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Spielen mit Klischees

12. März 2011

David Werker hat das Studium als Comedy-Programm entdeckt. Der 25-jährige Germanistikstudent verschmäht kein Klischee vom lustigen Studentenleben – und hat damit Erfolg.

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Der Student und Comedian David Werker (Pressefoto)
Aufgeweckt: David WerkerBild: David Werker

In einer roten Trainingsjacke stolziert er lässig auf die Bühne, kratzt sich die wuscheligen Haare und bekennt freimütig, dass er gerade erst aufgestanden ist, um 15:30 Uhr morgens. Der Student als Langschläfer, Faulenzer, Frauenheld und Kochmuffel – David Werker bedient in seinem Comedy-Programm "Aus dem Leben eines aufgeweckten Studenten" alle Klischees. Und hat damit in Zeiten von Bachelor und Master, Studiengebühren und Wohnungsnot Erfolg.

Eine Uhr zeigt 16:15 Uhr an (Foto: DW-TV)
Guten Morgen!Bild: DW-TV

Im Jahr 2007 gewann der 25-jährige Germanistikstudent aus Siegen die Talentschmiede im "Quatsch Comedy Club". Seitdem tourt er mit seinem Programm durch Deutschland und hat unter dem Titel "Morgens 15:30 Uhr in Deutschland" sogar ein Buch dazu veröffentlicht. Er ist im siebten Semester und bezeichnet sich selbst als einen "Langzeitstudenten", der sich schon mittwochs ins wohlverdiente Wochenende verabschiedet. Kein Wunder, denn David Werker ist die Comedy-Karriere wichtiger als der Master. Was er bei dieser Studienwahl für naheliegend hält.

Klischees als "Türöffner"

"Als Germanist ist man gewohnt, dass die Leute über einen lachen", sagt er. Der Sprung auf die Bühne sei für ihn daher nicht so weit gewesen. "Und da ich ja eine Fünf-Stunden-Woche habe, blieb genug Zeit, um ein Buch zu schreiben." Nicht nur auf der Bühne, auch in seinen Interviews gibt sich David Werker als der lässige Teilzeitstudent. Er bedient alte Klischees über das unbeschwerte Studentenleben, die nach den Sozialerhebungen des Deutschen Studentenwerks längst Vergangenheit sind. Denn danach haben Bachelorstudenten mindestens eine 43-Stunden-Woche. 19 Prozent von ihnen empfinden die zeitliche Belastung als zu hoch.

Zu einem Fragezeichen gebogene Spaghetti liegen auf einem Teller (Foto: dpa)
Bologna-Reform?Bild: picture alliance/zb

David Werker sieht das anders. Die Klischees, die er in seinem Buch aufführe, nutze er in seinem Buch und Comedy-Programm bewusst als "Türöffner", gibt er zu. "Aber vieles ist doch wahrer als ich selbst geglaubt hätte." So gebe es durchaus Studenten, die in Zeiten der Bologna-Reform fragten, ob das etwas mit Spaghetti zu tun habe, die ihre Zeit im Netz statt in der Vorlesung verbringen und statt zu jobben lieber bei den Eltern die Hand aufhalten würden.

Wenig Arbeit für viel Geld

So philosophiert er in seinem Buch lapidar über Nebenjobs, die wenig Arbeit machen und viel Geld bringen. Zum Beispiel Blut spenden und Kellnern. Aber er muss dann doch zugeben, dass es "schwieriger ist, als man denkt", als Student Geld aufzutreiben. Da bleibt für David Werker nur eins: Streiken, damit die Studiengebühren wieder abgeschafft werden. Tatsächlich jobben laut Deutschem Studentenwerk 66 Prozent der Studierenden nebenbei. Für die Hälfte von ihnen ist der Nebenjob als Taxifahrer, Verkäufer, Bürokraft oder eben Kellner notwendig für den Lebensunterhalt.

Eine Hand hält ein Einmachglas mit Geldmünzen und -scheinen (Foto: PA)
Überlebenskünstler ...Bild: PA

Zumal auch das Wohnen immer teurer wird. Die Studentenbude ist auch für David Werker ein ausgesprochen ergiebiges Thema. Da würden "Löcher sehr kreativ vermarktet", erzählt er und nennt das Beispiel einer Annonce, in der die kleine, dunkle und feuchte Kellerwohnung als "modernes 0,5-Zimmer-Appartement Nähe Parterre" vermietet wird. Studentenwohnheime sind für ihn "Herbergen der international anerkannten Nullsternekategorie" und Wohngemeinschaften nur durch Hartnäckigkeit zu erobern. "Ich empfehle jedem, immer wieder in der WG eines Freundes zu übernachten, dann wird man irgendwann automatisch als Mitbewohner akzeptiert."

David Werker übrigens wohnt, wie 17 Prozent aller Studierenden, alleine in einer kleinen Mietwohnung. "Ich kann die Nudeln vom Herd nehmen, ohne dafür vom Bett aufstehen zu müssen", erzählt er. Doch das kommt bei ihm nicht allzu oft vor. Aus seinem Studienort Siegen nämlich flüchtet er, so oft er kann. Die eher kleinbürgerliche Stadt ist wohl auch ein Grund dafür, dass der Germanistikstudent Comedian geworden ist. "Wenn einen viele Sachen aufregen", so meint er, "ist es einfach, Komik darin zu finden."


Autorin: Sabine Damaschke
Redaktion: Gaby Reucher


David Werker: Morgens 15:30 Uhr in Deutschland. Handbuch für aufgeweckte Studenten, Langenscheidt, 180 Seiten, 9,95 Euro.