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Sonntag Weltmeister, Montag arbeitslos?

Wim Abbink9. Juli 2006

Am Sonntag umjubelter Weltmeister, am Montag Zwangsabstieg und Vereinssuche: Durch den ausufernden Wett- und Manipulationsskandal in Italien droht 16 Teilnehmern am WM-Finale ein höchst ungewöhnliches Schicksal.

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Wie aus dem Verkaufskatalog: Viele dürften bald den Verein wechselnBild: AP

Bereits am Montag könnte das Urteil im "schlimmsten Skandal der Geschichte" (Italiens Idol Gigi Riva) die Superstars unsanft in die Realität zurückholen und den Transfermarkt vor der kommenden Saison mächtig aufwirbeln. Wenn das Sportgericht des italienischen Fußball-Verbandes FIGC die erwartete Härte zeigt und Rekordmeister Juventus Turin, den AC Mailand, Lazio Rom und den AC Florenz in die Serie B oder gar in die Serie C versetzt, wäre eine wahre Traumelf zu haben. Ach was: ein Traumkader.

Ein Angebot vom Feinsten

Eine kleine Kostprobe? Eine Abwehr mit Italiens Kapitän Fabio Cannavaro, Alessandro Nesta, Außenverteidiger Gianluca Zambrotta und dem französischen Rekordnationalspieler Lilian Thuram wäre sicherlich weltweit einzigartig. Dahinter Torhüter wie Gianluigi Buffon oder Angelo Peruzzi. Ein Mittelfeld mit Spielern wie Mauto Camoranesi, Patrick Vieira, Andrea Pirlo und Gennaro Gattuso - auch nicht schlecht. Und im Sturm böten sich Hochkaräter wie Alessandro del Piero, David Trezeguet und Luca Toni an.

WM 2006 Viertelfinale Italien Ukraine Luca Toni
Luca Toni - noch AC FlorenzBild: AP

Wohlgemerkt: Das sind nur einige Spieler der beiden Finalteilnehmer. Insgesamt stehen 29 WM-Teilnehmer zur Disposition: Darunter Brasilianer wie Dida, Cafú, Emerson und Kaká, der Tscheche Pavel Nedved, Zlatan Ibrahimovic aus Schweden, der Kroate Robert Kovac oder der Schweizer Johann Vogel. Dazu kommen noch die Spieler, die gar nicht bei der WM vertreten waren, darunter Namen wie Khaladze, Serginho, Seedorf, Rui Costa, Pessotto oder Mutu. Kein Wunder, dass viele Trainer, Manager und Spielervermittler das Urteil gar nicht erwarten können …

Real Madrid ist erste Abwanderungsadresse

"Ich werde Juve immer treu bleiben, selbst beim Abstieg in die Serie C", hatte der zweimalige Welttorhüter Gianluigi Buffon zwar mit stolzem Blick verkündet, kam dann aber nur wenige Tage später bereits etwas realistischer daher: "Am Ende wird sicherlich der Egoismus den Ausschlag geben." Und der kleine Teufel auf der Schulter flüstert selbst der treuesten Fußballerseele, dass es in Zukunft auf dem Apennin wohl keine astronomischen Gehälter mehr zu verdienen gibt.

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Schon abgedüst: Juventus-Trainer Fabio CapelloBild: dpa

Dementsprechend strecken die ersten Profis bereits die Fühler nach den europäischen Spitzenteams aus. Cannavaro, der überragende Abwehrspieler des Turniers, wird nach seinem 100. Länderspiel mit den "Königlichen" von Real Madrid in Verbindung gebracht. Ebenso Zambrotta, und dies nicht ganz zufällig: Ihr Vereinstrainer bei Juventus Turin, Fabio Capello, hat das sinkende Schiff als erster in Richtung Madrid verlassen und hofft nun auf Unterstützung seiner Landsleute.

Rechtzeitig vorgesorgt: Schewtschenko

Einige Spieler hatten sich schon rechtzeitig abgeseilt. Der Mailänder Jaap Stam etwa kehrt zurück in seine niederländische Heimat - und Andrej Schewtschenko zog beizeiten die Abramowitsch-Karte und spielt künftig beim FC Chelsea. Lilian Thuram muss sich dagegen eventuell nicht mehr mit dem Problem der Arbeitslosigkeit auf hohem Niveau beschäftigen. Nach 121 Spielen im blauen Trikot der Grande Nation denkt der 34-Jährige an den Wechsel ins Rentnerdasein. "Ich weiß noch nicht, ob ich überhaupt weitermache", sagte der Weltmeister von 1998, der bislang ebenfalls für Juventus spielte.

Andrej Schewtschenko, Ukraine, WM 2006
Rechtzeitig abgeseilt: Andrej Schewtschenko (AC Mailand)Bild: dpa

Dagegen ist sein Mannschaftskamerad David Trezeguet (28) noch im besten Fußballeralter. Am Sonntag hatte der Schütze des Golden Goal im EM-Finale 2000 (2:1 n.V. gegen Italien) die Chance, schon mal eine Visitenkarte abzugeben und sich damit für einen großen Verein zu empfehlen. Wie sein italienischer Juve-Sturmpartner Alessandro Del Piero. Damit, dass ihr Klub ungeschoren davonkommt, ist jedenfalls nicht zu rechnen.