungen. Besonders berüchtigt sind die Clips der neonazistischen Bewegung Okkupay-Pedofilyay, die sich zunächst in Russland gründete. Neben Facebook und YouTube werden die Videos rasend schnell auch über das russische Netzwerk VK in Umlauf gebracht.
  7. Die Hatz der Rechten auf Muslime. Überhaupt ist für Rechtsextremisten das Social Web besonders wichtig. Hier werden vor allem Muslime verächtlich gemacht und mit Fußpilz und Müll verglichen. Immer nach dem Schema: Je provokanter die Beleidigung, desto mehr Klicks bekommt sie. Ein Schneeball-Effekt.