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Spitzenprodukte vom Rhein

Jutta Wasserrab20. November 2002

Deutsche Überwachungskameras der Firma Robot sorgen weltweit für mehr Sicherheit auf den Straßen. Auch in Kuwait "blitzt" die Polizei nun mit deutscher Technologie.

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Bild: Bilderbox

"Natürlich, ich tappe da auch rein. Man übersieht ein Verkehrsschild, gerade auf der Autobahn, man bekommt eine Geschwindigkeitsbegrenzung zu spät mit und dann ist es passiert", sagt Bernhard Dohmann, Geschäftsführer der Robot Visual Systems in Monheim am Rhein. Sein zur Jenoptik-Gruppe gehörendes Unternehmen produziert Geräte zur Ampel- und Geschwindigkeitskontrolle. Damit "blitzen" Polizei und Kommunen Verkehrssünder. Darunter hin und wieder auch Bernhard Dohmann, dem dann das eigene Produkt zum Verhängnis wird: "Ich meine, es wäre schlecht, wenn unsere Geräte bei uns nicht funktionieren würden."

Über den Bußgeldbescheid, der ihm dann ins Haus flattert, ärgert sich Dohmann - als Autofahrer. Als Geschäftsmann freut er sich über seine gestochen scharfen Fotos. Von der Bildqualität der Robot-Kameras hat sich auch die Regierung in Kuwait überzeugen lassen. Sie orderte 85 Kontrollgeräte. Ralf Schmitz, zuständiger Verkaufsmanager für Asien, erinnert sich an die anfänglichen Schwierigkeiten: "Wir waren gezwungen, einiges neu zu entwickeln, zu verbessern, was wir schon hatten."

Kontrollgeräte mit Klimanlage in Kuwait

Ein Problem waren besonders die heißen Temperaturen: Kuwait ist eines der heißesten Gebiete der Erde. "Wir waren gezwungen unsere Anlagen komplett mit Klimaanlagen auszustatten, damit die überhaupt verlässlich arbeiten können", berichtet Schmitz von den Herausforderungen des Projekts. Inzwischen habe Robot die Schwierigkeiten aber überwunden.

Für die Firma sei das Projekt in Kuwait eine einmalige Chance gewesen, sagt Schmitz: "Das interessante an diesem Kuwait-Projekt war eben, dass es vorher diese Überwachung gar nicht gab. Das heißt man hat eine sehr einfache Möglichkeit zu vergleichen, wie war das Verhalten der Verkehrsteilnehmer vor Einführung dieses Projektes und wie ist es nun." Robot konnte dabei feststellen, dass die Zahl an schweren Unfällen in den überwachten Gebieten um mehr als 40 Prozent zurückgegangen ist.

Das hat schließlich auch Kuwaits Bevölkerung überzeugt. Ertappte Raser nehmen ihren Fuß inzwischen lieber vom Gas, anstatt wie anfangs einen gezielten Schuss auf die Anlagen zu feuern. Ohnehin - Robot weiß seine Kameras gegen ungehaltene Autofahrer zu schützen: mit Schutzblechen, Panzerglas und Alarmanlagen.

Das Engagement in Kuwait hat sich für Robot und seine 160 Mitarbeiter gelohnt. Gerade im Mittleren Osten hat die Nachfrage spürbar angezogen. Damit kann Robot seine komfortable Marktposition weiter ausbauen. Mit einem Jahresumsatz von rund 25 Millionen Euro ist das mittelständische Unternehmen im Bereich der Verkehrssicherheitstechnik schon heute weltweit führend.

In die Nische der Verkehrssicherheit

Doch Robot war nicht von Anfang an auf Verkehrssicherheitstechnik spezialisiert. Ursprünglich produzierte das Unternehmen Kleinbildkameras für Hobbyfotografen. Fritz Kergel, langjähriger Mitarbeiter der Firma, erinnert sich: "In den 50 Jahren war die Robot neben der Leica die beliebteste Kamera. Wenn sie heute Sammlerbörsen sehen, ist diese Kamera und die Leica die beliebteste und die teuerste Kamera für Sammler."

Allerdings drängten die Japaner in den fünfziger Jahren mit Billig-Kameras auf den Markt. Für die teure Robot-Kamera blieb da kein Platz mehr. Findig rettete sich das Unternehmen in die Nische der Verkehrssicherheit. Eine Nische mit besonderen Anforderungen, wie Organisationsleiter Arne Bergmann erklärt: "Jeder, der zu Hause eine Kamera hat, der weiß, blitzen kann ich mit einer 1/60 oder vielleicht mit einer 1/125. Wenn ich jetzt aber sehr schnelle Objekte photographieren will, wie ein vorbeifahrendes Auto mit einer hohen Geschwindigkeit, dann muss ich wegen der hohen Geschwindigkeit 1/1000 Verschlusszeit wählen."

Für die Robot-Kamera ist die ein Tausendstel Sekunde Verschlusszeit kein Problem. Die Kamera besitzt eine so genannte Rotorscheibe. Eine hauchdünne Scheibe aus Titan, aus der wie bei einem Kuchen ein Stück herausgeschnitten wurde. Die Scheibe dreht sich mit hoher Geschwindigkeit um die eigene Achse. Dadurch werden kurze Belichtungszeiten möglich. Und nur die Robot-Kamera ist im Stande, das Bild dabei auch noch voll mit dem Blitz auszuleuchten.

Dennoch - trotz des Erfolgs der bisherigen Kamera setzt Robot derzeit auf einen Generationenwechsel. Das Unternehmen steht im Moment an der Schwelle zur Umrüstung auf komplett digitale Technologie, erläutert Geschäftsführer Dohmann:

"Diese Umrüstung auf digitale Technik ist für Robot nicht nur einfach ein Gerätewechsel, sondern man muss ganz knallhart sagen, das ist ein Quantensprung."

Für die Digitalisierung braucht das Unternehmen jedoch auch innovative Kunden. Nun sitzen Robots Kunden aber überwiegend in Amtsstuben. Nicht gerade der Ort, der wegen seiner Innovationsfreude von sich Reden macht. Dohmann und seine Leute werden deshalb noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten haben.