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Wirtschaftstragödie Nr. 2?

16. Februar 2010

Spanien steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Während die Regierung für Vertrauen wirbt, prognostizieren einige Wirtschaftsexperten, dass dem Euro-Land ein ähnliches Schicksaal wie Griechenland widerfahren wird.

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Symbolbild für die spanische Wirtschaftskrise: José Luís Rodríguez Zapatero, der spanische Ministerpräsident vor einem fallenden Börsenkurs (Montage: DW Peter Steinmetz/AP)
Spaniens Ministerpräsident Zapatero muss die Wirtschaftsprobleme lösenBild: DW-Montage/AP

Seit Wochen macht die spanische Wirtschaftskrise Schlagzeilen. So schrieb bereits Anfang Februar die Londoner Tageszeitung "Financial Times", dass Spanien eine noch tiefere Krise bevorstehe als Griechenland. Eine Woche später (08.02.2010) besuchte die spanische Wirtschaftsministerin Elena Salgado höchstpersönlich die Tageszeitung, um für Vertrauen zu werben. Sie erklärte, dass die spanische Staatsverschuldung zu den niedrigsten in Europa gehöre. Das spanische Finanzsystem sei stabil. Das Euro-Land sei auch weiterhin ein sicherer Investitionsstandort. Ministerpräsident José Luís Rodríguez Zapatero machte die Spekulanten für die schlechten Nachrichten verantwortlich. Ihm zufolge wollen diese "den Euro destabilisieren und jene Reformen, mit denen das Finanzsystem und der Finanzmarkt effektiver reguliert werden sollten, sabotieren."

Wie dramatisch ist die Wirtschaftkrise in Spanien?

José Luís Rodríguez Zapatero, der spanische Ministerpräsident (links) und seine Wirtschaftministerin Elena Salgado (rechts) bei einer außerordentlichen Parlamentssitzung wegen der wirtschaftlichen Lage Spaniens im November 2009 (Foto: dpa)
Sorgenfalten bei Zapatero und seiner Wirtschaftministerin Elena SalgadoBild: picture-alliance/ dpa

"Natürlich war Spanien schwer von der globalen Wirtschaftskrise betroffen. Erst der Zusammenbruch des Immobiliensektors und danach der deutliche Anstieg der Arbeitslosenzahlen“, erklärt Dr. Christian Dreger, Experte für Konjunkturanalyse vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Allerdings könne man die spanische Wirtschaftskrise nicht mit der griechischen vergleichen. "Bis zum Ausbruch der Krise hat Spanien die Anforderungen der Eurozone ohne Probleme erfüllen können, während es wegen Griechenland und seinen Haushaltsproblemen immer Diskussionen gab”, so der Wirtschaftsexperte.

Das sei dennoch ein gerne zitiertes Argument all jener, die die Politik der spanischen Regierung in Schutz nähmen, meint der Wirtschaftsexperte und Direktor der Beratungsgesellschaft "Intermoney", José Carlos Díez. "Alle Länder, die Probleme haben, schieben die Schuld auf den Euro. Und innerhalb der Eurozone auf die peripheren Länder. Sie sollen mir mal sagen, welche wirtschaftspolitische Entscheidung, die Spanien bisher getroffen hatte, falsch war. Das Land hatte einen Haushaltsüberschuss und eines der niedrigsten Schuldenniveaus in Europa", so Díez gegenüber der Tageszeitung "El País" in Madrid.

Reformen sind unumgänglich

Porträt des Abteilungsleiter der Konjunktur beim DIW Berlin, Prof. Dr. Christian Dreger (Foto: DIW Berlin)
Christian Dreger vom DIW Berlin: Spaniens Probleme nicht mit griechischen vergleichbarBild: DIW Berlin

Ministerpräsident Zapatero habe nicht angemessen auf die globale Krise reagiert, kritisiert die "Financial Times". Er habe die Schaffung von Arbeitsplätzen mit kostspieligen Notfallplänen stimuliert. Zudem habe er die Umsetzung von wirtschaftlichen Stabilisierungsmaßnahmen zu lange hinausgezögert. Der britischen Zeitung zufolge ist es fraglich, ob Spanien in nächster Zeit seinen Haushalt in den Griff bekommen würde.

Christian Dreger hält es für möglich, dass die Wirtschaft Spaniens sich erholen kann. Der Weg bis dahin sei allerdings schwer, so der deutsche Wirtschaftsexperte. "Der Prozess der Finanzkonsolidierung ist relativ lang. Wenn wir nächstes Jahr über dasselbe Thema sprechen, werden wir aber sehen, dass die spanische Wirtschaft stabiler geworden ist". Die jetzigen Anstrengungen Spaniens, die auf die Konsolidierung des Finanzsystems abziehlen, seien sehr ehrgeizig. Das lohne sich, sagt Dreger. "Ich denke jedoch, dass man ein besseres Fundament braucht, um das Wirtschaftswachstum in Spanien wieder in Gang zu setzen." Dafür müssten Reformmaßnahmen, die auf Deregulierung abzielen, auf dem Arbeitsmarkt umgesetzt werden.

Dreger ist zuversichtlich, dass diese Maßnahmen doch Wirtschaftswachstum mit sich bringen werden und beruft sich dabei auf verschiedene Studien. "Das Wirtschaftswachstum wird helfen, die Haushaltsprobleme zu lösen", versichert der Wirtschaftsexperte.

Autor: Evan Romero-Castillo
Redaktion: Nicole Scherschun