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Armee gegen Müll

7. Januar 2008

Nach Blockaden von Mülldeponien ertrinken die Straßen um Neapel in Unrat. Jetzt beordert Premier Prodi die Armee in den Kampf gegen den Dreck. Die Krise eines chronisch überlasteten Entsorgungssystems löst das nicht.

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Mann auf Straße voller Müll (Quelle: AP)
Neapel ertrinkt im MüllBild: AP

Die Polizei von Neapel ist am Montag (7.1.2008) mit Gewalt gegen die seit Tagen andauernden Proteste wegen der Wiedereröffnung einer Mülldeponie vorgegangen. Wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete, räumte die Polizei in den frühen Morgenstunden eine von Demonstranten im Vorort Pianura errichtete Straßensperre, die Müllwagen die Zufahrt zur Deponie verwehren sollte. Die Protestierenden warfen daraufhin mit Steinen nach den Polizisten. Bei der Räumung einer zweiten Straßensperre drängten die mit Knüppeln bewaffneten Sicherheitskräfte dutzende Demonstranten zurück.

Länger Ferien wegen Müll

In der Region Caserte begannen laut Ansa Militärfahrzeuge in der Nacht zu Montag mit der Reinigung der Straßen vom Müll. In der Region Kampanien transportieren Soldaten auf Anordnung von Italiens Ministerpräsident Romano Prodi den stinkenden Unrat vor Schulen ab. Damit soll die drohende Schließung zahlreicher Schulen verhindert werden. Die Direktoren hatten zuvor angekündigt, die Weihnachtsferien für die Schüler aus hygienischen Gründen verlängern zu wollen. Es gehe nicht an, dass auch die Erziehung der Kinder unter dem Müllproblem leide, betonte Prodi.

Feuerwehrleute löschen brennenden Müllberg (Quelle: AP)
Brennende Krise: Müllberge in NeapelBild: AP

Seit Jahresanfang sammelten sich den Angaben zufolge mehr als 100.000 Tonnen Unrat in der süditalienischen Region. Im Laufe des Tages sollte sich eine Sondersitzung auf Ministerebene unter Leitung von Ministerpräsident Prodi mit der Krise befassen, die mittlerweile katastrophale Ausmaße erreicht.

Anti-Mafia-Kampf verschärft Entsorgungsproblem

Zwei Polizistinnen führen eine Frau in ihrer Mitte ab (Quelle: dpa)
Massenfestnahme von Angehörigen der Camorra im März 2007 - Das Geschäft mit dem Müll ist eine wichtige Einnnahmequelle der MafiaBild: picture-alliance/dpa

Neapel und die gesamte Region leiden seit Jahren unter einem Entsorgungsproblem. Deponien und Wiederaufbereitungsanlagen sind chronisch überlastet, außerdem wurden von der örtlichen Mafia betriebene Müllhalden geschlossen. Das Geschäft mit der Müllentsorgung ist nach Ansicht von Experten nach dem Drogenschmuggel die wichtigste Einnahmequelle der Camorra. Seit 1994 gab der Staat mehr als eine Milliarde Euro aus und ernannte acht Kommissare in Folge, um die Krise zu beizulegen – bislang jedoch ohne Erfolg. (rri)