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Spendenaktion gegen die weltweite Hungersnot

28. November 2010

Eine Milliarde Menschen hungern weltweit, dabei gebe es genug Essen für alle, so das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt". Die Kirchen in Deutschland haben zum 1. Advent ihre traditionellen Sammlungen gestartet.

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Ein kleiner Junge greift in eine Metallschüssel in einem Flüchtlingsdorf in der Nähe von Gulu in Uganda (Foto: dpa)
Jedes Jahr verhungern etwa 8,8 Millionen MenschenBild: dpa

"Es ist genug für alle da". Wie passt das zusammen angesichts der vielen Menschen auf der Welt, für die Hunger bittere Realität ist? Das Motto der Spendenkampagne des evangelischen Hilfswerks "Brot für die Welt" sei provokant, doch dringender denn je, sagt die Direktorin der Organisation, Cornelia Füllkrug-Weitzel. Die Entwicklungsorganisation sieht die Ursachen der weltweiten Hungersnot vor allem in dem fehlenden politischen Willen und der Gier der Spekulanten. Dabei müsse eigentlich nicht ein einziger Mensch auf der Welt hungern.

Die Spendenaktion startet in allen evangelischen Landes- und etlichen Freikirchen traditionell am 1. Advent, so auch an diesem Sonntag (28.11.2010). Im vergangenen Jahr kamen fast 55 Millionen Euro für Projekte zusammen.

Sind Überbevölkerung und Lebensmittelmangel nur Mythen?

Cornelia Füllkrug-Weitzel, Direktorin von "Brot für die Welt" (Foto: dpa)
Cornelia Füllkrug-Weitzel, Direktorin von "Brot für die Welt"Bild: Brot für die Welt

Fakt ist, dass die weltweite Lebensmittelproduktion reichen würde, um die Hungernden zu ernähren, sagt Füllkrug-Weitzel. Man müsse jedoch einige Weichen anders stellen. Die Ursachen für Hunger seien nicht Überbevölkerung und Lebensmittelmangel.

Ein Problem sieht die Direktorin der Hilfsorganisation darin, dass etwa Nahrungsmittel zum Spekulationsobjekt an der Börse geworden sind. So würden verzerrte Preisentwicklungen entstehen, die nichts mit der Realität zu tun hätten, sondern nur mit den Sorgen und Ängsten von Anlegern. Denen gehe es doch nur um ihr eigenes Geld und gar nicht um den Hunger weltweit, meint Füllkrug-Weitzel. Nur ein Beispiel: Der Weizenpreis sei allein deshalb sprunghaft gestiegen, weil über die Brände in Russland und die Flut in Pakistan berichtet wurde. Dadurch seien Anleger nervös geworden. Dabei gebe es trotzdem genug Nahrungsmittel auf dem Weltmarkt.

Regeln setzen und Führung übernehmen

Eine Spendenbüchse. 'Brot für die Welt" startet seine 52. Aktion am 1. Advent mit einem Festakt in Wiesbaden (Foto: dpa)
"Brot für die Welt" startet seine 52. Aktion am 1. Advent mit einem Festakt in WiesbadenBild: AP

"Die Bundesregierung soll einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass international klar festgelegt wird, wer welche Mengen zu welchem Zeitpunkt kaufen darf. Wir möchten uns auch den Vorschlägen anschließen, dass man eine Weltgetreidebörse macht", sagt Füllkrug-Weitzel. So müsse es Weizen auf Lager geben, der bei Bedarf verkauft werden könne. Damit könne man den Hysterien der Börsianer entgegenwirken.

Der fehlende Wille der Politik ist das Eine, doch noch schlimmer ist, wenn Regierungen Entscheidungen treffen, die die Hungersnot sogar verschärfen. So haben Politiker in einigen Regionen, wie etwa in Bangladesch, Kleinbauern das Land weggenommen und es zum Teil an internationale Lebensmittelkonzerne verkauft.

Land für Biosprit

Cornelia Füllkrug-Weitzel spricht auch ein weiteres Problem an: Agrarland wird genutzt, um Energiepflanzen anzubauen. Somit werden Getreideflächen für Biosprit-Anbau benutzt. In Mosambik zum Beispiel würden Brasilianer Flächen zur Ethanol-Produktion aufkaufen, das für den europäischen Energiemarkt gedacht sei. Das dramatische dabei sei, dass so der lokalen Bevölkerung die Ernährungsbasis entzogen werde, sagt Füllkrug-Weitzel.

Eine noch schlechtere Nahrungsverteilung sei die Folge. Und dabei wäre genug für alle da. Eines steht fest: Auch über die aktuelle Sammelaktion hinaus bleibt viel zu tun für die evangelische Hilfsorganisation "Brot für die Welt".

Katholische Kirche startet "Adveniat"-Sammlung

Auch die katholische Kirche hat am 1. Adventssonntag ihre "Adveniat"-Spendenaktion für Lateinamerika eröffnet. Im Mittelpunkt der Kampagne steht diesmal das Engagement der Laien in Honduras, El Salvador und Brasilien.

Der Auftakt der Aktion wurde im Speyerer Dom gefeiert. Schlusspunkt ist die traditionelle Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember in allen katholischen Kirchengemeinden.

Autoren: Andrea Bonhagen, Rayna Breuer
Redaktion: Sabine Faber/Ursula Kissel