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"Spiegel": Steuertricks der Star-Fußballer

2. Dezember 2016

Dass Spitzenfußballer Spitzengehälter kassieren, ist bekannt. Dass manche versuchen, Millionen am Fiskus vorbeizuschleusen, hätte man sich denken können. "Der Spiegel" enthüllt nun Details über Ronaldo und Özil.

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Fußballspieler Cristiano Ronaldo
Bild: Getty Images/AFP/F. Coffrini

Zunächst mit Sperrfrist kündigte das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am Freitagabend eine Exklusivgeschichte an, die auf den Recherchen der Hamburger Journalisten und des Netzwerks "European Investigative Collaborations" (EIC) beruht. Den Redakteuren liegt ein mehrere Millionen Dokumente umfassender Datensatz vor, der einen "Einblick in den Maschinenraum der Gelddruckerei Fußball" bietet, wie das Magazin auf seiner Internetseite schreibt.

Die beiden Star-Spieler Cristiano Ronaldo (Artikelbild) und Mesut Özil stehen im Mittelpunkt der Berichterstattung unter dem Schlagwort "Football Leaks" (nach der gleichnamigen Enthüllungsplattform). So habe der mehrfache Weltfußballer Ronaldo von Real Madrid bis vor zwei Jahren eine Briefkastenfirma in der Karibik genutzt, in die seine Werbeeinnahmen flossen. Steuern habe der Portugiese darauf offenbar so gut wie keine gezahlt.

British Virgin Islands - eine lukrative Adresse

Ronaldo habe - vor Auslaufen eines Steuerprivilegs Ende 2014 - im Voraus seine Werberechte bis 2020 an zwei weitere Briefkastenfirmen auf den British Virgin Islands verkauft. Der Erlös, knapp 75 Millionen Euro, sei auf einem Konto Ronaldos bei einer Schweizer Privatbank gelandet. Die gesamte Einnahme habe er dann in das Steuerjahr 2014 hineingezogen.

Screenshot Spiegel Online - Football Leaks
Mit dieser Schlagzeile veröffentlicht das Magazin die RecherchenBild: Spiegel Online - Football Leaks

Wie der "Spiegel" weiter berichtet, ließ Ronaldo persönlich eine Anfrage des Journalistennetzwerks EIC unbeantwortet. Aus dem Umfeld einer Anwaltskanzlei, die den Fußball-Star vertrete, habe es geheißen, dass gegen Ronaldo derzeit eine Steuerprüfung laufe. Man gehe aber davon aus, dass die Behörden keine Beanstandungen hätten.

Millionen für die Berater

Beanstandungen hatten die Finanzbehörden sehr wohl, und zwar im Fall eines anderen Real-Kickers - im Fall des deutschen Nationalspielers Mesut Özil. Der spanische Fiskus hat laut "Spiegel" von Özil eine Steuernachzahlung in Höhe von zwei Millionen Euro verlangt. Außerdem sei ein Strafzuschlag von 789.963 Euro verhängt worden. Die Bescheide seien dem Fußballer im Frühjahr zugegangen. Der spanische Fiskus habe im Sommer 2014, wenige Tage nachdem Özil mit der deutschen Nationalmannschaft in Brasilien Weltmeister geworden war, mit einer Prüfung der Einkommensteuererklärungen des Spielers der Jahre 2011 bis 2013 begonnen. Das Hamburger Magazin führt aus, dass der spanische Spitzenklub dem Berater von Mesut Özil, Reza Fazeli, für die Spielzeiten 2011 und 2012 ein Honorar von insgesamt 1,2 Millionen Euro garantiert hatte. Ein anderer Berater Özils, Erkut Sögüt, hatte nach dem Wechsel des Spielers zum Londoner Klub FC Arsenal ebenfalls ein millionenschweres Honorar bekommen.

UEFA EURO 2016 - Achtelfinale | Deutschland vs. Slowakei Reaktion Özil Elfmeter
Gut beratener Steuersünder, jedenfalls nach Ansicht der spanischen Behörden: Fußball-Weltmeister Mesut ÖzilBild: Reuters/G. Fuentes

Nach Ansicht der spanischen Steuerbehörden hätte Özil persönlich - und nicht die Klubs - die Spielerberater entlohnen müssen. Folglich werteten sie diese Zahlungen als Einkommensvorteil für den Fußballprofi, den dieser zu versteuern habe.

Einspruch eingelegt

Özil hat dem "Spiegel"-Bericht zufolge die Steuernachzahlungen inklusive Verzugszinsen im März zunächst beglichen. Die Strafzahlung in Höhe von knapp 790.000 Euro sei ausgesetzt worden, weil Özil Widerspruch gegen die Nachzahlung eingelegt habe.

Auch der deutsche Star-Kicker hat sich zu dem Bericht noch nicht geäußert. Nach der "Spiegel"-Schilderung dürften ihn die Schlagzeilen aber nicht überraschen: Mehr als anderthalb Jahre lang hätten seine Anwälte und Steuerberater in Madrid und Mülheim an der Ruhr versucht, die Nachforschungen der Behörden ins Leere laufen zu lassen. Doch der Pass in die Tiefe des Raums kam dann offenbar doch an. Das Hamburger Nachrichtenmagazin hat übrigens eine ganze Serie zu dem Thema angekündigt. 

ml/myk (Der Spiegel, afpe)