1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Flug MH17 in sozialen Medien

Carla Bleiker18. Juli 2014

Das Flugzeug wurde über dem Osten der Ukraine abgeschossen, vermutlich gibt es keine Überlebende. Die ukrainische Regierung und die Separatisten weisen die Schuld von sich, aber im Internet wird viel spekuliert.

https://p.dw.com/p/1CfIh
MH 17 Flugzeugabsturz: persönliche Gegenständer der Passagiere, verstreut auf einer Wiese. (Foto: DOMINIQUE FAGET/AFP/Getty Images)
Bild: DOMINIQUE FAGET/AFP/Getty Images

Es sind kaum Fakten über den Absturz von Malaysia Airlines Flug MH17 bekannt. Sicher ist nur, dass das Flugzeug Amsterdam am Donnerstag (17.07.2014) um 12.15 Uhr in Richtung Kuala Lumpur verließ. Zwei Stunden später verlor die Airline den Kontakt zum Flieger. Der Absturz ereignete sich nahe der Stadt Shaktersk in der östlichen Ukraine, etwa 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Es wird vermutet, dass keiner der fast 300 Menschen an Bord überlebt hat.

Der Mangel an Fakten ist der perfekte Nährboden für Spekulationen. Anton Geraschenko, ein Berater des ukrainischen Innenministers, beschuldigte auf seiner Facebook-Seite die Separatisten im Osten des Landes, das Flugzeug mit einem "Buk"-Flugabwehrsystem abgeschossen zu haben. Die Nachrichtenagentur Associated Press berichtete, ihre Reporter hätten möglicherweise ein solches Abwehrsystem in der Nähe der Rebellen-Stadt Snizhne gesehen.

Posts wurden schnell gelöscht

Der Investigativreporter Eliot Higgins von bellingcat.com teilte ein Video, auf dem angeblich ein Raketenwerfer zu sehen ist, der durch Snizhne fährt.

Der ursprüngliche Post auf Youtube wurde gelöscht, aber Higgins konnte das Video vorher speichern. Durch die Mithilfe seiner Twitter-Follower und durch das Abgleichen von Karten kam Higgins zu dem Schluss, dass das Video sehr wahrscheinlich wirklich in Snizhne aufgenommen wurde. Der Ort ist rund zehn bis 15 Kilometer von der Absturzstelle entfernt.

Nach Medienberichten postete Separatistenführer Igor Strelkov eine Statusmitteilung beim russischen Facebook-Äquivalent VKontakte über den Abschuss eines Flugzeugs, das er für einen ukrainischen Transportflieger hielt. Diesen Status löschte er aber wieder - und da es keinen Screenshot von dem Post gibt, ist die Geschichte nicht zu beweisen.

Die Suche nach den Flugschreibern

Wie die BBC berichtete, haben Rettungskräfte eine "Black Box" aus dem Flugzeug sichergestellt. Separatisten sagten der AP, sie wären im Besitz von mehr als einem Flugschreiber. Die OSZE ließ verlauten, dass die Separatisten Ermittlern Zugang zur Absturzstelle gewähren würden.

Für unabhängige Ermittler aus Malaysia und anderen Ländern sind die Flugschreiber von großer Bedeutung, um zu rekonstruieren, was vor dem Absturz der Maschine wirklich geschah. Peter Spiegel, Leiter des Brüsseler Büros der britischen Zeitung "Financial Times", zitierte auf Twitter einen EU-Offiziellen, der sagte, auf einer Black Box könne man hören, ob es zu einem Raketenangriff gekommen sei:

Spiegel twitterte außerdem die folgende Erklärung darüber, warum die Todeszahlen über Nacht nach oben schnellten, als offizielle Zahlen noch nicht bekannt waren: Kinder, die auf dem Schoß ihrer Eltern saßen, wurden zunächst nicht gezählt.

Schätzungsweise 80 Kinder kamen beim Flugzeugabsturz ums Leben. Unter den Toten war auch Nick Norris (68) aus Perth, Australia, und seine drei Enkel, die 12, 10 und 8 Jahre alt waren. Die Mehrheit der Passagiere an Bord der Unglücksmaschine kam aus den Niederlanden.

Dubioses Telefonat

Der Inlandsgeheimdienst der Ukraine veröffentlichte ein aufgezeichnetes Telefongespräch, in dem angeblich Separatisten Minuten nach dem Absturz von MH17 zu hören sind.

Für die Echtheit des Telefonats gibt es aber keine unabhängigen Belege. Separatistenführer Alexander Borodai warf im russischen Staatsfernsehen "Rossiya 24" der Luftwaffe der ukrainischen Regierung vor, das Fluzeug abgeschossen zu haben.

Tragische Schicksale

Malaysia Airlines war eine von vielen Fluggesellschaften, deren Routen vor dem Absturz durch ukrainischen Luftraum führten, wie im Tweet der "New York Times" zu sehen ist. Damit flogen sie über ein Land, das seit Monaten von Unruhen und Gewalt zwischen der Regierung in Kiew und prorussischen Separatisten im Osten des Landes geprägt ist.

Nach dem Absturz der Maschine gaben mindestens fünf Fluglinien, darunter Lufthansa, bekannt, den Luftraum der Ostukraine, wo MH17 abgeschossen wurde, weiträumig zu umfliegen.

Seit dem Absturz finden immer mehr Geschichten über die Todesopfer den Weg ins Internet. Die BBC berichtet von einem Steward auf Flug MH17, der auch mit einer Malaysia Airlines Mitarbeiterin verheiratet war. Die Frau entging im Frühjahr nur knapp einer Katastrophe: Sie hätte eigentlich an Bord von Flug MH370 arbeiten sollen - der Maschine, die im März über dem Indischen Ozean verschwand. Im letzten Moment trat sie von ihrer Schicht zurück. Jetzt ist ihr Mann tot.

Viele der Passagiere waren auf dem Weg zu einer großen AIDS Konferenz in Melbourne, Australien. Unter ihnen waren Mitarbeiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Holländer Joep Lange, der seit 30 Jahren über das Virus geforscht hatte und Vater von fünf Töchtern war.

Twitter-User Vikas Mishra postete das Foto der jüngsten Flugbegleiterin an Bord von MH17, die starb, als das Flugzeug über der Ukraine abgeschossen wurde.