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Der Weg aus der Krise

17. Juni 2010

Die griechische Oppositionspolitikerin und Ex-Außenministerin Dora Bakojanni glaubt, dass Griechenland den Weg aus der Eurokrise finden wird. Athen habe Fehler gemacht, aber auch die EU trage eine Mitverantwortung.

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Die ehemalige griechische Außenministerin Dora Bakojianni (li) mit Giorgos Pappas (re) (Foto: DW)
Die ehemalige griechische Außenministerin Dora Bakojianni mit Giorgos PappasBild: DW

DW-WORLD: Wird es Griechenland schaffen, die Eurokrise zu überwinden?

Dora Bakojanni: Wir sind uns alle bewusst, dass wir das kürzlich verabschiedete Reformpaket und die entsprechenden Steuermaßnahmen aufnehmen müssen. Wir sind uns alle bewusst, dass wir unseren Teil beitragen müssen und dass Griechenland das Geld, das es sich geliehen hat, wieder zurückzahlen wird. Wir wissen heute in Griechenland, was falsch gelaufen ist - und wir sind fest entschlossen, ein anderes Griechenland aus dieser Krise hervorzubringen.

Wird die Regierung in Athen dem Druck, der durch die Sparmaßnahmen entstanden ist, standhalten?

Es ist nicht leicht und es tut mir leid, dass die Regierung sehr lange gebraucht hat, bis sie so weit war, diese Maßnahmen wirklich durchzuführen. Wenn wir das sieben Monate früher entschieden hätten, wäre die ganze Situation viel leichter gewesen. Aber ich glaube, das griechische Volk weiß, dass es keinen anderen Ausweg gibt. Darum müssen wir nun sehen, wie wir aus dieser Krisensituation eine Chance machen können.

Es gibt in Griechenland Kritik an Bundeskanzlerin Angela Merkel was die Griechenlandkrise betrifft. Andererseits hat Griechenland doch seine Hausaufgaben nicht gemacht, oder?

Ein Angestellter des griechischen Parlaments trägt einen Aktenberg (Foto: AP)
Athen hat viel abzuarbeitenBild: AP

Ja, das ist wahr. Wir haben unsere Hausaufgaben nicht gemacht und müssen sie jetzt machen. Das heißt, es wurden von den früheren Regierungen keine Maßnahmen zur Verhinderung einer solchen Krise ergriffen. Deshalb ist es irrsinnig schwer, heute in Griechenland Politiker zu sein. Aber das heißt nicht, dass wir diese Verantwortung nicht annehmen werden.

Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass Deutschland und Europa auch sehr lange gezögert haben. Das war nicht besonders hilfreich. Wir werden heute in der deutschen Boulevardpresse als das schwarze Schaf Europas dargestellt und meines Erachtens sehr oft auf eine unfaire Weise. Ja, wir haben unsere Hausaufgaben nicht gemacht. Ja, wir müssen viel mehr arbeiten. Aber wir können nicht vergessen, dass die Eurozone selbst auf eine Krise nicht vorbereitet war. Der Unterschied zwischen Europas Norden und Süden hat im Endeffekt positiv für den Norden gearbeitet. Das heißt, wir Griechen führen fünfmal mehr nach Griechenland ein, als wir exportieren.

Das Interview führte Giorgos Pappas

Redaktion: Mirjana Dikic / Julia Kuckelkorn