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Vorbereitung zum Sturm auf Falludscha

29. Mai 2016

Unterstützt durch US-Luftangriffe suchen irakische Regierung und Verbündete bei der Schlacht um Falludscha die Entscheidung. Mittendrin im unübersichtlichen Schlachtengetümmel sind wieder tausende Zivilisten.

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Irak Falludscha Schiitische Miliz Artillerie Foto: (c) Reuters/A. Al-Marjani
Bild: Reuters/A. Al-Marjani

70 Kämpfer des so genannten "Islamischen Staats" (IS) seien bei den jüngsten Bombardements auf Falludscha gefallen, berichtete die US-geführte Militärkoalition. Jüngst war auch der Tod des örtlichen IS-Kommandeurs Maher al-Bilawi gemeldet worden. Mit Luftschlägen sollte die Hochburg der Dschihadisten offenbar sturmreif geschossen werden. Falludscha ist neben der Millionenmetropole Mossul die letzte irakische Großstadt in der Hand des IS.

Der Chefberater von US-Präsident Barack Obama für den Krieg gegen die IS-Miliz, Brett McGurk, dämpfte im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" die Hoffnung auf eine rasche Befreiung von Mossul. "Wir sind noch nicht an dem Punkt, dass der Vorstoß auf Mossul beginnen kann", sagte McGurk. Das brauche Zeit.

McGurk sprach sich für eine stärkere Beteiligung der NATO am Kampf gegen die Dschihadisten aus. Die Allianz könne etwa Awacs-Flugzeuge zur Luftraumüberwachung einsetzen und irakische Soldaten künftig im Irak ausbilden, statt wie bisher nur in Jordanien. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte kürzlich einen Awacs-Einsatz und die Ausweitung der Ausbildungsmission in Aussicht gestellt.

Zur Vorbereitung des angekündigten Sturms auf Falludscha kreisten irakische Einheiten am Wochenende die Stadt westlich von Bagdad weiter ein. Der Aufmarsch der Spezialkräfte sei abgeschlossen, meldeten irakische Kommandeure.

Rette sich wer kann

US-Spezialeinheiten sollen die Kurden beim Vormarsch unterstützen. US-Militärsprecher Steve Warren sagte, US-Flugzeuge hätten Flugblätter abgeworfen, in denen Zivilisten aufgefordert werden, Gegenden mit IS-Präsenz zu meiden. Wer nicht fliehen könne, solle ein weißes Tuch auf seinem Hausdach anbringen. "Die irakische Armee versucht, Fluchtwege zu schaffen. Die Regierung der Provinz Anbar hat Lager für Vertriebene errichtet", sagte Warren.

Die Situation in Falludscha werde täglich schwieriger, warnte der Irak-Direktor der Norwegischen Flüchtlingshilfe, Nasr Muflahi. Die Bewohner ganzer Viertel seien in die Kampfzone getrieben worden ohne sicheren Fluchtweg. Schon vor Beginn der Offensive fehlte es den Bewohnern Falludschas an Lebensmitteln, Trinkwasser und Medikamenten. Die Stadt war Anfang 2014 von sunnitischen Regierungsgegnern übernommen worden, bevor sie an die IS-Miliz fiel.

Irak Falludscha Kämpfe IS Foto: AP Photo/Rwa Faisal)
Granaten schlagen in der Stadt Falludscha einBild: picture-alliance/AP Photo/R. Faisal

Flüchtlinge eingeschlossen

In Syrien haben Kämpfer des IS die Außenbezirke der Rebellenstadt Marea überrannt. Dies berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte aus dem Exil in London.

Bereits in den vergangenen Tagen waren Einheiten der IS-Terrorarmee in der Region gegen Aufständische nahe der türkischen Grenze vorgerückt. Marea etwa 20 Kilometer südlich der Grenze ist neben Asas die einzige größere Stadt, die in der Enklave noch von Rebellen gehalten wird.

Das Rebellengebiet grenzt im Osten an den Herrschaftsbereich des IS und im Westen an Kurdengebiete. Erst kürzlich war der IS in das wegen der Nachschubwege wichtige Gebiet vorgerückt. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) flohen Zehntausende vor den Dschihadisten und sind nun in der Region um Asas eingeschlossen. Den Rebellen droht dort ein totaler Zusammenbruch.

Türkische Grenze weiter dicht

Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) und HRW gehen von 165.000 Vertriebenen aus, die rund um Asas Zuflucht gesucht haben. Karl Schembri vom Norwegischen Flüchtlingsrat (NRC) sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Lage sei beispiellos. "Das Gebiet um Asas ist komplett unsicher. Zivilisten und Helfer sind in die Konfliktzone geraten."

Irak Falludscha Kämpfe IS Foto: Getty Images/AFP/A. Rubaye
Regierungstreue Truppen feiern ihren Einzug in eine irakische StadtBild: Getty Images/AFP/A. Rubaye

Die Türkei hat ihre Grenze für Flüchtlinge aus Syrien geschlossen. Ein örtlicher Aktivist berichtete, dass Rebellen einen Ort an die kurdischen Truppen übergeben hätten, um den Abzug von Zivilisten aus dem belagerten Marea zu ermöglichen. Dabei gehe es vor allem um Kinder, Frauen und Verwundete. Auf türkischem Staatsgebiet schlugen erneut Raketen ein. Diese wurden wahrscheinlich aus Gebieten des "IS" abgeschossen. Die Kurden im Irak meldeten derweil einen Großangriff auf die Dschihadisten im Norden des Landes.

cgn/sc (APE, afp, dpa)