1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

SOS-Kinderdorf in Mogadischu beschossen

17. August 2011

In Somalia gehen die Kämpfe weiter. Und das Hungern auch. Ein SOS-Kinderdorf wurde beschossen und musste geräumt werden. "Uns flogen die Granaten um die Ohren", sagte der Leiter. Die Lage ist offenbar außer Kontrolle.

https://p.dw.com/p/12IO6
Kinder in den Ruinen Mogadischus (Foto: dapd)
Kinder in den Ruinen MogadischusBild: dapd

Elf Tage ist es nunmehr her, seit die gefürchtete Al-Schabaab-Miliz aus der somalischen Hauptstadt Mogadischu abzog. Trotzdem flammen dort die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und den islamistischen Freischärlern wieder auf. Auch das SOS-Kinderdorf in Mogadischu wurde am Mittwoch (17.08.2011) beschossen

"Uns flogen buchstäblich die Granaten um die Ohren, einige schlugen im Kinderdorf ein", sagte Ahmed Ibrahim, Leiter der SOS-Kinderdörfer Somalia. Verletzte habe es glücklicherweise nicht gegeben. Die Kinder und Mitarbeiter der SOS-Einrichtungen seien in eine sicherere Gegend außerhalb der Hauptstadt gebracht worden. Lediglich in der Klinik seien ein paar Mitarbeiter zurückgeblieben, um sich weiter um Schwerstkranke zu kümmern. Die Klinik selbst sei intakt geblieben. Allerdings seien im Kinderdorf Dächer und das Büro-Gebäude beschädigt worden. "Normalerweise werden wir nicht beschossen, da wir unparteiisch sind. Aber jetzt ist die Situation außer Kontrolle", sagte Ibrahim.

Heftige Kämpfe im Hungergebiet

Die Al-Schabaab, die auch Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida hat, hatte sich vor elf Tagen nach schweren Kämpfen mit Regierungstruppen aus Mogadischu zurückgezogen. Anscheinend gibt es aber immer noch Gruppen in der Hauptstadt, die den Kampf fortsetzen. Die Regierungstruppen rückten immer stärker vor, stießen dabei aber auf erbitterte Gegenwehr. Derzeit gingen die gegnerischen Parteien mit schweren Waffen wie Granaten und Flugabwehrgeschützen aufeinander los.

Die Rebellen wollen einen islamischen Gottesstaat am Horn von Afrika errichten und kämpfen für einen weltweiten Dschihad. Sie beherrschen weite Teile des Landes vor allem im Zentrum und im Süden, wo die Menschen ganz besonders unter der derzeitigen Dürre und Hungerkatastrophe leiden. Die Gruppe verbietet seit Jahren westlichen Hilfsorganisationen, in den Gebieten zu arbeiten.

UN: Alarmierende Sterbequoten

Ein Kind wird beerdigt (Foto: dapd)
Ein Kind wird beerdigtBild: dapd

Nach Einschätzung der Vereinten Nationen führt die Dürre in Ostafrika zu alarmierenden Sterbequoten bei Kindern. In äthiopischen Flüchtlingslagern liege die Sterblichkeit gerade bei jüngeren Kindern ungewöhnlich hoch, teilte ein Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks mit. Allein im mit 25 000 Menschen belegten Lager Kobe in Äthiopien, nahe der Grenze zu Somalia, stürben im Durchschnitt täglich zehn Kinder unter fünf Jahren. Todesursache sei zumeist der Ausbruch von Masern, der die oftmals stark unterernährten Kinder besonders treffe.

Die Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, forderte unterdessen ein internationales Frühwarnsystem für Katastrophen wie die Dürre am Horn von Afrika. In diesem Fall habe man die tatsächliche Dimension erst zu spät erkannt, sagte Dieckmann der Deutschen Presse-Agentur.

Dieckmann fordert eine politische Lösung

Ein Mann trägt sein totes Kind (Foto: dapd)
Ein Mann trägt sein totes KindBild: dapd

Nach den Worten Dieckmanns kann nur eine politische Lösung in Somalia die Flüchtlingsprobleme in Kenia lösen. Ihr sei auch "noch nicht ganz klar geworden, was man in der Region mittel- und langfristig machen kann". Sie sehe jedenfalls nicht, dass unter diesen Umständen dort irgendwann mal Landwirtschaft betrieben werden könne. Zuerst müsste die Möglichkeit geschaffen werden, dass die Somalis irgendwann einmal wieder nach Hause können.

Dieckmann war zusammen mit Entwicklungsminister Dirk Niebel in die Dürre-Gebiete in Kenia gereist. Niebel selbst sagte beim Besuch im kenianischen Flüchtlingslager Dadaab, das Ausmaß des menschlichen Elends, das er gesehen habe, sei nur schwer zu ertragen. Insgesamt sind von der schlimmsten Dürrekatastrophe seit 60 Jahren im Osten Afrikas mehr als zwölf Millionen Menschen bedroht. Dadaab ist das größe Flüchtlingslager der Welt.

Die Außenminister der Organisation der islamischen Kooperation beraten derweil in Istanbul über Hilfen für die hungernden Menschen in Somalia. Zu dem Treffen wurde auch der somalische Präsident Sharif Ahmed erwartet. Die Organisation der islamischen Kooperation war früher als Organisation der islamischen Konferenz bekannt, die 1969 gegründet wurde und 57 Staaten umfasst.

Autor: Martin Muno (mit dpa, dapd, rtr, kna)
Redaktion: Marko Langer