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Somalische Extremisten richten Mädchen hin

29. Oktober 2010

Islamische Extremisten haben in Somalia zwei Mädchen durch ein Erschießungskommando hinrichten lassen. Die Begründung: Sie sollen angeblich für die Regierung spioniert haben.

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Somalische Islamisten (Foto: AP)
Islamisten der Al-Shabaab...Bild: AP

Sie waren erst zwischen 15 und 18 Jahre alt: zehn vermummte Männer schossen mit ihren Waffen auf die beiden Mädchen, denen die Augen verbunden waren. Hunderte sahen ihrem Tod zu. Nach Berichten von Augenzeugen sei den Bewohnern des Ortes Belet Weyne in der Nähe der äthiopischen Grenze befohlen worden, die Hinrichtung mitanzusehen. Ein Richter der Islamistengruppe Al-Shabaab hatte die Mädchen am Mittwoch (27.10.2010) zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am selben Tag vollstreckt.

Islamisten drohen mit weiteren Hinrichtungen

Al-Shabaab-Milizen bei einer Militärübung (Foto: AP)
...kontrollieren weite Teile des Landes...Bild: AP

Der regionale Kommandeur der Al-Shabaab-Miliz verkündete den Augenzeugen zufolge vor der Menschenmenge, die beiden Mädchen seien bereits vergangene Woche aufgegriffen worden und hätten ihre Taten nach "langen Ermittlungen" gestanden. Ein Augenzeuge erklärte dagegen, eine der jungen Frauen habe kurz vor der Hinrichtung ihre Unschuld beteuert. Es war das erste Mal, dass von den Islamisten Frauen wegen Spionage hingerichtet wurden. Offenbar sollte an den beiden Mädchen ein Exempel statuiert werden, das allerdings kein Einzelfall bleiben soll. Dutzende weitere Menschen würden in Belet Weyne wegen Spionage festgehalten, sie werde das gleiche Schicksal ereilen wie die Mädchen, sagte der Al-Shabaab-Kommandeur.

Offenes Bekenntnis zu Al-Kaida

Frauen demonstrieren gegen die AU-Truppen (Foto: AP)
...viele Somalis symphatisieren mit den IslamistenBild: AP

Die Stadt war in den vergangenen Wochen Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen der Miliz und regierungstreuen Truppen. Die Islamisten hatten erst vor kurzem in der somalischen Hauptstadt Mogadischu zwei Männer wegen Spionage hingerichtet. Die Al-Shabaab unterhält Beziehungen zu Al-Kaida und hat bereits in der Vergangenheit drakonische Strafen wie Auspeitschungen, Amputationen und Hinrichtungen eingesetzt, um ihre Interpretation des Islams durchzusetzen. Die Organisation kontrolliert große Teile von Südsomalia und die Mehrheit des Stadtgebiets von Mogadischu.

Seit fast zwei Jahrzehnten herrscht in Somalia Bürgerkrieg, die derzeitige Übergangsregierung des Landes am Horn von Afrika hält sich nur mit Mühe und Unterstützung von Soldaten der Afrikanischen Union (AU) an der Macht. Weite Teile des Landes werden inzwischen von der Al-Shabaab-Miliz kontrolliert, die sich offen zum Terrornetzwerk Al-Kaida bekennt.

Autorin: Katrin Ogunsade (afp, ap)

Redaktion: Stephanie Gebert