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Sorge vor Clown-Übergriffen an Halloween

23. Oktober 2016

Wenige Tag vor Halloween häufen sich in Deutschland die Angriffe durch "Horror-Clowns" - bis hin zu Raubüberfällen. Die Polizei nimmt das Phänomen sehr ernst. In den USA machen derweil verkleidete Hunde von sich Reden.

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Coulrophobie, die Angst vor Clowns, hat das Zeug zur Trend-Angststörung
Coulrophobie, die Angst vor Clowns, hat das Zeug zur Trend-AngststörungBild: picture-alliance/dpa/E. S. Lesser

Zwei falsche Clowns haben einen 25-Jährigen in Berlin auszurauben versucht. Nach Polizeiangaben hielt einer der maskierten Unbekannten den Mann von hinten fest und forderte Geld, während der andere den Mann mit einem Stock bedrohte. Als sich der 25-Jährige losriss, flohen die Clowns. Der Überfall sei nun der erste bekannte Fall eines gewalttätigen Übergriffs von Clowns in der deutschen Hauptstadt.

Gut eine Woche vor Halloween häufen sich Übergriffe von Menschen, die sich als Clowns verkleiden, in ganz Deutschland. Im Rostocker Stadtteil Evershagen versuchte ein unbekannter Täter im Clownskostüm, einen 22-jährigen Mann und seine 20-jährige Begleiterin mit Farbe zu besprühen. In der Rostocker Innenstadt sei ein "Horror-Clown" mit einem Baseballschläger in der Hand laut schreiend auf einen 26-Jährigen zugelaufen. In beiden Fällen seien Ermittlungen wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung aufgenommen worden, teilte die Polizei mit.

Inzwischen ist Halloween auch in Deutschland ein Millionen-Geschäft
Inzwischen ist Halloween auch in Deutschland ein Millionen-GeschäftBild: picture-alliance/dpa/A. Warmuth

Auch in Aachen ereigneten sich am frühen Samstagmorgen binnen weniger Stunden zwei Vorfälle, bei denen als Clowns verkleidete Menschen ihr Unwesen trieben. Im ersten Fall sprang nach Polizeiangaben ein Täter aus einem Gebüsch und erschreckte einen 21-jährigen Fahrradfahrer, der daraufhin stürzte und in ein Krankenhaus gebracht werden musste. Ein 18-Jähriger sei von einem "Horror-Clown" mit einem langen Gegenstand in der Hand verfolgt worden.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, erklärte, die Übergriffe seien "alles andere als komisch". "Das sind schwerste Straftaten", sagte Malchow den "Ruhr Nachrichten". Wer bereit sei, jemandem Todesangst einzujagen und mit Messer oder Kettensäge auf Menschen loszugehen, der nehme Verletzungen oder gar den Tod seines Opfers in Kauf, erklärte der GdP-Chef. Wenn Menschen sich bedrängt und eingeschüchtert fühlten, könne das als Körperverletzung verfolgt werden.

Nicht jeder gefährliche Clown gilt allerdings offiziell als "Grusel-Clown". Zwei Kriminelle mit Clownsmasken in Bremen etwa, die versucht hatten, einen jungen Mann zu bestehlen, wurden von der Polizei nicht zu den aktuellen Fällen von Horror-Clownerei gezählt. Die Masken seien nicht gruselig gewesen, sondern hätten nur als Tarnung dienen sollen, erklärte ein Polizeisprecher. Der Diebstahl-Versuch ging glimpflich aus - zumindest für das Opfer: Der 21-Jährige schlug einem der beiden Maskierten kräftig auf die Nase, der daraufhin mit seinem Komplizen das Weite suchte. Das Opfer hatte rechtzeitig bemerkt, dass einer der Clowns ihm an einer Haltestelle Geldbörse und Handy aus der Hosentasche ziehen wollte und wehrte sich entsprechend.

Der zweifelhafte Trend der Grusel-Clowns hat seinen Ursprung in den USA. Seit zwei Jahren registrieren die Behörden dort entsprechende Vorfälle.

Mit Hunden kann man es ja machen: Diese Exemplare wurden von ihren Eigentümern zu Halloween als Süßigkeiten verkleidet
Mit Hunden kann man es ja machen: Diese wurden von ihren Eigentümern zu Halloween als Süßigkeiten verkleidetBild: picture-alliance/dpa/J. Schmitt-Tegge

Ein anderes Phänomen rund um Halloween sorgt dagegen für Freude bei Einzelhändlern: Die Konsumlust. Der irische Volksbrauch ist über den Umweg über die USA in den 1990er Jahren nach Deutschland gelangt  und verspricht der Wirtschaft auch in diesem Jahr kräftige Zusatzgewinne. Im vergangenen Jahr lagen die Umsätze mit Halloween-Artikeln bei schätzungsweise 200 Millionen Euro, wie die Fachgruppe Karneval des Deutschen Verbands der Spielwaren-Industrie (DVSI) der Deutschen Presse-Agentur in Nürnberg mitteilte. Allein 28,9 Millionen Euro erwirtschafteten die Unternehmen der Fachgruppe im vergangenen Jahr mit Kostümen, Perücken, Hüten, Schminksets und weiteren Accessoires - eine Million Euro mehr als im Vorjahr.

Millionen für Süßigkeiten

Auch die Süßwarenindustrie profitiert vom Gruselfest Ende Oktober: Rund zehn Millionen Euro Umsatz entfallen auf Süßigkeiten, die speziell für das Grusel-Fest kreiert werden. "Wie viele Ganzjahresartikel zusätzlich an Halloween gekauft und verteilt werden, können wir gar nicht genau berechnen", sagte Solveig Schneider vom Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI). Wie beliebt Halloween inzwischen hierzulande ist, zeigt sich zudem beim Anbau von Kürbissen. Das Statistische Bundesamt teilte mit, dass 2015 in Deutschland knapp 70.000 Tonnen Speisekürbisse geerntet wurden - rund 17 Prozent mehr als zwei Jahre zuvor. Hinzu kommen zahlreiche Kürbisse, die aus anderen Ländern importiert werden.

Was Jam Master Jay wohl zu dieser Run-D.M.C.-Verkleidung sagen würde?
Was Jam Master Jay wohl zu dieser Run-D.M.C.-Verkleidung sagen würde?Bild: picture-alliance/dpa/J. Schmitt-Tegge

Auch wenn sich Halloween in Deutschland langsam fest etabliert, bleiben die USA Kontinentaleuropa mehrere Schritte voraus. In New York feierten Hunde-Freunde das nahende Fest mit ihren verkleideten Kläffern bei einer Parade: Einige hatten teils über Monate an den kleinen Kostümen gearbeitet. Unter den Charakteren waren unter anderem US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump, die Rockband Kiss, Superhelden wie Batman oder Wonder Woman und Figuren der Zeitgeschichte. Auch als Protagonisten der Harry-Potter-Bücher sowie der Serie "Game of Thrones" hatten die Hundebesitzer ihre Haustiere verkleidet, um sie am Samstag in einem Park im Süden Manhattans Hunderten Schaulustigen zu zeigen. Viele verkleideten sich passend zu ihren Hunden, so auch Kathy Lee, die als Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton mit ihrem als Trump verkleideten Yorkshire-Terrier kam.

stu/wl (afp, dpa)